OpenUp Camp Nürnberg: Dirk Murschall im Gespräch

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Dirk Murschall. Foto: Privat
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Foto: PR
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Die Open Source Business Foundation veranstaltet am Wochenende in Nürnberg ein großes Treffen zum Thema offene Software. Im Vorfeld der Veranstaltungen haben wir mit Dirk Murschall über die aktuelle Bedeutung von offenen Computerprogrammen gesprochen.

Los geht es bereits am Freitag mit einem Open Business Day. Dort wird unter anderem über "Konsortiale Softwarelösungen" gesprochen und gezeigt, wie offene Unternehmen mit Hilfe offener Software gemeinsam an einem Strang ziehen können. Wir haben mit Dirk Murschall, MItveranstalter der Konferenz, gesprochen.

inFranken.de: Google hier, NSA da - Computer und Internet sind das moderne Mega-Thema: Mit wie vielen tausend Besuchern rechnen Sie?
Dirk Murschall: Wir rechnen auf der Konferenz mit 200 bis 300 Besuchern. Es dürfen im nächsten Jahr gerne mehr werden. Leider hat das Thema NSA nicht halb so hohe Wellen geschlagen, wie der ADAC-Skandal, obwohl er ungleich wichtiger und näher am Leben von allen Bürgern ist. Wir wollen das ändern. Mit der Konferenz können wir vielleicht noch nicht alle erreichen, aber wenigstens die Leute in Deutschland, die sich tiefer mit der Materie beschäftigen. Und die wollen wir an diesem Wochenende in Nürnberg zusammenbringen und vernetzen.

Warum interessieren sich immer noch so wenige Menschen dafür, was in ihrem Computer eigentlich vorgeht?
Die Frage kann man nur den Leuten selber stellen. Warum sind Ihnen Autos wichtiger als Ihr Computer? Vielleicht weil die digitale Sphäre abstrakt ist. Ein Auto steht funkelnd vor der Tür und vermittelt Status und Mobilität. Dabei verstehen auch die Wenigstens was in den Autos wirklich vor geht. Vielleicht wäre es schön, wenn sich überhaupt mal mehr Leute für das interessieren, was wirklich passiert.

Wie kann Open-Source-Software dazu beitragen, dass die User hinter die Schauseite ihrer Laptops, Smartphones und Desktops gucken können?
Das kann auch Open-Source-Software nicht direkt, aber sie bietet im Gegensatz zu geschlossenen Programmen die Möglichkeit dazu. Es liegt in der Natur von offener Software, dass ihre Quellcode offen für jeden einsehbar ist. Jede Hintertür, jede Falle und jede Wanze kann durch jeden der Lust und Interesse hat, gefunden und auch entfernt werden. Man muss das nicht selbst machen, für offene Software gibt es eine starke Gemeinschaft. Der Browser Firefox ist sehr sicher, eben weil viele Augen drauf gucken, dass das so bleibt. In geschlossener Software, die vielleicht noch von einem zweifelhaften Anbieter kommt, kann alles drin sein.

Warum wollen die wenigsten Anwender eine Programmiersprache lernen?
Weil sie es für kompliziert halten. Aber das ist es nicht. Man muss ja nicht gleich anfangen auf Bit-Ebene zu programmieren. Es gibt sehr einfache Sprachen mit denen schon erstaunliche Dinge gemacht werden können. Programmieren gehört wie Lesen, Schreiben und Mathematik eigentlich in die Grundschule.

Inwieweit kann offene Software zu einer offeneren Welt beitragen?

Wir leben in einer Demokratie und wir wissen, wie wichtige es ist, die Kontrolle nicht einigen wenigen zu überlassen. In einer Welt, die nur aus Googles, Apples und der NSA besteht, hätte niemand mehr die Möglichkeit, etwas eigenes oder privates zu tun. Die Beschränkungen wären groß, das weiß jeder, der schon mal "gefällt mir nicht" auf Facebook drücken wollte. Es geht nicht. Nur ein kleines Beispiel wie man in geschlossenen Systemen gezwungen wird, sich an die Regeln zu halten. Nicht alle wollen das, und insbesondere offene Software trägt dazu bei, dass die Vielfältigkeit der Möglichkeiten erhalten bleiben. Das ist nichts weniger als die Natur des Menschen.

Das Gespräch führte Nikolas Pelke