Ist Franken die Heimat des Osterhasen?

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So wie auf dieser Computeranimation könnte die Osterburg einmal ausgesehen haben. Foto: Freunde der Osterburg
So wie auf dieser Computeranimation könnte die Osterburg einmal ausgesehen haben. Foto: Freunde der Osterburg
Die Osterburg bei Bischofsheim an der Rhön ist ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Freunde der Osterburg
Die Osterburg bei Bischofsheim an der Rhön ist ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Freunde der Osterburg
 
Der Rundturm. Foto: Freunde der Osterburg
Der Rundturm. Foto: Freunde der Osterburg
 
Einige Freunde der Osterburg in mittelalterlichen Kostümen. Foto: Marion Eckert
Einige Freunde der Osterburg in mittelalterlichen Kostümen. Foto: Marion Eckert
 
Auf der Osterburg. Foto: Marion Eckert
Auf der Osterburg. Foto: Marion Eckert
 
Große und kleine Besucher haben auf der Osterburg ihren Spaß. Foto: Marion Eckert
Große und kleine Besucher haben auf der Osterburg ihren Spaß. Foto: Marion Eckert
 
Die Osterburg liegt bei Bischofsheim im Landkreis Rhön-Grabfeld. Illustration: Klaus Heim
Die Osterburg liegt bei Bischofsheim im Landkreis Rhön-Grabfeld. Illustration: Klaus Heim
 

Haust der Osterhase vielleicht auf der sagenumwobenen Osterburg bei Bischofsheim an der Rhön und bewacht einen Schatz? Wir gehen auf Schatzsuche und finden einen grandiosen Ausblick.

Vielleicht passiert es in der Osternacht, aber es muss ein Sonntagskind sein. Denn man erzählt sich, dass nur einem solchen Glückspilz droben auf der Osterburg die weiße Jungfrau erscheinen wird, um ihm den Weg zu den Kellergewölben der Ruine zu zeigen. Dort soll seit Ewigkeiten ein Schatz ruhen. Wer ihn hebt, erlöst die Jungfrau von ihrem Spuk.

Bislang ist dies allerdings weder Bruno Werner noch einem anderen Mitglied des Vereins "Freunde der Osterburg" gelungen, obwohl sie Stunden um Stunden hier verbracht haben, um die verfallene Anlage zu neuem Leben zu erwecken. Heute ist die Osterburg auf dem 713 Meter hohen Osterberg nahe Bischofsheim an der Rhön im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld dank des Engagements der "Freunde" wieder ein beliebtes Ausflugsziel. Wenn die Wanderer schon keinen sagenhaften Schatz finden, so genießen sie zumindest einen sagenhaften Ausblick.


Frühlingsgöttin oder Rittergeschlecht

Ihren Namen hat die Anlage nicht bekommen, weil hier der Osterhase haust (obwohl Meister Lampe auf den Wiesen unterhalb der Burg immer wieder mal gesichtet wird), sondern weil in Würzburger Urkunden der Jahre 1182 bis 1219 von einem Geschlecht derer von Osterburc (später Ostirburg) die Rede ist. Der Fürstbischof hatte die Befestigung offenbar zur Sicherung der Westgrenze seines Herrschaftsgebietes errichten lassen.

Es könnte aber auch sein, dass dieser Ort schon viel früher besiedelt war und der Name auf die germanische Frühlingsgöttin Ostara verweist, wie Wolfgang Schön, der Zweite Vorsitzende der "Freunde der Osterburg" vermutet: "Die exponierte Lage am Bischofsheimer Kessel wäre ideal für einen kultischen Platz."


Nur 100 Jahre bewohnt?

Auch vom Mythos, dass die Burg nur etwa 100 Jahre bestand und schon um 1270 vom Fuldaer Abt Bertho von Leipolz zerstört worden sei, bewertet Schön als reine Spekulation: "Es gibt keinerlei schriftliche Belege dafür." Bei archäologischen Grabungen habe man ebenfalls keine Hinweise auf eine Verwüstung gefunden, sondern im Gegenteil Hinterlassenschaften einer späteren Bebauung entdeckt. "Die archivalischen Nachrichten zu unserer Osterburg sind nicht zuletzt deswegen problematisch, weil es mehrere Osterburgen in Deutschland gibt."


