Vor dem Bau eines neuen Wohngebiets in Tauberrettersheim fand eine archäologische Grabung statt, die faszinierende Jahrtausende alte Funde zutage gebracht hat. Ein Kindergrab mit einem zweiten mysteriösen Schädel ist darunter.
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In Tauberrettersheim (Landkreis Würzburg) ist ein neues Wohngebiet mit dem Namen "40 Gärten" in Planung. Da sich das Areal in unmittelbarer Nähe zu eingetragenen Bodendenkmälern befindet (aus der Vor- und Frühgeschichte sowie der Bronzezeit), fand dort eine archäologische Voruntersuchung mit Beteiligung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) statt, wie das BLfD gegenüber inFranken.de einordnet. Tatsächlich traten etliche Befunde aus der Urnenfelderzeit (1300 bis etwa 800 v. Chr.) zutage. Darunter ist ein Kindergrab.
Archäologen finden Skelett von fünfjährigem Kind in Tauberrettersheim - unter Vorratsgrube
Etwa 7000 Quadratmeter habe das Grabungsbüro ADW von Ende April bis Ende Juli untersucht, berichtet Grabungsleiter Michael Franz im Gespräch mit inFranken.de. "Die oberen etwa 50 Zentimeter trug ein Bagger ab. Hier befanden sich zwar kleine Objekte, die aber durch die Landwirtschaft verlagert wurden und nicht mehr interpretierbar sind." Darunter lagen die interessanten Bereiche. Die letztlich 244 Befunde seien der Urnenfelderzeit zuzuordnen, die nach der Art der damaligen Bestattungen benannt sei.
Laut dem Landesamt für Denkmalpflege war es in der Urnenfeldkultur Sitte, die Toten zu verbrennen und ihre Asche in Tongefäße zu füllen. Beigesetzt wurden sie demnach auf teilweise großflächigen Urnenfriedhöfen. Gleichzeitig wurde aber auch noch in Hügelgräbern bestattet. Die Kultstätten, sprich die Brandopferplätze, befanden sich auf markanten Bergen. Franz zufolge hätten die Menschen die Verstorbenen hauptsächlich eingeäschert und in Urnen bestattet.
Zumeist auf Anhöhen seien die Begräbnisse eingerichtet, wohingegen die Siedlungen in Senken zu finden seien. Die Fläche in Tauberrettersheim zeige Überreste einer solchen Siedlung durch Verfärbungen und Abdrücke der ehemaligen Holzhäuser oder Vorratsgruben. Nachdem die Menschen die Vorratsgruben nicht mehr nutzten, füllten sie sie laut Franz oft anderweitig. "In einer haben wir Skelettreste eines etwa fünfeinhalb Jahre alten Kindes gefunden.
Wie kam ein weiterer Schädel in die Grube? Grabungsleiter gibt Einschätzung
Das Kind wurde offensichtlich bestattet und liebevoll auf die Seite, mit angezogenen Knien in sogenannter Hockerlage gelegt." Die Knochen seien in sehr schlechtem Zustand, weshalb das Team nicht bestätigen könne, dass das Grab zu der Siedlung gehört.
So könne es sich auch um "ein viel älteres" Skelett handeln, denn Hockerbestattungen seien eigentlich typisch für die Jungsteinzeit. Solche Hockergräber seien häufige Funde bei Siedlungsgrabungen, macht Franz deutlich.