"Große Problemstadt": Precht sorgt mit Nürnberg-Aussage für Diskussion

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Nürnberg "große Problemstadt"? Precht-Aussage sorgt für Diskussion
Richard David Precht fühlt sich in der Nürnberger U-Bahn unwohl und verweist in diesem Zuge auf den Migrationsanteil in der Stadt.
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Michael Brandt/dpa; Tobias Hase/dpa (Symbolbild); Collage: inFranken.de
Nürnberg "große Problemstadt": Richard David Precht mit hartem Urteil
Richard David Precht fühlt sich in der Nürnberger U-Bahn unwohl und verweist in diesem Zuge auf den Migrationsanteil in der Stadt. Symbolbild: Tobias Hase/dpa
Im Nürnberger Hauptbahnhof kommt es immer wieder zu Pöbeleien und Schlägereien. In nicht wenigen Fällen sind Menschen dabei betrunken. Die Stadt hat bereits darauf reagiert, die Deutsche Bahn zieht nun nach.  Symbolbild: Tobias Hase/dpa
 
Nürnberg "große Problemstadt": Deutscher Promi fällt hartes Urteil
Richard David Precht auf der Frankfurter Buchmesse am 16. Oktober 2025.
Nürnberg "große Problemstadt": Deutscher Promi fällt Urteil
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Nürnberg "große Problemstadt": Deutscher Promi fällt hartes Urteil
"Die öffentlichen Verkehrsmittel in Nürnberg sind sicher", betont eine VAG-Sprecherin.
U-Bahn Nürnberg, Haltestelle Rennweg, Bahnhof, Untergrundbahn, Ubahn, VAG, VGN
Ralf Welz / inFranken.de (Symbolbild)

Richard David Precht sieht in Nürnberg eine "große Problemstadt", wenn er an die Migrationsquote und das U-Bahn-Fahren denkt. Seine Aussage polarisiert merklich.

Markus Lanz und Richard David Precht haben sich kürzlich über die von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) angestoßene "Stadtbild"-Debatte ausgetauscht. Dieser hatte zuvor gesagt, in Deutschland gebe es ein Problem "im Stadtbild", weshalb jetzt "in sehr großem Umfang" Rückführungen von Migranten vorangetrieben würden. In ihrem Podcast "Lanz & Precht" diskutierten die beiden Medienmacher, ob Merz hier Rassismus vorgeworfen werden kann oder er tatsächlich die Realität in Großstädten beschreibt.

Der bekannte Philosoph und Bestsellerautor Precht kommt dabei auch auf seine eigenen Erfahrungen zu sprechen. Dabei nennt er Städte, die bei ihm einen besonders unliebsamen Eindruck hinterlassen haben - darunter Nürnberg. Die Frankenmetropole kommt gar nicht gut weg. In den sozialen Medien äußern sich daraufhin Hunderte zu Prechts Aussage.

"Große Problemstadt" Nürnberg - manche Leser stimmen Precht zu

Er bewege sich "pausenlos in deutschen Mittel- und Großstädten" und halte sich dabei auch oft an Hauptbahnhöfen auf, sagt der 60-Jährige zu Lanz. "Trübe Gestalten" an Bahnhöfen, die beispielsweise in Prostitution oder Drogenhandel involviert sind, seien seit mehr als 30 Jahren ein Phänomen, so Prechts Beobachtung. Wenn er beispielsweise den Frankfurter Hauptbahnhof verlasse, fühle er sich unwohl.

"Du hast nicht nur einen hohen Anteil von Migranten, sondern auch einen sehr hohen Anteil an Junkies." Schaue er dann in die Gesichter einiger Migranten, erkenne er Gründe, "warum, die hier am Bahnhof herumlungern". Dann blickt er nach Franken: "Nürnberg ist eine große Problemstadt. Nürnberg ist eine Stadt mit einem Migrationsanteil von um die 50 Prozent. Und in Nürnberg die U-Bahn zu benutzen, macht keinen Spaß, weil sich dort diejenigen sammeln, denen man nicht unbedingt begegnen möchte." Weitere Details dazu nennt er nicht.

