Bei Rock im Park ist 2022 zum ersten Mal ein sogenanntes Awareness-Team vor Ort. Nach dem ersten Festivaltag können die Verantwortlichen in Nürnberg schon eine klare Bilanz ziehen.
Rock im Park 2022: Awareness-Team in Nürnberg vor Ort: Erstmals in der Geschichte von Rock im Park ist auf dem Nürnberger Festivalgelände dieses Jahr ein sogenanntes Awareness-Team unterwegs. Nach dem ersten Tag ziehen die Verantwortlichen nun im Gespräch mit inFranken.de eine vorläufige Bilanz. Dafür, dass am Donnerstag noch keine großen Acts spielten, sei bis Freitagabend schon viel los gewesen, erklären Teresa und Fabian, die Leitenden des Awareness-Teams. "Insgesamt sind bestimmt mehr als 20 Leute zu uns gekommen."
"Wir koordinieren ein Team von 25 Leuten, das an zwei Standorten auf Rock im Park - 'Panama' und 'Klein-Panama' - Unterstützungsarbeit leistet", erklärt Teresa. "Wir arbeiten parteilich mit Betroffenen, schaffen Angebote, Rückzugsorte und ein offenes Ohr." Zum ersten offiziellen Festivaltag schätzt Fabian die Menschen, die dort zusammenkommen, als "bunt und divers ein, aber leider auch sehr Mainstream-divers. Insgesamt ist es hier bisher schon ziemlich wild."
Rock im Park: Awareness-Team zieht erste Bilanz
Das Awareness-Team auf Rock im Park ist 2022 das erste Mal vor Ort. An den Festival-Standorten "Panama" und "Klein-Panama" soll es eine Anlaufstelle bei Sexismus-, Homophobie-, Rassismus- oder anderen aufwühlenden Vorfällen bieten. Im Vorfeld erfuhr die neue Festival-Institution viel Gegenwind und missbilligende Kommentare unter ankündigenden Facebook-Posts.
Die Gründe, warum Menschen sich an das Awareness-Team wenden, sind vielfältig.: "Warum die Menschen zu uns kommen, ist total unterschiedlich. Neben Leuten, die ihre Freund*innen, das Handy oder schlichtweg den Anschluss verloren haben, kommen auch Personen mit Überforderung, Platzangst oder Panikattacken", erklärt Fabian. Mitunter kämen auch Menschen, die "nicht mehr gut ansprechbar" seien. "Oft geht es auch um Drogenkonsum oder Stimmungsmanagement, wenn Leute da keine gute Balance finden."
Am ersten Tag sei schon viel los gewesen. Zum Schutz der Opfer will er gleichwohl keine konkreten Beispiele nennen. "Aber das passiert tagtäglich überall auf dem Campingplatz", ergänzt Teresa. "Ein Grund, warum wir hier sind, ist eben auch, dass es diese Übergriffe auch schon in der Vergangenheit gab."
"Auch von Männern, die Angst haben": Awareness-Team verzeichnet Nachfrage
Die Nachfrage sei da, "auch von Männern, die Angst haben. Die Leute rechnen auch total damit, dass irgendetwas passiert", so Teresa. Auch für so etwas sei das Awareness-Team da: "neben der Arbeit mit Betroffenen eben auch für Prävention, Struktur und Sichtbarkeit." Negative Reaktionen habe man vor Ort bisher noch nicht erhalten.
"Wir wussten zu Beginn noch nicht genau, was uns erwartet", erklären die Awareness-Team-Leitenden. "Aber wir haben viel positives Feedback bekommen", erläutert Teresa. Derben Vorwürfen wie "Erziehungsarbeit" oder "Früher hieß das Blockwarte" in den genannten Facebook-Posts könne Teresa nur entgegnen: "Wir zwingen niemandem etwas auf - wenn jemand keine Unterstützung möchte, ist das auch gut. Unterstützungsarbeit ist ein Angebot, das man annehmen kann, aber nicht muss."