Der Würzburger Designer Tim Labenda war in den letzten Wochen in Claudia Schiffers Design-Show "Fashion Hero" sehr erfolgreich: Immer konnte er seine Entwürfe verkaufen. Jetzt hofft er auf den Einzug ins Finale - und kann verstehen, dass die Show bei vielen Zuschauern nicht gut ankommt.
                           
          
           
   
          Was sich in den letzten Wochen verändert hat? Tim Labenda muss kurz überlegen. Nein, verändert hat sich eigentlich nicht viel in seinem Leben, seitdem jeden Mittwoch auf ProSieben "Fashion Hero" ausgestrahlt wird. "Ich bekomme Feedback von Zuschauern, vor allem über Facebook, dass ihnen meine Sachen gefallen, das ist schon toll", erzählt der 27-Jährige. Eine übermäßige Nachfrage in seinem
Online-Shop, der erst vor drei Wochen an den Start gegangen ist, kann Tim durch die TV-Show allerdings nicht feststellen. 
Dafür ist er teilweise enttäuscht, was aus seinen Entwürfen aus der Show wird, wenn sie aus der Produktion in die Läden kommen. "Da wurde das Material oft aus Kostengründen noch verändert", erklärt Tim. "Das finde ich dann immer schade, ich habe mir ja etwas dabei gedacht. Aber darauf haben wir leider keinen Einfluss." Tim bekommt dann Nachrichten über Facebook von enttäuschten Fans, die sich im Fernsehen für ein Teil begeistert haben und es dann im Laden nicht kaufen, weil es ganz anders aussieht als erwartet. Und kann nur antworten, dass er das selbst auch schade findet. "Natürlich kann ich es verstehen, dass man zu einem Preis von 120 Euro für eine Jacke kein 100-prozentiges Kaschmir verwenden kann, solche Qualitätsunterschiede müssen eben sein."
Seine Kleider im Laden begutachtet hat Tim übrigens meistens nicht. Gleich in der ersten Woche, da hatte er an s.Oliver verkauft, da war er schon mal in die Würzburger Filiale gegangen und hatte sich das angesehen. Aber in den folgenden Runden hatte immer Karstadt den Zuschlag bekommen - und einen Karstadt gibt es eben in Würzburg nicht. "Da haben mir dann Freunde Bilder aus anderen Städten geschickt, wie das aussah", erzählt Tim. "Extra hingefahren bin ich dann nicht mehr - ich hatte die Klamotten ja schon gesehen, wie sie dann im Laden hängen werden."
  
  Einladung von der Vogue Neben dem Verkauf der Kollektionen an drei große Modehäuser hat Tim durch die Sendung auch noch eine weitere große Karrierechance erhalten: Die Chefredakteurin der deutschen Vogue, Christiane Arp, hatte die Nachwuchsdesigner während der Dreharbeiten besucht - und in den Arbeiten des Wahl-Würzburgers das meiste Potenzial gesehen und ihn in den Vogue-Salon nach Berlin eingeladen. "Das war natürlich eine tolle Erfahrung, ein sehr schönes Event, der Ballsaal ist großartig", schwärmt Tim. "Da waren auch ganz viele Einkäufer, nur Fachpublikum. Und Herr Maeder war auch wieder dabei." Der Karstadt-Einkäufer aus der Sendung hatte sich schon in den letzten Wochen als großer Tim Labenda-Fan zu erkennen gegeben. 
In Berlin hat Tim dann auch seine erste reine Damen-Kollektion vorgestellt, nachdem er bis dato ausschließlich auf Männermode spezialisiert war. "Klar: was will die Vogue auch mit Männern?", fragt Tim und lacht. "Im Salon waren die Sachen allerdings alle noch nicht produktionsreif und damit auch nicht verkäuflich. Im Januar werde ich diese Kollektion dann aber auch auf der Fashion Week in Berlin vorstellen." Überhaupt wird Tim in Zukunft mehr Frauen als Männer anziehen - aus finanziellen Gründen: mit Frauen lässt sich schlicht mehr Geld verdienen. Eine Männerkollektion wird Tim aber auch weiterhin anbieten - allerdings nur über seinen Online-Shop.
Am Mittwochabend geht es bei "Fashion Hero" nun um den Einzug ins Finale. Diesmal genügt es nicht mehr, einen Einkäufer von seinen Qualitäten zu überzeugen: Die Kandidaten brauchen von allen drei Einkäufern ein Angebot, um direkt ins Finale einzuziehen. Wer seine Kollektion nicht verkaufen kann, scheidet sogar direkt aus. Kandidaten, die nur einen oder zwei Einkäufer begeistern konnten, landen im Fashion Showdown und müssen dann auf die Mentoren um Claudia Schiffer hoffen. Als Hilfestellung bekamen die Kandidaten dafür die Einkäufer schon während der Produktionsphase zur Seite gestellt - Tim durfte mit Anne Rech von asos zusammenarbeiten. "Die haben immer darauf geachtet, dass wir möglichst mit jemandem arbeiten, der bisher noch wenig bis kein Interesse an unseren Designs hatte", erklärt Tim das Konzept dahinter. 
  
  Verständnis für die Verschiebung Ob Tim den Sprung ins Finale geschafft hat, darf er vorab natürlich noch nicht verraten. Nur soviel: Eigentlich wollte er zu s.Oliver auf eine Fernseh-Party gehen. Da die jetzt allerdings kurzfristig ausgefallen ist, wird er sich dann doch die Show zuhause auf dem Sofa ansehen. Dass "Fashion Hero" jetzt nicht mehr zur besten Sendezeit sondern zwei Stunden später läuft und auf eine Stunde Sendezeit eingekürzt wurde, kann Tim übrigens gut verstehen, obwohl er es schade findet. Daran ist in seinen Augen ganz klar die Produktionsfirma schuld, die ersten beiden Sendungen seien schlicht und einfach langweilig und verwirrend gewesen, findet Tim. "Natürlich ist das schade für uns, die wir dabei waren. Immerhin hatten wir da eine richtig tolle Zeit und viel Spaß beim Dreh." Aber er könne jeden verstehen, der sich die Sendung nicht anschauen wolle: aus dem Material sei mehr herauszuholen gewesen.
Inzwischen ist Tim übrigens auch erstmals erkannt worden: "Am Wochenende saß ich in einer Bar, und da war ein Typ, der meine Jacke aus der zweiten Sendung gekauft hatte", erzählt Tim. "Und ich wollte gerade an ihm vorbeigehen, als er seine Jacke aufhängen wollte, da hat er mich angesprochen. Das war schon schön, gleich von jemandem erkannt zu werden, der dann auch meine Sachen gekauft hat."Es war zwar nicht Tims Intention, durch "Fashion Hero" berühmt zu werden. Aber wenn ihm die Show solche Erlebnisse beschert, dann darf das ruhig auch in Zukunft noch ein paarmal vorkommen.