Bezüglich der Influenza-Schutzimpfung existiert in Deutschland ein offizieller Leitfaden der Ständigen Impfkommission. Sie empfiehlt eine Impfung für Risikogruppen. Trotzdem ist die Skepsis groß, viele halten die Schutzmaßnahme für überflüssig und fürchten Nebenwirkungen.
Was die Grippeimpfung betrifft, hat Dr. Christian Pfeiffer eine ziemlich klare Meinung. "Ich impfe mich und meine Kinder. Warum sollte man eine schwere Erkrankung durchmachen, wenn man die Möglichkeit hat, sich dagegen zu schützen?", fragt der Hausarzt aus dem unterfränkischen Giebelstadt im Landkreis Würzburg. Zwar gebe es bei einer Schutzimpfung keine hundertprozentige Sicherheit. "Aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich geringer, an der schweren Influenza zu erkranken."
Und die würde den betroffenen Patienten stark zusetzen. Man müsse damit rechnen, zwei bis drei Wochen außer Gefecht gesetzt zu sein. "Ich habe in meiner Praxis die Erfahrung gemacht: Wer einmal mit einer richtigen Grippe zu kämpfen hatte, der lässt sich impfen."
Im vergangenen Winter hatte Deutschland eine heftige Grippewelle heimgesucht. Alleine in Bayern wurden 21.675 Influenza-Fälle an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet.
Das war ein Viertel aller Fälle in Deutschland, so die Techniker Krankenkasse (TK) unter Berufung auf aktuelle Statistiken. Fast jeder dritte Betroffene in Bayern war 60 Jahre und älter (6628 Fälle).
Einige Experten erwarten in dieser Grippesaison ähnliche Zahlen: Es wurde bereits vor einem neuen Grippevirus gewarnt, der vor einigen Monaten in Australien grassierte. Weil das Land am anderen Ende der Erde um ein halbes Jahr voraus ist, werden dortige Entwicklungen gerne für Prognosen hierzulande verwendet. Und in Australien war gehäuft der Virus eines neuen B-Stamms aufgetreten. In Deutschland ist aber nur eine Dreifachimpfung - ohne jenen B-Stamm - die Regel. Der wird von der Krankenkasse übernommen, der Vierfachschutz muss man aus eigener Tasche bezahlen.
Experten sind sich allerdings uneins, ob eine solche Vorhersage generell auf Deutschland übertragen kann.
Eine Sprecherin des Robert Koch-Instituts sagt: "Die Daten aus Australien geben keinen Anlass zur Sorge, weil man eine Grippewelle generell nicht vorhersagen kann." Auch Christian Pfeiffer sieht das so. "Es entstehen zwar immer neue Grippeviren.Und man sollte das auch ernst nehmen. Aber es ist derzeit noch unklar, was uns genau erwartet."
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versucht trotzdem jedes Jahr, vorzubeugen. In 151 Grippezentren analysiert sie alle weltweit zirkulierenden Influenzastämme und spekuliert, gegen welchen davon man sich im nächsten Jahr am besten schützen sollte. Im September wird über den Impfstoff für die Südhalbkugel entschieden, im Februar der für die nördliche Hälfte des Planeten zusammengestellt.
Unabhängig davon, welcher Impfstoff der richtige ist, muss individuell entschieden werden, ob man sich impfen lässt oder nicht.
Generell empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Grippeimpfung nur für Risikogruppen. Das sind Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranke, Schwangere und medizinisches Personal. Für Kinder ist seit zwei Jahren in Deutschland ein Lebendimpfstoff als Nasenspray verfügbar. Er biete in dieser Altersgruppe einen besseren Schutz vor der Influenza. Der beste Zeitpunkt für die Impfung ist im Herbst, da es bis zu zwei Wochen dauert, bis sich der Schutz aufbaut.
Die Empfehlungen der STIKO bedeutet nicht, dass von einer Influenzaimpfung anderer Personen ausdrücklich abgeraten wird. "Jeder, der sich impfen lassen möchte, sollte dies mit seinem Arzt besprechen", sagt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin vom Robert Koch-Institut. Allerdings ist die Skepsis in der Bevölkerung immer noch groß. Beispielsweise hatten sich in der Vorsaison von den chronisch kranken Erwachsenen nur 23 Prozent impfen lassen.
"Viele sind unsicher wegen der Verträglichkeit und den Nebenwirkungen", berichtet Pfeiffer aus seinem Praxisalltag. Dazu würden auch unzählige Einträge im Internet beitragen. "Das ist teilweise verwirrend."
Auch Pfeiffer empfiehlt, das Für und Wider der Grippeimpfung mit dem Hausarzt zu besprechen. "Damit man alle Missverständnisse ausräumt." Denn vielen Patienten sei auch nicht bewusst: Eine Influenza-Impfung schützt nicht vor den banalen Infekten. "Mit einem Schnupfen und einer Erkältungen muss man immer rechnen."
Christian Pack