95 Prozent der Wärmeenergie in Oberelsbach ist nun aus erneuerbarer Energie

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Bürgermeisterin Birgit Erb und Michael Gottwald besichtigen die neue Holzvergasungsanlage für das Nahwärmenetz in der Marktgemeinde. Foto: Marion Eckert
Bürgermeisterin Birgit Erb und Michael Gottwald besichtigen die neue Holzvergasungsanlage für das Nahwärmenetz in der Marktgemeinde. Foto: Marion Eckert

Obereselsbach im Kreis Rhön-Grabfeld geht bei den Erneuerbaren Energien voran: 95 Prozent der Wärmeenergie wird inzwischen daraus gewonnen.

Die Biomasse-Wärmeversorgung Oberelsbach Gmbh & Co. KG wurde im Mai 2010 gegründet mit dem Ziel, ein Nahwärmenetz für die gemeindlichen Gebäude, einschließlich der Umweltbildungsstätte und den Verwaltungsgebäuden des Biosphärenreservates, sowie privater und gewerblicher Kunden auf Basis regenerativer Energien, aufzubauen. Die Kooperationspartner, der Markt Oberelsbach und die Bayerische Rhöngas, haben in die bestehende Anlage noch einmal investiert, so dass der Anteil an Wärmeenergie ab sofort zu 95 Prozent aus erneuerbarer Biomasse erzielt werden kann.

Zum Einsatz kommt hierfür eine hochmoderne Holzvergasungsanlage mit parallel betriebenem Blockheizkraftwerk, das 45 kW elektrischen Storm und zirka 110 kW Wärmeenergie liefert. Der erzeugte Strom werde in das öffentliche Netz des Überlandwerk Rhön eingespeist, wobei zuvor ein Teil für den Betrieb der eigenen Anlage verwendet wird. Die Erzeugung von Holzgas sei eine mehr als 100 Jahre alte Technik, erklärte der Geschäftsführer der Biomasse-Wärmegesellschaft Michael Gottwald. "Sie wurde in Kriegszeiten vor allem bei Fahrzeugantrieben angewendet, wurde durch den massenhaften Einsatz von Öl und Gas aber verdrängt."

Die heute favorisierte Nutzung regenerativer Energien aus Biomasse und modernen Technologien, sei mit dieser Art der Strom- und Wärmeerzeugung ein wesentlicher Beitrag zur Energiewende.

Die im Biomasseheizwerk Oberelsbach installierte Technik werde mit hochwertigen vorgetrockneten Holzhackschnitzeln aus der Region betrieben. Die Lieferung der Hackschnitzel habe ein landwirtschaftliches Unternehmen aus der Nachbargemeinde übernommen. Die Hackschnitzel werden in der eigenen Biogasanlage getrocknet, so dass sie nur noch einen Feuchtigkeitsgehalt von 15 Prozent aufweisen. Wie Gottwald erklärte, werde die Anlage nach gegenwärtiger Kalkulation nahezu 280 Tonnen Holz jährlich vergasen.

"Ein rundum gelungenes Konzept also, mit besonders regionaler Wertschöpfung, welches den Gemeinden der Kreuzbergallianz hinsichtlich der Erstellung ihrer Energienutzungspläne voll und ganz entgegen kommt", freute sich Bürgermeisterin Birgit Erb.

In den vergangenen Wochen sei unter Hochdruck gearbeitet worden, alle beteiligten Unternehmen seien vor hohe fachliche und zeitliche Ansprüche gestellt worden, so Gottwald. Aufgrund der anstehenden Änderungen des Erneuerbaren Energiegesetzes (EEG) musste die Anlage vor dem 1. August den Betrieb aufnehmen, was letztlich nur durch das Engagement aller Beteiligten gelungen sei.

Denn ohne die gesicherte EEG-Vergütung, aber ebenso wenig ohne die Investitionsförderung durch den Freistaat Bayern über das Technologie- und Förderzentrum und dem Marketing und Energienetzwerk C.A.R.M.E.N in Straubing wäre das Projekt derzeit noch nicht wirtschaftlich tragfähig. Das Landwirtschaftsminsterium des Freistaates startete mit der Unterstützung eine Versuchsreihe, die die Markttauglichkeit von Holzgasanlagen untersuchte. Um jedoch die 340.000 Euro umfassende Investition gefördert zu bekommen, war umfangreiche Projektarbeit zu leisten, die häufig auch Rückschläge zu verkraften hatte, so Gottwald.

Sinnvoller Einsatz

Am Ende konnten jedoch alle Nachweise erbracht werden, die einen sinnvollen Einsatz der Technologie und eine bestmögliche Energiebilanz in Oberelsbach prognostizieren. 100.000 Euro an staatlichen Fördermitteln werden erwartet. Neben der Einsparung von Heizöl von mehr als 30.000 Litern hat das Konzept den weiteren positiven Effekt, dass die Rauchemissionen am Standort erheblich reduziert werden, was insbesondere die Nachbarn des Heizwerks freudig zur Kenntnis nehmen werden, da die Holzgasanlage und das Blockheizkraft nahezu keine Abgase emittieren, so Geschäftsführer Gottwald. Der Markt Oberelsbach profitiere am Standort des Biosphärenreservat und der Umweltbildungsstätte mit einer weiteren Innovation und könne die Erfahrungen zu Schulungszwecken weiterverwenden, was Bürgermeisterin Erb als beispielgebend und als weiteren Vorzeigeeffekt herausstellte.

Nun hoffen Gottwald und Erb, dass die Anlage nicht nur wirtschaftlich betrieben werden kann sondern auch, dass neue Anschlussnehmer gewonnen werden können. Der Wärmepreis liege bei elf Cent pro Kilowattstunde und damit günstiger als bei Betrieb einer eigenen Ölheizung. Die Grundversorgung des Nahwärmenetz wird über die Holzvergasungsanlage sichergestellt, in den kalten Monaten werden die beiden vorhandenen Biomassekessel zugeschaltet und um Spitzenzeiten abzufangen gibt es noch immer einen Ölheizkessel.