Eine norddeutsche Traditionsbrauerei ist in massive Schieflage geraten und steht mit einem Bein in der Insolvenz. Nun sollen bestimmte Maßnahmen den Betrieb retten.

132 Jahre Brauerei-Geschichte stehen auf der Kippe: Die Traditionsbrauerei Carl Betz aus Celle in Niedersachsen hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet. Darüber berichteten Anfang der Woche übereinstimmend mehrere Medien - zunächst jedoch die Celler Zeitung. Laut dem Insolvenzverwalter Volker Römermann ist der Betrieb durch den allgemein sinkenden Bierkonsum in Schieflage geraten.

Die Brauerei Carl Betz bestätigt einen beunruhigenden Trend in der deutschen Brauerei-Branche. Erst kürzlich musste die Brauerei Eichbaum aus Mannheim Insolvenz beantragen - kurz davor hatte sich das Unternehmen mit rund 300 Beschäftigten von der Kult-Marke Karamalz getrennt. Auch die bayerische Traditionsbrauerei Oettinger sah sich zuletzt zu einem drastischen Schritt gezwungen und hat die Schließung eines Standortes angekündigt.

Traditionsbrauerei leitet vorläufiges Insolvenzverfahren ein - Kampagne soll Pleite abwenden

Für Insolvenzverwalter Römermann ist klar die angespannte Marktlage Grund für die Krise bei Carl Betz. "Wir haben kein Produktproblem, wir haben ein Umsatzproblem", zitiert das Online-Portal Chip.de den Juristen - "die gesamte Brauerei-Branche steckt in der Krise. Der Markt ist rückläufig. Die alte Stammkundschaft stirbt weg und junge Leute interessieren sich nicht so für Bier."

Firmenchefin Frauke Betz räumte Berichten zufolge bereits im August finanzielle Schwierigkeiten ein, jedoch habe man eine Nische gefunden. So will man den Betrieb mit einer offensiven Image-Kampagne doch noch vor der Pleite bewahren - man wolle noch kultiger werden. "Wir wollen ein junges Publikum ansprechen, überlegen, ob, wie und wo wir auf Events stärker vertreten sein können. Wir brauchen Reichweite. Darin wollen wir in den nächsten Monaten unsere Kraft stecken", so Insolvenzverwalter Römermann. Unter anderem habe man eine groß angelegte Online- und Social-Media-Kampagne gestartet.

Die Celler Brauerei Betz wurde 1893 von Carl Betz gegründet und entwickelte sich von einer Farbebier-Brauerei zu einem vielseitigen Zulieferbetrieb für die Getränkeindustrie. Farbebier ist ein konzentrierter Malzextrakt, mit dem dunkle Biere zur Farbgebung verschnitten werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei mehrfach neu aufgebaut und blieb stets ein Familienunternehmen. 1984 begann die eigene Bierproduktion für Endverbraucher, die seitdem stetig erweitert wurde. Heute bietet die Brauerei verschiedene Biersorten an, darunter das Celler Urtrüb, Pilsener, Dunkel, Gold, Weißbier und Bekenner Bock.