Höheres Krebs-Risiko durch brennende Kerzen? Das steckt dahinter

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Kerzen sorgen für eine schöne Atmosphäre.
Kerzen sorgen für eine schöne Atmosphäre.
CC0 / Pixabay / Ri_Ya

Kerzen sorgen für eine stimmungsvolle, kuschelige Atmosphäre, bergen aber auch ein Risiko für Krebs. Was steckt dahinter?

Wer kennt es nicht? Ist es draußen noch so bitterkalt, führt bereits eine brennende Kerze in unserem Zuhause dazu, dass uns etwas wärmer ums Herz wird und wir uns wohlfühlen.

Auch du hast das aufkommende Gefühl von Heimeligkeit im Kerzenschein sicher bereits erlebt. So gemütlich Abende im Kerzenschein auch sein mögen: Beim Abbrennen geben Kerzen Feinstaub und Stickoxide in die Luft ab. 

Hintergrund

Der Sprecher des europäischen Kerzenverbands (ECA), Stefan Thomann, erklärt bei quarks, dass jeder Mensch in Deutschland im Durchschnitt 2,2 Kilogramm Kerzen im Jahr verbraucht. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich im Mittelfeld, Spitzenreiter sind die skandinavischen Länder.

Im Fall von mehreren brennenden Kerzen in geschlossenen Räumen können gültige Grenzwerte für Schadstoffe überschritten werden. Gleichzeitig wird Sauerstoff verbraucht, was dazu führt, dass sich die Luftqualität in Innenräumen ohnehin verschlechtert. Du solltest jedoch beachten, dass Kerzen nur eine sehr begrenzte Zeit brennen. Daher gehen Gesundheitsexperten davon aus, dass beispielsweise Kerzen an einem kuscheligen Winterabend oder eine Gastherme zwar durchaus mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben können, in der Regel stellen diese jedoch für gesunde Menschen kein Problem dar.

Aber Achtung: Nicht nur diejenigen Stoffe, die beim Ab- und Verbrennen deiner Kerzen in die Luft abgegeben werden, können eine Gesundheitsgefahr darstellen. Auch der Inhalt der Kerzen kann gegebenenfalls gesundheitsschädlich sein. Kerzen bestehen in der Regel aus Wachs. Zwischenzeitlich ist es jedoch so, dass auch vermehrt Kerzen aus Paraffin angeboten werden, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) berichtet. Paraffin wird zum Beispiel aus Braunkohle, aus bituminösen Schiefern und Torfkohlen hergestellt.

Gefährliche Inhaltsstoffe

Die Verbrennung von Paraffinkerzen wurde in einer Studie der South Carolina State University von 2009 untersucht. Hierbei stellten Wissenschaftler*innen fest, dass bei der Verbrennung bedenkliche Substanzen, wie beispielsweise Alkane, Alkene, Ketone, Toluol und Benzol, entstehen können. Das gelegentliche Abbrennen einer Paraffinkerze, so die Studienleiter, schade aber vermutlich niemandem gesundheitlich.

Darüber hinaus wird für die Herstellung häufig Nickel als Katalysator verwendet. Dieser wird jedoch anschließend wieder herausgefiltert, sagt der Sprecher der ECA, Stefan Thomann bei quarks.de. Gleichwohl kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich noch einzelne Rückstände in den Kerzen befinden. Durch das Abbrennen der Kerzen kann also Nickel in die Atemluft gelangen und entsprechend eingeatmet werden. In einem solchen Fall kann dieser vor allem in der Lunge und den Atemwegen krebserregend wirken. Eine entsprechende Testung auf in Kerzen enthaltenen Nickel hat die Stiftung Warentest bereits vorgenommen. Eine gute Nachricht: Bei den getesteten Kerzen wurde der EU-Grenzwert von 0,5 Milligramm nicht überschritten. Allerdings konnte bei allen Kerzen im Test zumindest eine geringe Menge Nickel festgestellt werden.

Viele Schadstoffe wie Schwermetalle, halogenorganische Verbindungen, polyzyklische Moschus-Verbindungen und Flammschutzmittel gelangen jedoch über Farbe, Lack (hiermit können Kerzen überzogen sein) und Duftstoffe in die Kerzen, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) berichtet.

Kaufhinweise

Vielleicht fragst du dich nun, ob du künftig überhaupt noch Kerzen anzünden sollst und denkst bereits jetzt wehmütig daran zurück, einen schönen Abend im Kerzenschein verbracht zu haben. Aber natürlich ist es nicht notwendig, dass du ab sofort auf Kerzenschein und Co. verzichten musst.

Das sogenannte RAL-Gütezeichen kann dir helfen, dich beim Kauf für bestimmte Kerzen zu entscheiden und ein Hinweis für dich sein, wie du eventuellen Gesundheitsrisiken künftig aus dem Weg gehen kannst.  Kerzen mit dem RAL-Gütezeichen müssen strenge Grenzwerte einhalten, welche immer wieder geprüft und über ein zertifiziertes Qualitätsmanagement in der Lieferkette abgesichert werden. PAK, Schwermetalle, Schwefel, etc. sind dabei für alle Bestandteile der Kerzen tabu. Auf das RAL-Gütezeichen und dessen Bedeutung verweist insbesondere auch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Natürlich stellt auch die klassische Kerze aus purem (Bienen-)Wachs für dich eine Alternative dar, auf die du gerne zurückgreifen kannst. Diese Möglichkeit wird vom BUND sogar als besonders gut geeignet dargestellt. Entsprechende Kerzen aus Bienenwachs kannst du sogar selber machen, was Groß und Klein viel Spaß bereiten kann.

Fazit

Gegen ein gelegentliches Abbrennen von Paraffin-Kerzen spricht grundsätzlich nichts. Von einer solchen, gelegentlich angezündeten Kerze geht wahrscheinlich keine größere Gefahr für die Gesundheit aus.

Dennoch kannst du eventuellen Gesundheitsgefahren künftig einfach aus dem Weg gehen, in dem du dich beim Kerzenkauf am RAL-Gütezeichen orientierst. Genauso ist das beim Abbrennen von Kerzen aus Bienenwachs deines ortsansässigen Imkers wenig gefährlich für deine Gesundheit. Gemütliche Abende im Kerzenschein müssen also nicht der Vergangenheit angehören.

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