Hohn, Spott und Helau: Frankens Narren teilen wieder aus. Bei der "Fastnacht in Franken" schießen sie sich auf Horst Seehofer und seine "Königskinder" Söder und Aigner ein. Und schließen Schloss Neuschwanstein.
"Monarchische Züge", "Trotzphase" und "Windrad-Münchhausen" - Ministerpräsident Horst Seehofer musste sich bei den fränkischen Narren einiges anhören. Nach seinen Wahl-Höhenflügen im Vorjahr nahm die Kultsendung "Fastnacht in Franken" den CSU-Chef ganz besonders ins Visier. "Stimmt es eigentlich, dass Sie bei Ihrer Vereidigung gesagt haben: "So wahr ICH Gott helfe"?", fragte ihn Sitzungspräsident Bernd Händel. Und erzählte, aus Seehofers Umfeld sei zu vernehmen, dass er Schloss Neuschwanstein schließen wolle. "Wegen Eigenbedarfs."
Seehofer lachte tapfer über die Frotzeleien - so wie die übrigen Prominenten aus Bayerns Politik und Kirche, die am Freitag scharenweise zum Quotenrenner in den 10 000-Einwohner-Ort Veitshöchheim gepilgert waren. Eine Verkleidung verweigerte Seehofer wie üblich, eine knallrote Fliege musste reichen.
Christine Haderthauer als Löwenbändigerin
Ganz anders seine Minister: So schwang Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer als Löwenbändigerin ("spezialisiert auf Großkatzen") die Reitpeitsche und nannte die Verkleidung eine treffende Verbildlichung ihres Amtes. Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein begeisterte ausgerechnet als Grünen-Politikerin Claudia Roth, grell geschminkte Augen und die markante Frisur inklusive. "Das ganze Jahr über ist es ja eigentlich nur zum Heulen, dann wird es heute hoffentlich zum Lachen sein", sagte er - Roth ist für emotionale Auftritte bekannt.
Das Gelächter gab es dann vor allem auf Kosten der Ehrengäste.
Die Politikerschelte hat bei der erfolgreichsten Sendung des Bayerischen Fernsehens Tradition. Da wurde Ex-Landwirtschaftsministerin Aigner zur "Schutzheiligen sämtlicher deutscher Salatgurken und der Dinkelkost" erklärt, Bayerns Schulminister Ludwig Spaenle zum "Mann mit den G-Punkten" - und Seehofer auch mal zur toten Hose. Natürlich nur als Abkürzung für "Totaler-Erfolgs-Horst-Seehofer".
Genüsslich filetierten die Komiker das Verhältnis des Ministerpräsidenten und seiner beiden "Königskinder". So nannte die Bauchredner-Nilpferddame Amanda die Minister Aigner und Söder, die Ambitionen auf Seehofers Nachfolge haben. "Reise nach Jerusalem" könne man an diesem Abend jedenfalls nicht spielen, warnte Sitzungspräsident Händel. "Was glauben Sie, wie schnell der Söder auf'm Herrn Seehofer seinem Stuhl wär'?"
Aigner kam übrigens als Schriftsteller Karl Valentin, Finanzminister Söder als Filmfigur Shrek: "Ich bin halt jetzt der Franken-Shrek, manchmal sogar noch der Seehofer-Shrek, wenn es sein muss." Auch die Verwandten-Affäre im bayerischen Landtag, die Maut-Debatte und die Bundeswehr-Drohnen waren Thema im politischen Rundumschlag.
Mehr als drei Millionen Zuschauer schalten bundesweit ein
Die TV-Prunksitzung des Fastnacht-Verbands Franken ist ein Phänomen. Bundesweit schalten mehr als drei Millionen Zuschauer ein, wenn der Ort vor den Toren Würzburgs zur Narrenhochburg auf Zeit wird. Die Sendung lebt von ihrer ureigenen Mischung aus Wortwitz, Polit-Gags, Tanzgarden-Akrobatik und jeder Menge Lokalkolorit. Für viele der "Fastnacht"-Stars wie Komiker Michl Müller war die Show ein Sprungbrett.
Typisch ist auch das knallbunte Rokoko-Ambiente - Frohsinn unterm Kronleuchter. Diese pseudo-fürstliche Herrlichkeit beschränkte sich aber auf den Saal selbst: Im Foyer hingen heuer die Kabelschläuche von der Decke, von außen war der Veranstaltungsort noch ein Rohbau. Die Mainfrankensäle werden zurzeit saniert.
"Der Saal ist neu, der Inhalt alt, das Haus im Bau und nicht bezahlt", ulkte denn auch die Altneihauser Feuerwehrkapell'n, die als "Ausländer" aus der Oberpfalz traditionell über die Gastgeber herziehen dürfen. "Der Gipfel fränkischer Verblendung ist aus Veitshöchheim diese Sendung."