In den Facebook-Kommentaren zu unserer Berichterstattung sind etliche Meinungen zu finden. Sie gehen in beide Richtungen. "Wo er recht hat, hat er recht", schreibt eine inFranken.de-Leserin. Nürnberg sei "unansehnlich, unangenehm" und "keine Besserung" sei in Sicht. Eine weitere Frau pflichtet ihr bei: "Stimmt absolut. Ich war am Bahnhof. No-go-Area." Ein Mann kritisiert derweil einen anderen Faktor: "Nürnberg tatsächlich immer schlimmer, was aber an Verkehrsbehinderungen der Stadt liegt und nicht an Multikulti."

Philosoph erntet auch Ablehnung - Nürnberger teilt Kindheitserinnerung

Einige User können Prechts Ansicht allerdings nicht nachvollziehen. Eine Frau beschreibt ihren positiven Eindruck: "Ich war jetzt vier Jahre lang zum Abholen meiner Tochter am Bahnhof und in der Innenstadt und ehrlicherweise kann ich nicht feststellen, dass Nürnberg dreckig wäre. Noch, dass viele Ausländer rumhängen. Ich fühlte mich auch nachts am Bahnhof und auf dem Weg zum Parkhaus sicher." Eine andere Frau merkt an: "Ich bin vor kurzem in Dortmund U-Bahn gefahren.
Dagegen ist Nürnberg 1. Klasse mit Stern! Top sauber und sicher."

Ein Nürnberger widmet dem Publizisten einen eigenen Facebook-Post, in dem er ihm vehement widerspricht: "Seit ich ein Kind bin, fahre in mit der U-Bahn in Nürnberg, mehrere Jahre war sie meine treue Begleitung auf dem Schulweg. Keinen Tag meines Lebens habe ich mich unwohl in den öffentlichen Verkehrsmitteln gefühlt. "

inFranken.de hat die Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg (VAG) mit Prechts Aussage konfrontiert. Eine Sprecherin lässt verlauten: "Leider wissen wir nicht, wie häufig Herr Precht mit unserer U-Bahn unterwegs ist und was er konkret erlebt hat. Wir verzichten deshalb auf eine Kommentierung der Aussagen von Herrn Precht." Sie betont: "Die öffentlichen Verkehrsmittel in Nürnberg sind sicher." Auch die Kunden haben demnach ihr persönliches Sicherheitsgefühl abends in U-Bahnhöfen 2024 (-7) im Vergleich zu 2023 (-22) deutlich höher bewertet. 

Nürnberger Nahverkehr verzeichnet Fahrgastrekord: VAG verweist auf Marktforschung

"Aus der Marktforschung der VAG geht unter anderem folgende Aussage hervor: Die VAG wird als umweltfreundlich, sicher, sauber, pünktlich, zuverlässig und modern wahrgenommen", führt die Sprecherin fort. 2024 habe die VAG zudem einen Fahrgastrekord verzeichnet: 7,3 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr hätten 2024 die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt. Laut Webseite der Stadt herrscht eine "dauerhaft erkennbare Präsenz von Polizei und VAG" im öffentlichen Nahverkehr. Der Schwerpunkt liege dabei in den U-Bahnzügen und U-Bahnhaltestellen, die als Gefahrenbereiche eingestuft werden.

Die Kriminalität am Nürnberger Hauptbahnhof sorgte in den vergangenen Jahren allerdings immer wieder für Negativschlagzeilen. Deutschlandweit ist er als einer der Bahnhöfe mit der höchsten Kriminalitätsdichte bekannt. Die Stadt beschäftigt sich daher laut Eigenaussagen mit der Verbesserung der objektiven Sicherheit und des subjektiven Sicherheitsgefühls.

Dabei baut sie auf die drei Säulen Recht und Sicherheit durch Aktion und Repression, Prävention insbesondere durch Sozialarbeit und die Infrastruktur (Sauberkeit und bauliche Maßnahmen), wie sie im Sicherheitsbericht 2024 angab. Nürnberg war auch Teil der "Offensive sichere Bahnhöfe in Bayern" mit Einbezug der Bundespolizei, die Anfang 2025 umgesetzt werden sollte. In der "Stadtbild"-Debatte stärkte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) Merz den Rücken. Keiner wolle Menschen haben, die die Gesellschaft mit kriminellen Vorgehensweisen gefährden. Weitere Nachrichten aus Nürnberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.