Mit dem Zeitpunkt deines Ausscheidens aus dem Berufsleben (das Renteneintrittsalter lag 2023 bei 66 Jahren) startet die Auszahlung der Privat-Rente. Zwei Varianten sind möglich: Du erhältst den dir zustehenden Betrag, mit einem Schlag als Einmalzahlung. Oder du erhältst die angesparte Summe in monatlichen Raten als Rentenaufstockung. Hierzu kannst du unter unterschiedlichen Auszahlungsvarianten wählen, die die Stiftung Warentest untersucht hat. Dazu später mehr.
Zwei Beispiele zeigen die Beträge, um die es geht
Zunächst einmal nutzen wir den Rechner der Allianz-Versicherung zur Privat-Rente (Tarif KomfortDynamik mit 80 Prozent Garantieniveau), um an zwei Beispielen zu zeigen, wie hoch die Ansparsumme ist und wie groß die Zusatzrente ausfallen könnte.
- Erstes Beispiel
- Du bist 25 Jahre alt und am 12.1.1999 geboren
- Du zahlst 42 Jahre bis zum Erreichen deiner Rentenaltersgrenze (Zeitpunkt: 1.4.2066) ein, und zwar monatlich 100 Euro.
- Einzahlungssumme: 52.400 Euro.
- Dann erhältst du eine monatliche Privat-Rente (inkl. angenommene Überschussbeteiligung von 3 Prozent) von 256 Euro.
- Monatlich garantierte Mindestrente 100 Euro.
- Alternative als einmalige Kapitalauszahlung: 68.509 Euro.
- Zweites Beispiel
- Du bist 25 Jahre alt und am 12.1.1999 geboren:
- Du zahlst 42 Jahre bis zum Erreichen deiner Rentenaltersgrenze (Zeitpunkt: 1.4.2066) ein, und zwar monatlich 20 Euro.
- Einzahlungssumme: 10.480 Euro.
- Dann erhältst du eine monatliche Privat-Rente (inkl. angenommene Überschussbeteiligung von 3 Prozent) von 51 Euro.
- Monatlich garantierte Mindestrente 20 Euro.
- Alternativ als einmalige Kapitalauszahlung: 13.702 Euro.
Eine andere Sicht auf die Privat-Rente hat Check24 berechnet. Die Frage lautete: Welchen Betrag musst du ansparen, um eine Zusatz-Rente von 500 Euro zu erreichen? Die aufzuwendende Summe unterscheidet sich erheblich nach dem Alter beim Sparbeginn. Das Fazit: Möglichst früh mit dem Sparen zu beginnen, lohnt sich, weil der monatliche Beitrag dann deutlich geringer ist.
- Sparbeginn mit 50 Jahren
- Beitrag pro Monat: 370 Euro
- Sparbeginn mit 45 Jahren
Beitrag pro Monat: 250 Euro
- Sparbeginn mit 40 Jahren
Beitrag pro Monat: 180 Euro
- Sparbeginn mit 35 Jahren
Beitrag pro Monat: 140 Euro
- Sparbeginn mit 30 Jahren
Beitrag pro Monat: 105 Euro
Die Crux der einmaligen Kapitalauszahlung
Keinen Kopf musst du dir über das richtige Auszahlungsmodell machen, wenn du dir das angesparte Geld nicht häppchenweise, sondern auf einen Schlag auszahlen lässt. Das bedeutet: Dir wird das Geld, das du in der privaten Rentenversicherung angespart hast, mit einem Mal ausgezahlt. Natürlich unter Abzug der einmaligen Kosten für den Vertragsabschluss. Die Stiftung Warentest geht von stolzen 6 Prozent aus. Kommt es zu Rentenzahlungen, sind zusätzlich noch einmal 1,5 Prozent Verwaltungskosten fällig.
Bist du auf der Suche nach einem Job? jobs.inFranken.de!
Ob du die Kapitalauszahlung der privaten Rentenversicherung im Alter für den Lebensunterhalt nutzt oder mit dem Einmalbetrag einen Immobilienkredit tilgst oder die lang ersehnte Weltreise machst, bleibt dir überlassen. Eine Kombination aus Kapitalauszahlung und Rente ist bei vielen Versicherungen möglich.
Reichen gesetzliche Rente und andere Alterseinkünfte nicht aus, um den Lebensstandard im Rentenalter zu halten, macht die Auszahlung der Privat-Rente als monatliche Zahlung mehr Sinn. Damit kannst du Fixkosten wie die Miete, Stromrechnungen oder Lebensmitteleinkäufe bezahlen. Bist du zu Rentenbeginn gesund und erhoffst dir ein langes Leben, ist eine monatliche Rente sinnvoller als eine einmalige Kapitalauszahlung.