Süffisant lästerten sie sogar über den Bocksbeutel - die bauchige Weinflasche ist eine Art Wahrzeichen Frankens. "Sprich: In Ursprung und Geschmack ist's vom Ziegenbock der Sack. Und das schlägt sich hin und wieder bis heut' im Wein aus Franken nieder", so das vernichtende Urteil der Feuerwehrkapell'n. Die Franken nahmen es gelassen - und erklärten die Gäste kurzerhand zur "laut ADAC beliebtesten Blaskapelle Bayerns".
zur Feierwehrkapelln.
Schaut man auf deren Website und dort in das Gästebuch, so kommen zu dieser Darbietung nur Lob und keinerlei Tadel. So nach dem Motto: Da habt ihr es den Franken aber mal wieder gegeben.
Ich stelle mir das jetzt mal genau anders herum vor:
Eine gemischte Truppe aus Ober-, Unter- und Mittelfranken tritt in Regensburg auf, oder in Amberg, oder in Schwandorf, oder in Cham, oder in Weiden oder vielleicht direkt in Windischeschenbach, so die Altneihauser zu Hause sind. Und in der 20-minütigen Vorstellung der Franken kommt nix außer, wie bescheuert und wie bedauerlich und wie armselig doch die Oberpfälzer sind. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man diese sprachlichen Auswüchse dort so hinnehmen würde. Spaß, nein Spaß ist was anderes. Das war diesmal einfach zu viel des Guten.
Auch diese Beweihräucherung der Polit-Prominenz und dann sitzen die da wie die Ölgötzen.
Und nochmals: Wo war denn die Gruppe "Die scho widder" von Franken sucht den Supernarr ?
Somit komme ich zu dem Schluss, dass ich mir das nächstes Jahr nicht noch einmal antun werde;
hier sollte seitens der Verantwortlichen schon mal Stellung bezogen werden.
"Die scho widder" war die erste Nummer in der Live-Sendung. Mir haben die Sunnbercha Waschweiber gefehlt. Ihr Kommentar gefällt mir: "Beweihräucherung der Polit-Prominenz", die da saßen "wie die Ölgötzen".
Motto der Sendung: "Mach einen Diener" vor den hohen Herren - exemplarisch von Heißmann und Rassau (trotzdem: mehr von denen!) ausgeführt.
bezüglich "die scho widder".
Bin tatsächlich erst gegen 19.10 Uhr ans Gerät; hab´s sozusagen verpasst.
Mir geht es bei den Polit-Leutchen auch gar net so sehr darum, wie sie sich kleiden; nein, mehr wie sie sich benehmen. Da nenne ich Huml, Aigner, Söder als aller Erste. Warum gehen die dort hin, wenn sie sich nicht dementsprechend benehmen können. Würden die alle wegbleiben, dann wäre mehr Platz für welche, die ihren Spaß haben wollen. So aber scheint es so, dass man sich vor den Kommunalwahlen nochmal schnell ins Licht rücken wollte. Ist gründlich daneben gegangen.
Und anlässlich der im Bundestag in glückseliger Einigkeit durchgewunkene Diätenerhöhung werde ich diesmal keinen von diesen Leutchen wählen. Keiner von denen ist mir nur ansatzweise sympatisch und daher wähle ich diesmal PROTEST. Mal sehen, wer sich hier anbietet.
Und Fastnacht in Franken schaue ich 2015 definitiv nicht mehr an.
Wie tief muss man denn noch sinken ?
Das schlimmste war die schlechte Stimmung. Man hat gemerkt, dass kein Karnevalist im Bild gezeigt wurde. Vielleicht waren ja auch zu wenige im Saal. Außer Stamm und Beckstein gehen wohl alle in den Keller zum Lachen. 70% der Sitzung ging nur um die Politiker im Saal. lächerlich
Der 11er Rat müsste komplett ausgetauscht werden. Wenn dass die besten des fränkischen Fastnachtverbandes sind, dann Gute Nacht. Auch Bernd Händel war schon besser. Es muss unbedingt neuer Schwung rein, aber bei denen die es organisieren.
Sehr gut, wie immer die Tanzgarde Coburger Mohr. Freundliche Gesichter trotz hoher Anspannung.
Wäre nur die Stimmung auch auf unsere Coburger Politiker ( !? ) übergesprungen. Nur mit Hut ist
man eben nicht verkleidet. Ich dachte in seiner früheren Heimat wurde mehr Fasching gefeiert als
in Coburg. Stimmung sollte nicht nur beim Fasching sein - Berlin braucht auch freundliche Gesichter,
aus denen man die Freude an der Arbeit erkennt.
Viel Spaß in den zwei letzten Faschingswochen. Gruß Raudi aus NMS