Von Inhalt "besudelt und beleidigt": Neuer Drohbrief für Nürnberger Star-Friseur

- Nürnberger Friseur Marcel Schneider erhält erneuten Hassbrief
- "Entführungsgedanken", Schwulen- und Ausländerfeindlichkeit sind Thema
- "Es erschrickt mich" - auch Mitarbeiter werden zur Zielscheibe
- "Bin kein Feigling": wie Schneider mit den Drohungen umgeht
Marcel Schneider ist mit seinem Nürnberger Friseursalon "Coiffeur by Marcel" eine bekannte Adresse für Frisurkreationen. Seit Jahren ist er der offizielle Coiffeur für den Nürnberger Opernball. Als bekennender Homosexueller und SPD-Politiker wurde er bereits mehrfach zur Zielscheibe von Hass und Drohungen in Form von Briefen. "Drei Jahre war Ruhe", sagt er gegenüber inFranken.de, doch am Montagfrüh (31. Oktober 2022) habe er ein neues Schreiben entdeckt.
Star-Friseur Marcel Schneider erneut bedroht - ausländische Mitarbeiter werden ebenfalls adressiert
"Widerlichst und perfide" nennt Schneider den Brief. Vier Seiten umfasst er und enthält sogar eine Unterschrift, ein Bild und den vollen Namen einer Frau. "Ob es ein Fake ist, wissen wir nicht. Es geht darum, dass sie 2014 angeblich in meinem Salon in Rednitzhembach zum Haareschneiden war." Schneider habe in den Worten der Frau ihre "Oberkopffrisur nach Teufelsokkult verschnitten". Die "verunstaltete" Frisur habe unter anderem ihren ehemaligen Ehemann abgestoßen.
Vier Jahre später sei Schneider ihr gedanklich wieder präsent geworden und sie habe "Entführungsgedanken" bekommen. Darauf folgen die Worte "mein Partner ließ sich was einfallen". Weiterhin greift die Verfasserin die Homosexualität des verheirateten Friseurs an und die Tatsache, dass er Ausländer ausbilde. "Es erschrickt mich, dass nicht nur ich besudelt und beleidigt, sondern auch meine Mitarbeiter in den Dreck gezogen werden".
"Ich habe mittlerweile 23 Lehrlinge ausgebildet, 70 Prozent mit Migrationshintergrund. Drei davon haben mittlerweile ihr eigenes Geschäft, es sind so tolle junge Menschen. Wo wäre denn unsere Gesellschaft, wenn wir Menschen mit Migrationshintergrund nicht hätten?" Seinen Lehrlingen habe er ans Herz gelegt, mit der S-Bahn zu fahren und gemeinsam unterwegs zu sein.
"Pass' auf, wo du mit deinem Hund läufst" - Briefe haben teilweise Auswirkungen auf Schneiders Leben
Noch sei keine Drohung der vergangenen Briefe wahr geworden. "Aber man weiß nicht, was dahinter steckt. Wer weiß, ob da wirklich mal eine Tat folgt. Das ist so psychisch krank", beschreibt Schneider seine Bedenken. 2016 sei in einem Brief gegen ihn gewettert worden: "Pass' auf, wo du mit deinem kleinen Hund an der Regnitz entlang läufst." Seitdem gehe nach Einbruch der Dämmerung nur noch sein Mann mit dem Hund raus.
Schneider kennt keine weiteren betroffenen Friseurmeister. "Ich bin in der SPD, lebe seit 30 Jahren schwul, bin verheiratet, engagiere mich sozial und stehe in der Öffentlichkeit. All das macht mich zum Hassobjekt von irgendwelchen Ideologen", so seine Erklärung. Auch von der AfD habe er schon einen üblen Brief mit Hassnachrichten gegen Homosexualität und Ausländer erhalten.
Der Friseur habe Anzeige erstattet, die Kriminalpolizei Mittelfranken werde in dem Fall eingeschaltet. Wegen seines öffentlichen Status werde wohl auch das LKA involviert, so seine Vermutung. inFranken.de berichtete im Juni 2020 über den letzten Drohbrief. Die Polizei konnte den Verfasser damals ausfindig machen. Schneider habe nach dem Fund am Montag viele stärkende und positive Rückmeldungen erhalten. Er wolle sich keinesfalls "klein machen lassen. Ich bin kein Feigling und ich habe keine Angst, aber ich bin umsichtig", sagt Marcel Schneider.