Die dynamische Rente
Die Zeitschrift Finanztest der Stiftung Warentest hat sich die privaten Rentenmodelle bei der Auszahlung genauer angeschaut (Den gesamten Report kannst du kostenpflichtig downloaden, Preis: 4,90 Euro). Sie unterscheidet drei Auszahlungs-Varianten: die dynamische, teildynamische und flexible Rente. Die meisten Versicherer bieten zwei oder drei der Auszahlungsformen an. Die drei Varianten sind kurz zu erläutern.
Bei der dynamischen Privat-Rente*, so berichtet Finanztest, ist als Rentenzahlung im ersten Jahr nur die geringere garantierte Rente fällig (in unserem ersten Beispiel sind es 100 Euro satt 256 Euro und im zweiten Beispiel 20 Euro statt 51 Euro). Die von der Versicherung erwirtschafteten Überschüsse kommen erst ab dem zweiten Jahr zum Zug und bilden dann die Gesamtrente. Die dynamische Privat-Rente steigt meistens kontinuierlich an. Allerdings nur dann, wenn die Versicherung Überschüsse erwirtschaftet. Die einmal erreichte Gesamtrente kann für die restliche Rentenzeit allerdings nicht mehr sinken. Wird die Überschussbeteiligung weniger, steigt die Rente lediglich langsamer. Bei der dynamischen Privat-Rente liegt die anfängliche Gesamtrente bei 284 Euro. Der Rentenbetrag wird jedes Jahr mit einem Steigerungssatz von 2 Prozent erhöht. Sollte die Überschussbeteiligung entfallen, bleibt die Gesamtrente auf der Höhe des Vorjahrs. Finanztest sieht in dieser Auszahlungs-Variante folgende Vorteile und Nachteile:
Vorteile
- Die einmal erreichte Rentenhöhe kann danach nicht mehr sinken. Sie schafft damit große Sicherheit.
- Die Rentenhöhe steigt regelmäßig, allerdings jährlich nur etwas an.
- Du hast Planungssicherheit für die kommenden Jahre.
Nachteile
- Die Rentenhöhe ist zu Beginn niedrig.
- Es dauert sehr lange, bis der Nachteil der niedrigeren Anfangsrente im ersten Jahr aufgeholt ist.
*Um die drei Varianten bilden und rechnen zu können, gibt es gleichbleibende Modellannahmen: Es handelt sich um eine Sofortrente von 100.000 Euro. Das Alter des Versicherten beim Ausstieg aus dem Berufsleben, also zum Vertragsbeginn, liegt bei 66 Jahren. Bei allen drei Varianten sind einmalige Kosten beim Vertragsabschluss von 6 Prozent und Verwaltungskosten von auf die Rentenzahlungen von 1,5 Prozent eingerechnet.
Die flexible Rente
Die flexible Renten-Variante ist zu Beginn deutlich höher als das dynamische Modell. Im Gegensatz zur dynamischen Rente kann sie aber auch sinken. Bei der flexiblen Renten-Variante bleibt die monatliche Rente so lange gleich hoch, wie sich die Überschussbeteiligung nicht ändert. Fällt die Überschussbeteiligung ganz aus, kann die Rentenzahlung auf die anfängliche Garantierente sinken. Diese Variante wird häufig auch als "konstante Rente" bezeichnet. Bei der flexiblen Renten-Variante liegt die anfängliche Gesamtrente bei 378 Euro, ist also deutlich höher als beim dynamischen Modell. Bei dieser Auszahlungs-Variante gibt es keine automatische jährliche Erhöhung. Finanztest sieht in dieser Renten-Variante folgende Vorteile und Nachteile:
Vorteile
- Die höchste Startrente wird gezahlt.
- Die Summe der Auszahlungen liegt lange Zeit über der Summe der Zahlungen mit dynamischer Rente.
Nachteile
- Die Rente kann auf das Niveau der garantierten Rente zurückfallen.
- Die Rentenhöhe kann stark schwanken.
Die teildynamische Rente
Die teildynamische Rente ist eine Mischform der beiden vorigen Varianten. Ein Teil der Überschüsse wird – wie bei der dynamischen Rente – zur Erhöhung der garantierten Rente verwendet. Ein anderer Teil dient der zur sofortigen Erhöhung der Gesamtrente. Damit liegt die anfängliche Rentenzahlung etwas höher als bei der dynamischen Rente, aber niedriger als bei der flexiblen Variante. Die Teildynamik führt dazu, dass die Zusatzrente sinken kann, wenn die Überschussbeteiligung geringer ausfällt – aber nicht unter die zwischenzeitlich bereits erreichte Garantierente.
Auf der Suche nach einem Job? jobs.inFranken.de!
Bei der teildynamischen Rente liegt die anfängliche Gesamtrente bei 328 Euro. Der Rentenbetrag wird jedes Jahr mit einem Steigerungssatz von 1 Prozent erhöht. Finanztest sieht in dieser Renten-Variante folgende Vorteile und Nachteile:
Vorteile
- Die Rentenhöhe ist zu Beginn etwas höher als bei der dynamischen Rente.
