Es ist kein schöner Anblick: Bei dieser seltenen Erkrankung verfärbt sich die Zunge und wirkt zudem behaart. Als ein Risikofaktor für die "schwarze Haarzunge" gilt Rauchen. Aber auch andere Alltagsgewohnheiten können Auslöser sein.
Verfärbt und pelzig: Die schwarze Haarzunge, auch "Nigritis linguae" oder "Lingua villosa nigra" genannt, ist eine seltene und meist harmlose Erkrankung. Wie viele Menschen davon betroffen sind, lässt sich nicht genau beziffern. Geschätzt tritt das Phänomen weltweit bei 0,5 bis elf Prozent der Menschen auf, erklärt Dr. Christian Walter im Interview mit t-online. "Genaue Fallzahlen für Deutschland gibt es noch keine", meint der Oberarzt an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz.
Schwarze Haarzunge: Das steckt hinter der pelzigen Erkrankung
Typisches Merkmal der Erkrankung ist das veränderte Aussehen der Zunge. Dabei kommt es zu einer deutlichen Verlängerung und Verdickung der sonst kaum sichtbaren Papillen auf der Zunge - diese sind normalerweise nur etwa einen einzigen Millimeter groß, wachsen bei der Erkrankung allerdings auf bis zu zwei Zentimeter an. Dadurch sehen die Papillen letztlich wie kleine Haare aus und geben der Zunge ein pelziges Aussehen. Schmerzhaft ist die Erkrankung jedoch nicht.
Zudem kommt es zu einer (meist dunklen) Verfärbung. Diese beginnt im hinteren oder mittleren Bereich der Zunge und breitet sich dreieckförmig nach vorne aus. Häufig färbt sich die Zunge dann schwarz, aber auch andere Farbtöne treten oft auf: braun, grau, sogar rot, gelb oder grün. Auf den Papillen befinden sich nämlich pigmentbildende Bakterien. Zusammen mit weiteren, von außen kommenden Pigmenten, kommt es so zur Verfärbung der verlängerten Papillen.
Zwar verläuft die Erkrankung normalerweise harmlos, bringt aber einige Unannehmlichkeiten mit sich. Neben der auffälligen Optik der Zunge klagen Betroffene "gelegentlich über pappigen oder fauligen Geschmack, [...] im Einzelfall über Gaumenkitzeln, oft über Appetitlosigkeit und Stuhlunregelmäßigkeiten", schreibt das Bayerische Ärzteblatt.
Unklar ist noch, warum es zu einer plötzlichen Veränderung der Zungenoberfläche kommt. Möglicherweise steckt eine Störung des Immunsystems dahinter, die sich dann auf den Mundraum auswirkt. Denkbar ist, dass dadurch das Wachstum der Papillen (Schleimhaut auf der Zunge) angeregt wird, oder es zu einer Störung der Abschuppung der oberen Hornschicht der Zungenhaut kommt. "Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus beiden Theorien", meint Dr. Christian Walter.
Das sind die Risikofaktoren: Rauchen, Alkohol und Medikamente
Doch wer erkrankt eigentlich an der schwarzen Haarzunge? Tatsächlich ist schon einiges über die Risikofaktoren bekannt. Demnach leiden Raucher häufiger an einer Haarzunge als Nichtraucher. Zudem stellt eine schlechte bzw. mangelhafte Mundhygiene ein erhöhtes Risiko für die Krankheit dar. Darüber hinaus gibt es aber auch noch weitere Faktoren:
Die Behandlung der Erkrankung verfolgt generell ein Ziel: die Bekämpfung oder Beseitigung der auslösenden Faktoren, beispielsweise mit dem Rauchen aufzuhören. Oftmals hat auch schon eine verbesserte oder angepasste Mundhygiene eine heilende Wirkung. In den meisten Fällen verschwindet die Erkrankung nach einigen Wochen oder Monaten. Zwar ist die schwarze Haarzunge nicht wirklich gefährlich, dennoch ist es ratsam, einen Experten für Mundhygiene aufzusuchen. Dieser kann die Erkrankung individuell einordnen und das weitere Vorgehen erläutern.
Patient litt an grüner Haarzunge
Für einen Mann aus den USA wurde der Alptraum von einer Haarzunge Realität: Der 64-Jährige aus Ohio litt an einer Zahnfleischentzündung, welche mit dem Antibiotikum "Clindamycin" behandelt wurde. Etwa zum Zeitpunkt des Abschlusses der Behandlung bemerkte er, dass sich seine Zunge veränderte, wie die Daily Mail berichtete.
Einige Wochen später begab sich der Mann, der außerdem aktiver Raucher ist, deshalb in eine Klinik. Die Diagnose: Haarzunge. In seinem Fall wuchsen die Papillen stark an und verfärbten sich - allerdings nicht schwarz, sondern grün. Glücklicherweise bildete sich das Symptom nach einiger Zeit wieder zurück. Nach sechs Monaten war die Zunge des Patienten wieder im Normalzustand.
Eine Einzelfallstudie beschäftigte sich im Juli 2023 mit der Erkrankung des Patienten. In einem Artikel im "New England Journal of Medicine" machen die Forscher darauf aufmerksam, dass nicht abschließend geklärt ist, warum sich bei dem 64-Jährigen eine Haarzunge bildete. Naheliegend ist die Erklärung, dass dies auf dessen Rauchverhalten zurückzuführen ist. Auch die Behandlung seiner Zahnfleischentzündung mit Antibiotika könnte Auslöser dafür gewesen sein. Abschließend bewiesen ist das jedoch nicht.
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