Reklame an Rädern und Anhängern: Nürnberg will gegen Werbe-Wildwuchs vorgehen

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Werbeanhänger wie diese sind der Stadt ein Dorn im Auge. Foto: Pelke
Werbeanhänger wie diese sind der Stadt ein Dorn im Auge. Foto: Pelke

Fahrräder und Autoanhänger mit verlockenden Angeboten: Die Stadt Nürnberg will gegen den Reklame-Wildwuchs im Großstadtdschungel vorgehen.

Dort parkt ein Fahrrad mit einer bunten Reklame. Hier steht ein Autoanhänger mit einer verlockenden Werbebotschaft. "Viele wollen ganz schlau sein und die Vorschriften umgehen", ärgert sich Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU), dem das "Guerilla-Marketing" ein Dorn im Auge ist.

Normalerweise braucht jeder Bürger für jeden Stuhl, für jeden Tisch und für jede Werbetafel im öffentlichen Raum einen offiziellen Stempel der Stadt. Den Stempel gibt es nicht umsonst. Ein "Kundenstopper" (das sind diese beliebten Plakatständer zum Aufklappen) kostet in der City beispielsweise 325 Euro pro Jahr. Zwölf Mitarbeiter kümmern sich im Rathaus um die Genehmigungen im Rahmen der Sondernutzungssatzung aus dem Jahr 1977. Knapp zwei Millionen Euro nimmt die Stadt pro Jahr damit ein.


Alternativen, um Kunden anzulocken

Zuletzt haben offensichtlich immer mehr Geschäftsleute auf Alternativen gesetzt, um Kunden anzulocken und gleichzeitig Geld zu sparen. "Guerilla-Werbung" nennen das die Fachleute. Kleiner Aufwand, große Wirkung ist die Devise. Besonders beliebt sind Fahrräder als Träger der Werbebotschaften. Der Drahtesel bekommt ein buntes Schild und wird an eine Laterne angekettet. Dort rostet das Radl dann meist langsam vor sich hin.

Gemeinsam wollen Fraas und Vogel dem Stadtrat in der nächsten Woche vorschlagen, die Satzung zu ändern und das Abstellen von Autoanhängern und Fahrrädern zu Werbezwecken ausdrücklich zu verbieten. Verstöße sollen von den städtischen Straßenkehrern gemeldet werden und mit Ordnungsgeldern ab 50 Euro geahndet werden.

Auch das Entfernen der ungeliebten "Guerilla-Werbung" will die Stadt selbstverständlich in Rechnung stellen. Die Novelle soll schon ab Januar in Kraft treten. Verboten werden sollen auch Werbebotschaften, die mit Farbdosen oder Lichtprojektionen auf Straßen gezeichnet werden. Damit wolle man die Unternehmen nicht gängeln sondern das Stadtbild verschönern, beteuerten Wirtschaftsreferent Fraas und Bürgermeister Christian Vogel (SPD) bei der Vorstellung der Pläne zur Satzungsänderung am Mittwoch im Wirtschaftsrathaus unisono.

Die Praxis wird wohl zeigen müssen, ob sich die Werbe-Guerilla an die neue Vorschriften halten oder sich ein neues Katz-und-Maus-Spiel mit der Stadt liefern will. Denn grundsätzlich ist das Parken von Fahrrädern überall gestattet, sofern kein Beeinträchtigung des Verkehrs erfolgt.

Viele Werbefirmen raten ihren Kunden deswegen, das "Werbe-Radl" nicht dauerhaft am gleichen Platz abzustellen und den "Reklame-Esel" nach vierzehn Tagen umzuparken. Die Stadt hofft darauf, dass allein die Ankündigung ausreicht, damit die nicht-genehmigten Werbebotschaften aus dem Stadtbild verschwinden. Vor dem Hintergrund klammer Kassen setzt sie unverhohlen darauf, dass sich die Werbetreibenden einen kostenpflichtigen Stempel bei der Stadt abholen