- Die Rente sinkt in schlechten Jahren nicht ganz so stark ab wie bei flexibler Rente.
Nachteile
- Die Rentenhöhe kann sinken.
- Die Startrente ist niedriger als bei der flexiblen Rente.
Die Ergebnisse der Renten-Varianten bei den Versicherungen Allianz, Europa und Alte Leipziger
Die Stiftung Warentest hat bei drei Versicherungen ihre Modell-Varianten einem Praxistest unterzogen. Und zwar mit einer Ansparsumme von 100.000 Euro. Das Renteneintrittsalter beträgt 66 Jahre. Hinzu kommen einmalige Kosten bei Vertragsabschluss von 6 Prozent und Verwaltungskosten auf die Rentenzahlungen von 1,5 Prozent. Bei den Versicherungen kommen in den Vergleich: Allianz, Europa und Alte Leipziger.
- Allianz Versicherung
- Dynamische Rente: 293 Euro (Anfangsbetrag), Steigerung bei konstanten Überschüssen von 2,85 Prozent p.A.
- Teildynamische Rente: 408 Euro (ohne jährliche Steigerung)
- Flexible Rente: kein Angebot
- Ergebnis: Steigerung bei konstanten Überschüssen 1 Prozent, bei einem Alter von 101 Jahren hätte die dynamische Rente ihren Startnachteil gegenüber der teildynamischen Rente aufgeholt. Das beste Auszahlungsmodell bei der Allianz ist also die teildynamische Rente.
- Europa Versicherung
- Dynamische Rente: 305 Euro (Anfangsbetrag), Steigerung bei konstanten Überschüssen von 2,65 Prozent p.A.
- Teildynamische Rente: kein Angebot
- Flexible Rente: 442 Euro
- Ergebnis: Höchster Betrag für die dynamische Rente.
- Alte Leipziger Versicherung
- Dynamische Rente: 284 Euro (Anfangsbetrag)
- Teildynamische Rente: 307 bis 357 Euro Startrente (verschiedene Dynamiken wählbar)
- Flexible Rente: 382 Euro (Anfangsbetrag)
- Ergebnis: Die geringste Startrente bei der dynamischen Rente von den drei Versicherungen. Bei der flexiblen Rente ist die Höhe geringer als bei der Alte Leipziger Versicherung.
Fazit der Stiftung Warentest: "Die Unterschiede in der Auszahlungshöhe sind bedeutend. Zu Rentenbeginn können Versicherte wählen, wie sie sich ihre private Rente auszahlen lassen." Je nachdem für welche Variante du votierst, kann das je nach Versicherung einige hunderte Euro mehr oder weniger ausmachen. Es ist also nicht ganz unwichtig, für welches Auszahlungsmodell du dich entscheidest.
Verwirrende Namen und schwierig zu vergleichende Leistungen
Wenn du möglichst hohe Erträge aus deiner Privat-Rente ziehen willst, solltest du nur auf die Zahlen schauen. Die Stiftung Warentest kommt bei diesem Blick zu folgendem Ergebnis: "Bei konstanten Überschüssen müssen Versicherte fast 95 Jahre alt werden, um mit der dynamischen Rente insgesamt mehr zu bekommen."
Entfallen dauerhaft die Überschusszahlungen (z. B. durch geringere Zinsen wie in den letzten Jahren), ist die dynamische Rente allerdings nach einiger Zeit im Vorteil. Insgesamt bleiben große Risiken: Wie sich die Überschüsse in der Zukunft entwickeln, ist unklar. Vergleiche sind ausgesprochen schwierig, weil die Namen der Renten-Varianten sehr unterschiedlich sind. Hinter Bezeichnungen wie "Zusatzrente" (Allianz), "Steigende Bonusrente" (Württembergische) oder "Sofortüberschussrente" (R+V) verbergen sich unterschiedliche Dinge.
Finde auf jobs.inFranken.de dein Karriereglück!
Deshalb ist zu empfehlen, dass du die drei Grundvarianten der dynamischen, teildynamischen und flexiblen Rente kennst und diese als Maßstab anlegst. Die Stiftung empfiehlt, dass du von den Versicherungen Berechnungen verlangst, wie hoch die Startrente in den Modellen und die jährlichen Steigerungen bei konstanter Überschussbeteiligung sind.
Ein komplexes Angebot mit Tücken
Klar ist, dass die gesetzliche Rente nicht reicht, um deinen Lebensstandard, wie du ihn vor dem Renteneintritt hattest, abzusichern. Du musst dir, und das möglichst früh, Gedanken darüber machen, wie du die Zahlungen der DRV ergänzt. Die Privat-Rente von den Versicherungen ist ein Angebot, das sehr komplex ist und seine Tücken hat.
Vorschaubild: © Alexander Raths/AdobeStock