Fränkische Landwirtin will Milchpreis nicht erhöhen - doch Kosten sind "total in die Höhe geschossen"

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Die Milchpreise sind in der letzten Zeit drastisch gestiegen. Auch im Nürnberger Land geraten kleine Höfe unter Zugzwang.
Reichenschwand: Preise für Milch drastisch teurer geworden - Milchpreis "steigt unaufhörlich"
Cally Lawson/1195798 (beide: Pixabay.com); Collage: inFranken.de

Bis Mitte des Jahres erwartet der Milcherzeugerverband einen "drastischen Anstieg" bei den Preisen. Ein kleiner Milchhof in Reichenschwand spürt die Anzeichen dafür schon deutlich.

  • Milchpreise steigen unaufhörlich - 92 Cent für einen Liter Milch
  • Milchhof-Betreiberin aus Reichenschwand kann Futterkosten kaum kompensieren
  • Bald über einen Euro? Milcherzeugerverband erwartet drastischen Anstieg
  • Nur ein Milchprodukt ist noch nicht teurer geworden 

Bereits in den letzten Monaten sind die Milchpreise in den deutschen Lebensmittelmärkten deutlich gestiegen. "Trotzdem haben sich die drastischen Preiserhöhungen erst in den letzten vier Wochen so langsam durchgesetzt", erklärt Dr. Hans-Jürgen Seufferlein, Vorsitzender des Verbands der Milcherzeuger Bayern e.V.. Das merken auch die kleinen Betriebe: "Wir haben auch schon überlegt, nach oben zu gehen, weil ja alles teurer wird", stimmt Milchhof-Betreiberin Claudia Schmidt aus Reichenschwandzu.

Milchhof-Betreiberin aus Reichenschwand: Kosten "total in die Höhe geschossen"

Bisher habe man auf dem Milchhof und in der Milchtankstelle in Reichenschwand noch keine Preiserhöhung vornehmen lassen. "Bei uns kostet der Liter Milch weiterhin einen Euro in der Milchtankstelle". Trotzdem sei die Überlegung da. "Wir kaufen Kraftfutter zu, das ist total in die Höhe geschossen, genauso wie die Preise für Dünger", erklärt Schmidt. "Es bleibt auf jeden Fall spannend." Experte Seufferlein kennt die Hintergründe für den drastischen Anstieg.

"Da spielen eine Menge verschiedener Faktoren mit ein", erklärt Seufferlein. "Zum einen durch den Weltmarkt: Wir haben wieder eine große Nachfrage vor allem aus Asien. Gleichzeitig ist es die Kostensteigerung, die die Preiserhöhungen nötig macht: Das Erzeugen und Verarbeiten von Milch ist wesentlich teurer geworden. Futtermittel, Gas, Diesel, Strom und Dünger sind dramatisch teurer geworden, das merkt man ja überall. Das hat schon mit Corona angefangen, aber der Ukraine-Krieg gab jetzt noch einmal einen intensiven Impuls für diese Entwicklung."

Die Milchpreise steigen "unaufhörlich", mittlerweile koste ein Liter Vollmilch von den jeweiligen Supermarkt-Eigenmarken 92 Cent. "Seit Anfang des Jahres sind die Preise um 12 Cent gestiegen und wir erwarten bis Mitte des Jahres nochmal einen deutlichen Preisanstieg." Der Experte ist sich sicher, dass ein Liter Milch schon bald über einen Euro kosten wird. 

"Hatten wir noch nie": Milch-Experte prophezeit drastischen Preisanstieg 

"Fest steht: So eine Situation hatten wir noch nie", hält Seufferlein fest. "Es sind ja auch sowohl die Erzeuger- und Arbeiterseite von den hohen Kosten betroffen als auch die Verbraucher." Auch die Butter- und Käsepreise seien stark gestiegen: "Die frühere 'Billig'-Butter kostet mittlerweile 2,29 Euro und erst letzten Samstag ist der Mozzarella von 59 Cent auf 79 Cent angestiegen." Nur ein Produkt sei bisher von den Preiserhöhungen verschont geblieben.

"Der Preis für Joghurt hat sich nun seit einem Jahr nicht bewegt", erklärt Seufferlein. Trotzdem stehe auch da eine Änderung bevor: "Die nächsten Monate werden wir auch hier merken, dass die Preise immer weiter steigen. Trotzdem ist das Produkt in der Relation noch vergleichsweise billig." Ob sich die Preise wieder stabilisieren, kann der Experte derzeit noch nicht absehen. "Ungeachtet des Ausgangs des Krieges werden wir mindestens noch ein Jahr brauchen, bis sich die Märkte wieder stabilisiert haben."

Ob die Preise wieder sinken werden, sei derzeit nicht absehbar: "Dafür müsste man in eine Glaskugel schauen. Die drastischen Sprünge auf der Kostenseite und die vielen unsicheren Faktoren machen eine Prognose quasi unmöglich", hält Seufferlein fest. "Trotzdem bleiben die Lebensmittelpreise eine spannende Frage, weil ja wirklich alles teurer wird. Das muss erstmal verarbeitet werden", schließt der Experte ab.