Einkaufen für den Kleiderschrank kann jeder. Im "Rauschgold" in Nürnberg kann man für den guten Zweck shoppen. Und das mit Stil zum kleinen Preis.
Eine schicke Bluse für vier Euro. Eine edle Halskette für zwölf Euro. Im "Rauschgold" braucht man nicht viel Geld, um schöne Sachen kaufen zu können. Mit dem kleinen aber feinen Laden hat sich Simone Alberti einen Traum erfüllt. "Wir verkaufen gebrauchte Sachen für einen guten Zweck", fasst Alberti die ungewöhnliche Firmenphilosophie zusammen, während das Glockenspiel über der Tür den nächsten Kunden ankündigt.
"Ich schaue mich nur um", sagt die Dame und stöbert durch den schmucken Eckladen, der wie eine geschmackvolle Boutique ausschaut und nicht an eine alte Kleiderkammer erinnert. Bei den Kunden kommt genau das offensichtlich an. "Hier findet man immer schöne Sachen", sagt die ältere Frau und legt etwas schüchtern einen bunten Seidenschal zum Bezahlen auf die Theke.
Idee hat Alberti aus Kalifornien
Derweil sortiert Simone Alberti die neue Ware. "Wir haben einen großen Spenderkreis", freut sich die Gründerin von "Rauschgold" und legt eine neue Kette in die Glasvitrine mit dem Schmuck zum Schnäppchenpreis. Die Idee für den ungewöhnlichen Laden hat die Nürnbergerin aus Amerika mitgebracht. "Als Studentin habe ich eine Zeit lang in Kalifornien gelebt." Dort seien "Charity-Shops" (Wohltätigkeits-Läden) überall aus dem Boden geschossen, um die verschwenderische Konsumgesellschaft zu bremsen. Die Idee dahinter ist denkbar einfach.
Erlöse gehen an Obdachlose und Suchtkranke
Leute bringen gute Sachen, die sie nicht mehr brauchen, in den Charity-Laden. Andere bezahlen dafür einen kleinen Preis. Der Erlös aus dem Verkauf kommt einer sozialen Einrichtung zugute. So soll shoppen gehen sozialen Sinn machen. "Unser Erlös geht an die Hängematte. Das ist eine Notschlafstelle für obdachlose suchtkranke Erwachsene in Nürnberg", erklärt Alberti. Mit dem zusätzlichen Geld aus dem "Rauschgold" kann sich der mildtätige Verein hin und wieder etwas besonderes leisten. Einen Ausflug ins Kino zum Beispiel. "Das ist einfach ein schöner Kreislauf", findet Alberti, die mit Mode ursprünglich nichts am Hut hatte. "Ich bin eigentlich Sozial-Pädagogin und habe früher bei der ,Hängematte` als Geschäftsführerin gearbeitet", erzählt Alberti. Für die dortige Kleiderkammer hätte man immer Spenden bekommen, erinnert sie sich. Irgendwann sei das ausgeufert. Plötzlich hätten Leute auch Ballkleider oder Abendroben vorbeigebracht, die für die hilfsbedürftigen Menschen wenig nützlich gewesen seien. "Ich habe die Klamotten dann immer selbst weiter gespendet und mir dabei gedacht: Mensch, jetzt hätten wir schon die Ausstattung zu einem schönen, kleinen Laden!", erinnert sich die "Rauschgold"-Initiatorin an die Geburtsstunde des gemeinnützigen Secondhandladens zurück, der etwas versteckt im Stadtteil Rennweg in der Martin-Richter-Straße zu finden ist.
Mittlerweile habe sich die Idee bewährt. Der Erlös aus dem Laden spüle inzwischen die meisten Eigenmittel in den Verein für obdachlose und drogenabhängige Menschen. Zwölf ehrenamtliche Mitarbeiterinnen kümmern sich inzwischen darum, dass der Eckladen läuft. Täglich ist von zehn bis 18 Uhr geöffnet. Sogar am Samstag bimmelt die Ladentür pausenlos. Mittlerweile haben immer mehr Modefreaks das ausgefallene Warenangebot abseits der hektischen Innenstadt an der Ecke Feuerbach-/Richterstraße (U2: Rennweg. Tram 8: Stresemannplatz) entdeckt. Als Schirmherrin konnte Alberti mit Petra Maly sogar die "First Lady" aus der Frankenmetropole für das "Rauschgold" gewinnen. Pünktlich zum zehnjährigen Bestehen ist der komplette Laden kürzlich nochmal richtig aufgehübscht worden. "Es ist wirklich schön geworden", freut sich Alberti und blickt gutgelaunt durch ihren schönen, kleinen Laden.
Infos zum "Rauschgold"
Das "Rauschgold" (www.rauschgold-nuernberg.de) in Nürnberg hat montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Mit dem Erlös unterstützt der gemeinnützige Secondhandladen in der Martin-Richter-Straße 29 im Stadtteil Rennweg den sozialen Verein "Hängematte". Dieser betreibt während der Abend- und Nachtstunden eine Anlaufstelle in Nürnberg für Abhängige von illegalen Drogen. Dort bekommen die hilfesuchenden Menschen eine warme Mahlzeit, eine Dusche und einen sicheren Schlafplatz für die Nacht. Insgesamt gibt es dort 18 Schlafplätze. Für Frauen gibt es eigene Schlafbereiche. Die meisten Menschen, die in die Hängematte kommen, haben laut dem Verein(www.haengematte-nuernberg.de)keine feste Bleibe. Mit dem Geld aus dem Secondhandladen werden zusätzliche Freizeitangebote finanziert.
Der fränkische Secondhand-Guide
Die Initiatorin von "Rauschgold", Simone Alberti, stellt im Netz zahlreiche gemeinnützige Gebrauchtläden aus der Region vor. Auf der Internet-Seite www.secondhandguide.org finden sich zahlreiche Informationen rund um das Thema nachhaltiges Einkaufen. Alberti präsentiert darin gemeinsam mit Irina Gossmann vom Secondhandladen "Vinty´s" in Nürnberg/Gostenhof zahlreiche Läden und Initiativen rund um Themen wie Büchertausch, Gebrauchtwarenhof, Upcycling und Repair-Café. Den gedruckten Guide gibt es in vielen Second-Hand-Läden in und um Nürnberg. "Da ist garantiert für Jede/n etwas dabei", schreiben Alberti und Gossmann im Vorwort. Secondhand ist für die beiden Autorinnen nach eigener Aussage eine "Herzensangelegenheit".