Unangenehmes Schmuddelwetter und Kälteeinbruch in Franken

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Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef

Der goldene Oktober verabschiedet sich mit einem kalten Hauch. Von Mittwochmorgen an kann es oberhalb von 800 Metern sogar schneien. Für Teile Frankens gelten Unwetterwarnungen.

"Gonzalo" macht dem Herbst-Sommer Beine: Ausgerechnet ein ehemaliger Tropensturm sorgt in den nächsten Tagen in den fränkischen Mittelgebirgen für einen Hauch von Winter. Der kalte Graus ist allerdings für diese Jahreszeit völlig normal - der Absturz nach der außergewöhnlich milden Wetterphase aber jäh. Allerdings wohl nicht von langer Dauer.

Nach sonnigen Tagen mit Spitzenwerten nahe 25 Grad und milden Nächsten ist die Biergartensaison wohl endgültig Schnee von gestern. Der Herzogenauracher "Wetterfrosch" Stefan Ochs ("Wetterochs") geht davon aus, dass die Temperaturen in Franken heute und morgen kaum über fünf Grad klettern, das ganze garniert mit stürmischem Wind und tief hängenden Wolken, aus denen kräftiger Regen fällt. "Der ehemalige Tropensturm ,Gonzalo' bringt den Kälteeinbruch.
Die ursprünglich feuchtwarme Luft wird über den Britischen Inseln hochgewirbelt und durch kalte Luft aus Grönland und Island ersetzt", erklärt Ochs den Umschwung. Für Dienstagabend und Mittwoch warnt die Unwetterzentrale in Teilen Frankens vor starken Stürmen. Hier geht's zur Übersicht.

Unangenehm windiges Schmuddelwetter
Dass zum Ende der Sommerzeit (in der Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Uhr um 3 Uhr eine Stunde zurückgestellt) bereits der Winter eingeläutet wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Wetterlagen wie jetzt sind für diese Jahreszeit nicht die Ausnahme, sondern die Regel, erklärt ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). "Man kann sich fast darauf verlassen, dass der Winter im letzten Oktoberdrittel einmal anklopft" - in der Regel mit unangenehm windigen Schmuddelwetter, Graupel- oder Schneeschauern und ersten Nachtfrösten. Die Wetteraufzeichnungen aus Bamberg belegen dies: In den letzten Jahren gab es Ende Oktober fast immer leichten Nachtfrost, 2012 fiel das Thermometer zum Ende der Sommerzeit sogar auf sechs Grad unter Null.

Umgekehrt ist aber auch ein "goldener Oktober" nicht nur eine Redensart: 2010 und 2011 wurden in Bamberg Ende Oktober frühlingshafte 16 Grad gemessen, 2013 waren es kurz vor Allerheiligen sogar 24 Grad nach einem ersten Warnschuss des Winters im ersten Monatsdrittel.

Ein Gradmesser für den kommenden Winter ist die Wetterlage am Übergang vom "goldenen" Oktober zum "grauen" November definitiv nicht. An langfristige Prognosen wagt sich kein seriöser Wetterforscher. "Dazu ist das Geschehen in der Atmosphäre zu dynamisch und chaotisch", weiß der DVD. Dass sich nach dem kurzen Kälteschock ab Samstag wieder eine milde Südwest-Strömung einstellt, passt allerdings ins Bild: Solche Wetterlagen prägten auch den letzten außergewöhnlich milden Winter in Franken und zeichneten sich durch ihre Erhaltungsneigung aus. Andererseits spricht die Wahrscheinlichkeit heuer eher für einen normalen bis zu kalten Winter: das bekannte Spielchen zwischen Erhaltungs- und Ausgleichstendenz.

In jedem Fall wird es Zeit, Auto und Haus winterfest zu machen. Beim Reifenwechsel ist nach den Erfahrungen der Vorjahre beim ersten kalten Hauch mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Heizen wird im Winter 2014/15 defintiv so günstig wie lange nicht mehr. Nach dem milden Winter 2013/14 sind die Preise für Erdgas und Heizöl im Keller. Noch. Das kann sich nach dem ersten Winter(an)sturm schnell ändern.

Schnee im Anmarsch
Der Winter gibt in den nächsten Tagen ein erstes Gastspiel: Von heute Morgen an kann es bis auf 800 Meter schneien. "Dass Oberstdorf mal kurz weiß wird, ist möglich", sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in München.

Sogar mit einem massiven Wintereinbruch ist in höheren Lagen der bayerischen Alpen zu rechnen. Bis Freitag wird oberhalb von 1500 Metern bis zu einem Meter Schnee erwartet. Auf Deutschlands höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, können es sogar 1,20 Meter sein.

Auch in den Mittelgebirgen könnten die höchsten Kammlagen angezuckert sein. Auf dem Feldberg im Schwarzwald seien bis zu 20 Zentimeter Schnee möglich. "Ein Wintereinbruch Ende Oktober ist nichts Ungewöhnliches. Es ist eher ungewöhnlich, dass auf der Zugspitze zu dieser Zeit noch kaum Schnee liegt", sagte der Wetterexperte. Laut dem "Hundertjährigen Kalender" soll der Winter 2014/15 außergewöhnlich kalt ausfallen. dpa