Alzheimer: Neues Medikament und Früherkennung durch Biomarker im Urin

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Ein neuer Biomarker wurde im Urin entdeckt, welcher auf Alzheimer hinweisen kann.
Ein neuer Biomarker wurde im Urin entdeckt, welcher auf Alzheimer hinweisen kann. Symbolfoto: pixabay.com
Ein neuer Biomarker wurde im Urin entdeckt, welcher auf Alzheimer hinweisen kann.

Eine neue Studie aus China hat einen entscheidenden Fortschritt in der Alzheimer-Forschung erlangt. Ein Biomarker im Urin könnte erstmals ein Frühstadium der Alzheimer-Krankheit anzeigen.

  • Alzheimer-Früherkennung meist teuer und kompliziert
  • Neue Studie: Neue Biomarker im Urin entdeckt, die auf die Krankheit hindeutet
  • Außerdem: Ein neues Medikament soll die Krankheit verlangsamen

Alzheimer in Deutschland: Etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Form von Demenz. Frauen sind hierbei häufiger betroffen  als Männer. Das Risiko, diese Krankheit zu bekommen, steigt aber unabhängig vom Geschlecht mit zunehmendem Alter deutlich an. Bei den 65- bis 69-Jährigen liegt der Anteil Erkrankter an der Gesamtbevölkerung bei 1,85 Prozent. Bei den über 90-Jährigen liegt er schon bei über 36 Prozent. Laut einer Studie soll sich die Zahl der Demenz-Kranken in den nächsten Jahren sogar verdreifachen. Zwei Drittel aller Demenz-Erkrankungen sind Alzheimer-Erkrankungen. Die Alzheimer-Erkrankung kann lange unerkannt bleiben, da groß angelegte Screening-Programme teuer und umständlich sind. 

Alzheimer: Früherkennung durch Urinprobe

Eine neue Studie aus China, die in der Zeitschrift Frontiers veröffentlicht wurde, ist die erste, die Ameisensäure als empfindlichen Biomarker im Urin identifiziert. Damit kann Alzheimer im Frühstadium entdeckt werden. Dies könnte den Weg bereiten, für eine kostengünstige und bequeme Früherkennungsmethode. 

Eine chinesische Forschungsgruppe untersuchte mehr als 500 Patienten mit Alzheimer und gesunde Kontrollpersonen mit normaler Kognition, um Unterschiede bei den Biomarkern im Urin zu erforschen. Hierbei stellte sich Ameisensäure (auch Methansäure genannt) im Urin als empfindlicher Marker heraus, der auf ein sehr frühes Stadium der Alzheimer-Krankheit hindeuten kann.

"Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende und verborgene chronische Erkrankung, d. h. sie kann sich entwickeln und viele Jahre andauern, bevor eine offensichtliche kognitive Beeinträchtigung auftritt", so die Studienautoren. "Die frühen Stadien der Krankheit treten vor dem Stadium der irreversiblen Demenz auf, und dies ist das 'goldene Fenster' für Intervention und Behandlung. Daher ist ein groß angelegtes Screening auf frühe Stadien der Alzheimer-Krankheit für ältere Menschen notwendig".

Ameisensäure als Alzheimer-Indikator

Es gibt zwar schon Methoden zur Diagnose der Alzheimer-Krankheit, aber diese sind recht teuer, unpraktisch und für massentaugliche Routineuntersuchungen ungeeignet. Viele Patienten erhalten daher erst dann eine Diagnose, wenn es für eine wirksame Behandlung bereits zu spät ist. Ein nicht-invasiver, kostengünstiger und praktischer Urintest könnte da genau das richtige Mittel sein.

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In einer weiteren Studie konzentrierte sich die Forschungsgruppe auf Ameisensäure (ein Stoffwechselprodukt von Formaldehyd) um herauszufinden, ob diese als Biomarker besser geeignet ist. Die Studie mit 574 Probanden hat ergeben, dass der Ameisensäurespiegel im Urin eines Menschen umso höher war, je schwerer die Alzheimer-Erkrankung fortgeschritten war. Besonders im Frühstadium der Krankheit war die Ameisensäure ein deutlich besserer Indikator als alle bisher bekannten Biomarker.

"Ameisensäure im Urin zeigte eine ausgezeichnete Sensitivität für ein frühes Alzheimer-Screening", so die chinesischen Autoren. "Der Nachweis von Alzheimer-Biomarkern im Urin ist bequem und kostengünstig und sollte bei Routineuntersuchungen älterer Menschen durchgeführt werden."

Antikörper-Medikament verlangsamt die Krankheit

Ein neues Medikament gibt zudem Hoffnung für Alzheimer-Patienten. Das Medikament  verlangsamt einer Studie zufolge das Fortschreiten von Alzheimer. Das berichtet ein internationales Wissenschaftler-Team nach der Untersuchung von knapp 1.800 Patienten im frühen Stadium der Demenz-Erkrankung im "New England Journal of Medicine".

Der Antikörper Lecanemab könne Alzheimer nicht heilen oder aufhalten, aber den geistigen Abbau relevant verlangsamen, urteilt der deutsche Alzheimer-Forscher Frank Jessen vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Er spricht von einem "historischen Meilenstein in der Alzheimer-Forschung".

In den USA wird Lecanemab bereits in einem beschleunigten Zulassungsverfahren geprüft. Auch in Japan und Europa ist ein Antrag auf Marktzulassung bis Ende März 2023 geplant.

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