Der schiefe Turm wurde gesprengt

Wie auch immer: Irgendwann muss die Anlage dann doch in einen Dornröschenschlaf versunken, verfallen und aus dem Gedächtnis der Menschen entschwunden sein, bis sie im Sog der Burgenromantik zurück ins Bewusstsein rückte. Der Königliche Forstmeister Max Fuchs hatte 1897 bei Wegearbeiten zufällig die zugewucherte Ruine entdeckt. Mit Hilfe des Landesamtes für Denkmalpflege und des Rhönklubs ließ er die Grundmauern freilegen und schaffte es sogar, den in einer Höhe von fünf Metern erhaltenen Rundturm bis auf 20 Meter aufzustocken und als Aussichtsplattform bekannt zu machen.

"Das Ding hätte allerdings dem Schiefen Turm zu Pisa Konkurrenz gemacht", vermutet Schön. Technische und statische Fehler - wohl zu rasches Aufmauern ohne verfestigtes Füllwerk sowie das Aufsetzen einer viel zu massiven Betonplatte - führten dazu, dass bereits im Jahr 1917 erste Bauschäden am Turm auftraten. Drei Jahre später stürzte ein Teil ein, der Rest wurde 1928 gesprengt. Der Bezirksstraßenwärter soll noch die Erlaubnis erhalten haben, für seinen Hausbau fünf bis sechs Fuhren Steine abzufahren.


360 "Freunde der Osterburg"

Die Osterburg geriet erneut in Vergessenheit, bis sich 2005 Schreinermeister Bruno Werner ihrer annahm und 30 Gleichgesinnte für die Idee einer Revitalisierung begeistern konnte. Mittlerweile gehören den "Freunden der Osterburg" 360 Mitglieder an. Sie mussten freilich konstatieren, dass der Bewuchs in den letzten 70 Jahren schlimmere Schäden an den Mauern angerichtet hatte als in den Jahrhunderten davor.

"Der Verein sammelte 41.000 Euro, um den Eigenanteil der Stadt Bischofsheim zu sichern, die als Eigentümerin der Burg und Trägerin der Sanierungsmaßnahmen gerade steht", erklärt Zweiter Vorsitzender Schön. Insgesamt flossen über das Land, den Bezirk und den Landkreis über 500.000 Euro in die Untersuchung, Freilegung und Sanierung der 400 Meter langen und 100 Meter breiten Anlage.

Bei Grabungen kamen stabile Mauern aus Basalt zum Vorschein. Ein zweiter Mauerring wird von Burgenforscher Joachim Zeune als Sensation bezeichnet. Er datiert die Anlage auf das Jahr 1160; somit wäre sie eine der ersten Burgen mit einem so genannten "Zwinger", wie der offene Bereich zwischen zwei Wehrmauern heißt.
Inzwischen ist die Osterburg wieder ein beliebtes Ausflugsziel geworden. Bänke sind aufgestellt und man kümmert sich weiter um Entbuschung und Instandhaltung.


Schäfer Balthasar hatte Pech

Den ehrgeizigen Plan, die Grundmauern des Palas, also des Repräsentationsgebäudes, auszugraben, mussten die "Freunde" freilich zunächst aufgeben. Das Landesamt für Denkmalpflege fordert archäologische Voruntersuchungen, und die können weder der Verein noch die Kommune finanzieren. Es sei denn, es findet doch noch einer den legendären Schatz im Kellergewölbe. Dem Schäfer Balthasar soll es einmal fast gelungen sein. Er entdeckte ein offenes Tor mit Steingesims, das vorher nicht da war, ging hindurch und folgte einem langen Gang. Als plötzlich einer rief: "Balzer, die Schafe gehen durch", eilte er zurück. Doch die Schafe weideten ruhig und ungestört. Und als sich Balthasar umdrehte, war das Tor verschwunden...

Wer zur Osterburg möchte, biegt in Bischofsheim an der Rhön in Richtung Kreuzberg ab und nimmt den kurvigen Weg bergaufwärts. Gegenüber dem Lift befindet sich ein Parkplatz, wo man das Auto abstellen kann. Von hier aus läuft man ca. 50 Meter zurück bis zur Bushaltestelle und nimmt dann den ausgeschilderten Wanderweg hinauf zur Osterburg (etwa zehn Minuten Fußmarsch; festes Schuhwerk wird empfohlen).