"Slowhand" lässt die Finger flitzen

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Eric Clapton. Foto: Helmut Ölschlegel
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Gitarren-Legende Eric Clapton hat in Nürnberg über 9000 Fans mit seiner enormen Spielkunst begeistert.

Für die Voyeure unter den Gitarren-Fetischisten war es ein zweistündiges Liebesspiel. Gebannt, aber auch neidvoll hingen ihre Blicke an einem der beiden Bildschirme. Dort krabbelten, von einer Kamera eingefangen, flinke Finger einen Gitarrenhals hinauf und hinab. Lustvoll auch die Klänge, die Eric Clapton seinen akustischen Martin- und elektrischen Fender-Gitarren entlockte. Über 9000 Fans huldigten am Dienstagabend dem Gitarrengott in der restlos ausverkauften Arena.

"Feinster E-Gitarren- und Picking-Blues", schwärmte Detlef "Lef" Christel von der Bamberg Cover- und Kultband "Big Sound Jack", dabei hatte sein Band-Kollege Hans Deusel noch vor dem Konzert über seinen Gitarristen geulkt: "Frag' bloß nicht den Lef, der ist immer so kritisch." Aber es gab nicht viel zu mosern Mit hervorragend ausgesteuertem Sound hob Clapton zum 50. Bühnenjubiläum zu einer Zeitreise durch Musikstile und eigene Schaffensperioden ab. Von seinem Bandscheibenvorfall, der ihn vergangene zur Absage von zwei Konzerten gezwungen hatte, war nichts zu bemerken. Der 68-Jährige räkelte sich bei seinen Soli wie ein junger (Gitarren-)Gott.


Freiräume für die Mitstreiter

Dabei gab er aber nicht den Ego-Zocker und Superstar, sondern räumte seinen hochkarätigen Mitstreitern viele Freiräume ein. War es Greg Leiz an der Steelgitarre bei den Einstiegsnummern "Hello old friend" und "My father's eyes", rückten danach Paul Carrack (von Mike & the mechanics) als vorzüglicher Sänger und Keyboarder in Mittelpunkt sowie Zweitgitarrist Dolye Bramhall (Lef Christel: "Den muss der Clapton geklont haben, außer dass er Linkshänder ist"), dessen Soli sehr denen des Meisters ähnelten und immer wieder Spontan-Beifall aufkommen ließen.

Selbst Musikfreunde, die dem Blues an sich nichts abgewinnen können und als gähnend langweilig empfinden, staunten über das meisterhaften Gitarrenspiel, obgleich auch "Lef" Christel eingestand, dass sich "beim Blues die Harmonien und Riffe eben schnell wiederholen".

Dieser Erkenntnis stehen aber Claptons Spielkunst und Einfallsreichtum entgegen. Wer immer ihm den Titel "Slowhand" verliehen hat, der muss ihn in Zeitlupe beobachtet haben. Seine linke Hand hastet über Saiten und Bünde, dass es ein Freude ist. Auch mit 68 Jahren ist da kein Tempoverlust vernehmbar. "Die meisten Gitarristen wären froh, wenn sie nur ein Viertel von dem könnten, was Clapton in all den Jahrzehnten schon vergessen hat", kokettierte ein Hobby-Blueser aus Ebern mit dem Alter des Stars und seiner Fangemeinde, die bis zu 150 Euro für eine Karte hingelegt hatte.


Melancholie ging verloren

Als Gegenleistung bekamen sie Hits wie "Layla" oder "Cocaine" geboten. Schade nur, dass "Tears in heaven" mit einem Polka-Beat unterlegt wurde, wodurch viel an Melancholie verloren ging. Nahmen manche der Instrumentalpassagen Session-Charakter an, stand dahinter doch ausgetüfteltes Kalkül und professionelle Erfahrung. Exakt nach 1:45 Stunde war das Konzert beendet. Es folgte die "Cream-Retro" (so Lef) "Sunshine of your love", wobei Drummer Steve Jordan in bester Ginger-Baker-Manier auf sein Lieblingsspielzeug einschlug, als wollte er beim vorletzten Konzert der Welttournee bei Musik-Thomann im nahen Treppendorf noch ein neues Set mitnehmen.

Zur zweiten Zugabe "High time we went" von Joe Cocker kam auch Claptons früherer Mitstreiter Andy Fairwheather Low (jetzt bei Roger Waters) nochmals auf die Bühne, der im Vorprogramm mit Oldies wie "If paradies is half as nice" (von seiner ersten Band Amen Corner) oder "Apaché" von den "Shadows" eingeheizt hatte, was in der kochenden Halle eigentlich nicht notwendig gewesen wäre. Einige der Songs waren jedenfalls älter, als der Schreiber dieser Zeilen (55), aber wie heißt doch Claptons aktuelles Album, das in der Fachwelt eher zwiespältig aufgenommen wurde: Old socks ("alte Socke(n)").