Nürnberg will gerechtere Kita-Gebühren

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Gut und günstig sind die städtischen Kitas Krippen und Horte Foto: Christine Dierenbach Stadt Nürnberg
Gut und günstig sind die städtischen Kitas Krippen und Horte Foto: Christine Dierenbach Stadt Nürnberg
Foto: Christine Dierenbach Stadt Nürnberg
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Foto: Christine Dierenbach Stadt Nürnberg
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Eine "Gerechtigkeitslücke" will Nürnberg bei den städtischen Kitas schließen. Was sich gut anhört, heißt für viele Eltern jedoch: Sie müssen höhere Gebühren für die Unterbringung ihrer Kinder bezahlen.

Gut und günstig: Dafür sind die städtischen Kitas und Krippen in Nürnberg bekannt. Das wird sich am September voraussichtlich ändern. Denn nach neun Jahren will die Stadt endlich die Gebühren für ihre Einrichtungen kräftig anheben.

Paradox erscheint die Begründung, warum Nürnberg an der Gebührenschraube drehen will.

Die Stadt wolle eine "Gerechtigkeitslücke" mit der Gebührenerhöhung für die städtischen Betreuungseinrichtungen schließen, sagt der Sozialreferent der Stadt zur Begründung. Reiner Prölß (SPD) sieht ausgerechnet diejenigen Eltern unfair behandelt, die ihre Kinder in einer privaten Betreuungseinrichtung untergebracht haben. Denn im Durchschnitt verlangen die privaten Träger von Kitas und Krippen in Nürnberg fast doppelt so viel. Besonders krass sind die Gebührenunterschiede bei den Kinderkrippen.

Während die städtische Krippe im Monat von den Eltern 140 Euro (für eine Unterbringung von fünf bis sechs Stunden pro Tag) verlangt, wollen die freien Träger für die gleiche Leistung im Durchschnitt 314 Euro haben.

Auf diese Weise schüre man Neid unter den Eltern, findet Prölß. "Wir kommen nicht an einer stufenweisen Erhöhung vorbei. Wir müssen die Beiträge sukzessive an den Mittelwert der freien Träger anpassen", ist sich der Sozialreferent sicher.

Derzeit dürfte den freien Trägern die billige Konkurrenz der Stadt als besonders ungerecht empfinden.

Durch den massiven Ausbau der Kindertagesbetreuung in den letzten Jahren können Eltern nun immer öfter entscheiden, in welche Krippe, Hort oder Kindergarten sie ihre Schützlinge geben wollen. Die freien Träger befürchten in Anbetracht der großen Preisunterschiede, dass ihnen die Kunden davon laufen und lieber die deutlich günstigeren Angebote der städtischen Einrichtungen in Anspruch nehmen.

Eltern wie Stefan Sindersberger fragen sich allerdings, ob die Stadt die Gebühren nicht nur aus "Freundlichkeit" gegenüber den freien Träger erhöhen will? "Ich kann nicht erkennen, dass den weitaus teureren Einrichtungen die Kundschaft wegläuft", kritisiert der Vorsitzende des Gesamt-Eltern-Beirats der Kindertagesstätten in Nürnberg die Haltung der Stadt.

Besonders Familien aus der Mittelschicht würden durch die geplante Gebührenerhöhung belastet.

Eltern mit durchschnittlichem Einkommen fühlten sich durch die Debatte um die "Gerechtigkeitslücke" hinters Licht geführt, sagt Sindersberger. Für die Einkommensschichten knapp über der Armutsgrenze werde das Leben immer teurer. Schließlich würde die Stadt gerne vergessen, dass zu den Gebühren für die Betreuung auch noch das Geld für die Verpflegung der Kinder hinzu komme. Das Essensgeld belaste die Familienkasse monatlich um zusätzliche 50 bis 60 Euro pro Kind.

Der Sozialreferent verweist hingegen darauf, dass die Stadt zuletzt vor neun Jahren die Gebühren erhöht habe.

Auch deshalb klaffe die Schere zwischen den freien und städtischen Gebühren mittlerweile so weit auseinander. Die lange Zeitspanne zwischen der letzten und nun geplanten Gebührenerhöhung zeigt auch, wie unpopulär solche Entscheidungen sind. Selbst die Partei des Sozialreferenten tue sich mit der Gebührenerhöhungen schwer, gibt die SPD-Stadträtin Claudia Arabackyj offen zu. Denn besonders unbeliebt dürften die höheren Gebühren bei den Familien ankommen, die mit ihrem Einkommen knapp über den Bemessungsgrenzen für wirtschaftliche Jugendhilfe liegen.
Diese "Arbeiterfamilien" gehören traditionell zur Stammwählerschaft der Sozialdemokraten.

Fast die Hälfe der Eltern dürfte die Diskussion allerdings mit einem Schulterzucken verfolgen. Denn für über 40 Prozent aller Eltern übernimmt die Stadt die Gebühren ganz oder teilweise.

In den städtischen Einrichtungen liegt der Anteil der gebührenbefreiten Eltern nach Zahlen des Jugendamtes sogar bei satten 53 Prozent.

Das führt dazu, dass die höheren Gebühren nur teilweise tatsächlich im Nürnberger Rathaus ankommen, da die Mehrheit der Eltern überhaupt keine oder wesentlich geringere Gebühren bezahlen muss. Anfang Mai will das Sozialreferat dem Jugendhilfe-Ausschuss die "Vorschläge zur Gebührenanpassung" vorlegen, damit die "Gerechtigkeitslücke" ab September geschlossen werden kann. Allerdings soll die Lücke in mehreren Schritten geschlossen werden. Das dürfte für viele Eltern nur ein kleines Trostpflaster sein. Die Gebühren werden wohl kräftig steigen - wenn auch nicht mit einem großen, sondern vielen kleinen Sprüngen.