2021 und 2023 landete Würzburg wegen tödlicher Messerattacken in den Schlagzeilen. Der Weiße Ring half den Opfern von 2021 - und äußert sich jetzt zur aktuellen Tragödie. Die Polizei hat derweil einen Appell veröffentlicht.
Würzburgam 17. September 2023 erneut von Messerattacke erschüttert
Nach tödlichem Angriff 2021: So half der Weißer Ring
Opferhilfe beurteilt Sicherheitslage in der Stadt - "in den Fokus geraten"
Bilder von Tatverdächtigem und Tatort kursieren - Polizei mit dringender Bitte
"Weiß nicht, warum Messer momentan so populär sind": Weißer Ring bietet Hilfe nach Würzburger Bluttat an
Der Weiße Ring hilft Opfern von Straftaten - individuell, je nach persönlichen Umständen und Fällen. Nach der Messerattacke 2021 wurde der Verein aktiv. Die Betreuungsgruppe der Polizei habe damals die Betroffenen auf die Hilfsmöglichkeiten aufmerksam gemacht, woraufhin diese sich beim Weißen Ring gemeldet hätten: "Wir besorgten Anwälte für die Opfer", erklärt Henn im Gespräch mit inFranken.de. Für das Mädchen, das seine Mutter verlor, habe der Verein Vater und Bruder die Anreise aus Brasilien finanziert. Alle anderen Geschädigten hätten zudem rechtliche und psychologische Betreuung erhalten.
In den jüngsten Fall sei der Verein derzeit nicht involviert. Hilfesuchende müssten auf die Ehrenamtlichen zukommen - nicht andersherum. Das Angebot sei da. Die drei genannten Fälle Messern als Waffe ordnet er wie folgt ein: "Es ist Schicksal der Stadt Würzburg, dass sie aufgrund der Messerstecherei von 2021 in den Fokus geraten ist." Von einer Serie wolle er hier jedoch nicht sprechen. "Es sind Schicksale", sagt er und kommt auf den gewaltsamen Tod einer 17-Jährigen und den Angriff auf eine 30-Jährige im niedersächsischen Landkreis Diepholz vor wenigen Tagen als weiteres Beispiel zu sprechen. "Ich weiß nicht, warum Messer momentan so populär sind", fügt er hinzu.
Zur "Verhütung von Straftaten" hat die Polizei am Würzburger Barbarossaplatz und dem Bahnhofsvorplatz Kameras installieren lassen, wie es Anfang September 2023 in einer Pressemitteilung hieß. "Sie können helfen, Straftaten aufzuklären, aber nicht definitiv die Straftaten verhindern", ist die Meinung von Alois Henn dazu. Im Frühjahr 2022 wurde laut Polizei neben einer erhöhten Präsenz von Ordnungsdienst, Polizei und Deutscher Bahn auch die soziale Arbeit - etwa durch Streetworker - an den beiden Plätzen ausgeweitet. Trotz aller Maßnahmen sind tödliche Angriffe nicht gänzlich zu verhindern, wie die nachfolgenden Straftaten zeigten.
"Kein rechtsfreier Raum": Polizei reagiert auf Bilder und Videos in den Sozialen Medien
Der Vater des getöteten 28-Jährigen hat sich nach der Tat am Sonntag in den Sozialen Medien emotional zu Wort gemeldet. Hierunter kursieren auch Fotos des Tatverdächtigen mit anklagenden Sätzen und Bilder rund um den Tatort. Die Polizei reagiert auf solche Veröffentlichungen mit einem dringenden öffentlichen Appell: "Ihr habt am Sonntagmorgen rund um den Tatort in der Haugerpfarrgasse Video- oder Bildaufnahmen gemacht? Diese könnten für unsere Ermittlungen von großer Bedeutung sein, bitte stellt sie uns über unser Medien-Upload-Portal zur Verfügung: https://medienupload-portal03.polizei.bayern.de", heißt es hier. Diese Videos und Bilder gehörten nicht auf private Social-Media-Kanäle.
"Ihr könnt damit die Gefühle von Betroffenen und Angehörigen verletzen" und "ihr könnt euch dadurch strafbar machen", mahnt die Polizei. "Wir verstehen die Emotionen und dass sich auch Wut in die Trauer mischen kann. Wir möchten jedoch betonen, dass die Sozialen Medien dennoch kein rechtsfreier Raum sind." Auch Henn ist für den Verzicht von Bildern und dem Täter in den Medien. "Selbst ein Straftäter verliert nicht das Recht am persönlichen Bild." Auch die Opfer sollten die Situation in Ruhe verarbeiten können.
In einem Facebook-Post rief der Vater des Getöteten dazu auf, einander in bedrohlichen Situationen zu unterstützen. Henn macht sich ebenfalls für Zivilcourage stark, mahnt jedoch, "abzuschätzen, ob ich mich in Gefahr begebe oder nicht." Das laute Rufen nach Hilfe könne weitere Menschen zur Unterstützung animieren, so sein Rat. "Gemeinsam sind wir stark."Weitere Nachrichten aus Würzburg gibt es in unserem Lokalressort.