Am Samstag kommt in Nürnberg ein echter Hitler unter den Hammer: Die beiden Schwestern Kathrin und Kerstin Weidler versteigern in ihrem Auktionshaus in Nürnberg das Aquarell eines kleinen Malers und großen Diktators: Adolf Hitler.
Die ganze Aufregung kennen die Weidlers schon. "Es ist nicht der erste Hitler, den wir versteigern", sagt die 31-jährige Kathrin Weidler. Das Auktionshaus hat bereits fünf Werke des gescheiterten Kunstmalers und späteren Despoten unter dem Hammer gehabt. Bundesweit ist den jungen Auktionatorinnen die Aufmerksamkeit gewiss, wenn ein "echter Hitler" in der "Stadt der Reichsparteitage" meistbietend veräußert werden soll.
Am Samstag wird erneut ein Aquarell aus der Hand von Adolf Hitler versteigert. Das Bild zeigt eine romantische Stadtansicht und trägt den bescheidenen Titel: Standesamt und Altes Rathaus. Zu sehen ist eine Darstellung des Standesamtes von München mit dem Turm des Alten Rathauses im Hintergrund. Bei 4500 Euro liegt das Mindestgebot. Die Weidlers rechnen weltweit mit Interessenten.
"Ich gehe davon aus, dass das Bild einen mittleren fünfstelligen Betrag erzielen wird", sagt die 29-jährige Kerstin Weidler. Weltweit einzigartig sei auch, dass das Bild inklusive Originalrechnung angeboten werde. Vor fast 100 Jahren hatte der Großvater der heutigen Besitzer, zwei Schwestern aus Hessen, das Werk für 200 Mark in dem "Gemälde-Salon Alois Baldauf" in München gekauft. In der NS-Zeit wurde die "Echtheit" von Walter Bormann, dem jüngeren Bruder von Hitlers Privatsekretär Martin Bormann, attestiert. In dem kurzen Schreiben heißt es, dass es sich "tatsächlich um eine der Arbeiten des Führers" handeln könne. "Vollständig einwandfrei könnte die Echtheit selbstverständlich nur an Hand des Originals festgestellt werden", schreibt Walter Bormann weiter, der als Adjutant für Hitler gearbeitet hat.
Hitler soll über 2000 Werke gemalt haben Insgesamt soll Adolf Hitler rund 2000 Kunstwerke gemalt haben. Viele davon gelten als verschollen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges hat sich Hitler mit dem Verkauf populärer Stadt- und Landschaftsansichten zunächst in Wien und später in München durchgeschlagen. Als das Aquarell im Jahr 1916 in München verkauft wurde, war Hitler noch völlig unbekannt. Die Weidler-Schwestern sind sich sicher, dass sie am Samstag einen "echten Hitler" versteigern werden. Die Signatur und die Rechnung seien Beweis genug.
Zweifel hatte zuletzt Sven Felix Kellerhoff in der Zeitung "Die Welt" angemeldet. Besonders die vielen "Echtheitsbeweise" würden ihn stutzig machen. In Wirklichkeit würden die Beweise das Gegenteil vermuten lassen. Denn für "viele gefälschte Hitler-Autografen" seien ähnliche "Echtheitszertifikate" überliefert. Neben dem berühmtem Hitler-Fälscher Konrad Kujau könne auch Reinhold Hanisch, Hitlers Freund aus der Zeit im Wiener Männerwohnheim, der eigentliche Urheber des Aquarells sein. Hitler und Hanisch machten zeitweise gemeinsame Sache. Während Hitler Postkarten und Aquarelle malte, kümmerte sich Hanisch um den Verkauf.
Plagiat oder Original? Signatur von Hitler vorhanden Die Einnahmen wurden geteilt. Als Hitler später fatalerweise die folgenschwere, politische Karriere machte, soll Hanisch fleißig "Hitler-Bilder" gefälscht haben. Die Weidlers sind freilich bei der Frage der Echtheit aus dem Schneider. Im Katalog ist das Bild mit der Unterzeile "Aquarell sign. A. Hitler (wohl Adolf H. 1889-1945)" versehen.
"Es ist kein normales Objekt, wofür wir Werbung machen möchten", sind sich die Weidler-Schwestern einig und stellen den "Hitler" wieder in eine Ecke ihres Auktionshauses. Die derzeitigen Besitzer wollen übrigens zehn Prozent des Versteigerungserlöses für behinderte Kinder spenden. Den Kindern dürfte es also egal sein, wie echt das Bild ist, wenn nur der Preis stimmt. Die Auktion am Samstag dürfte spannend werden.