Scharfe Kurven und schnelle Autos: Trotz Kritik hält Norisring-Rennen in Nürnberg an den Grid Girls fest

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"Grid Girls" gehören wohl einfach dazu. Das "Norisring-Rennen" am Wochenende setzt weiterhin auf die leicht bekleideten Mädels. Doch eine Frauenbeauftragte der Stadt will den Sexismus am liebsten von der Rennstrecke verbannen. Symbolfoto: Diego Azubel/dpa
"Grid Girls" gehören wohl einfach dazu. Das "Norisring-Rennen" am Wochenende setzt weiterhin auf die leicht bekleideten Mädels. Doch eine Frauenbeauftragte der Stadt will den Sexismus am liebsten von der Rennstrecke verbannen. Symbolfoto:  Diego Azubel/dpa

"Grid Girls" gehören wohl einfach dazu. Das "Norisring-Rennen" am Wochenende setzt weiterhin auf die leicht bekleideten Mädels. Doch eine Frauenbeauftragte der Stadt will den Sexismus am liebsten von der Rennstrecke verbannen.

Scharfe Kurven und schnelle Autos gehören für viele Motorsport-Fans zusammen. Auch beim Norisring-Rennen am kommenden Wochenende in Nürnberg werden neben heißen Öfen wieder attraktive Frauen zu sehen sein.

Für die Veranstalter gehören die leicht bekleideten Damen, die vor dem Rennen mit Sonnenschirm und Startnummer neben den Fahrern auf der Strecke stehen zur Tradition des Rennens. Hedwig Schouten, die Frauenbeauftragte der fränkischen Metropole, findet diese Praxis altmodisch. "Wir leben nicht mehr im Weltbild der 50er oder 60er Jahre", hat Schouten der Nürnberger Lokalzeitung im Vorfeld des Motorsportwochenendes gesagt und außerdem kritisiert, dass man(n) die Rennstrecken-Schönheiten nur auf Äußerlichkeiten und Körpermaße reduziere und damit gleichzeitig stereotype Rollenklischees zementiere.

 


Fans statt Boxenluder?

Vor dem Hintergrund der "Metoo-Debatte" sollten die Veranstalter diese voyeuristische Praxis auf den Prüfstand stellen. Die Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg würde sich weiter wünschen, dass Fans statt Frauen die Aufgabe übernehmen und mit Sonnenschirm und Startnummer durch die Startaufstellung schlendern und den Helden bei der Siegerehrung ein Küsschen auf die Backe geben.


Norisring-Sprecher Philip Schwarm sieht den Motorsport zu Unrecht an den chauvinistischen Pranger gestellt. "Es geht nicht um Erotik sondern um Liebe zum Motorsport", ist sich Schwarm sicher und findet, dass die "Grid Girls" ihre Aufgabe mit "Anstand und Niveau" bewältigen. Die Formel 1 hat sich kürzlich dazu entschlossen, die Damen mit den Modelmaßen vom Asphalt zu verbannen.

DTM hält an Tradition fest

Die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM), die die Rennsport-Hostessen in den kurzen Kleidchen für jedes Rennen engagiert, will dagegen weiter auf weibliche Reize setzen und die häufig etwas despektierlich als "Boxenluder" belächelten Rennschönheiten mit den optischen Pferdestärken nicht abschaffen.
"Die Mädels machen das freiwillig und gern", ist sich Schwarm sicher. Die Frauenbeauftragte überzeugt das Argument der Freiwilligkeit freilich nicht.


Obendrein wird zum Rennwochenende eine "Miss Norisring" in Nürnberg gekürt. Im letzten Jahr hat das fränkische Playmate Estella Keller das Krönchen über den Rundkurs bei der Zeppelintribüne getragen. In diesem Jahr wetteifern erneut sieben Kandidatinnen um den Titel, der freien Eintritt in die Boxengasse und Promipartys garantiert. "Die ,Miss Norisring` gibt es seit Jahrzehnten. Nürnberg ist nicht Monaco. Aber ein bisschen Show und Glamour gehört auch bei uns einfach dazu", sagt Philip Schwarm vom "Motorsport Club Nürnberg" (MCN), der das Rennen in Nürnberg mit rund 650 Helfern ehrenamtlich organisiert.

Mit einer Neuerung wollen die fränkischen Motorsportfreunde die Kritiker besänftigen. Zum ersten Mal müssen die Kandidatinnen bei der Wahl zur "Miss Norisring" nicht im Bikini über den Laufsteg laufen. Damit wollen die Motorsportler wohl die Schönheiten-Tradition am Rande des Rennzirkus langfristig bewahren und gleichzeitig gegen Sexismus bewusst ein Zeichen setzen.

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