Die Situation am Nürnberger Kriminalitäts-Hotspot Hauptbahnhof verschärft sich, wie eine Jahresstatistik zeigt. Vor allem Gewaltdelikte halten die Polizei auf Trab. Die Sicherheitslage beschäftigt auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
"Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Zahl der Delikte zu senken", sagte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) vergangenes Jahr nach der Veröffentlichung der Kriminalitätsstatistik 2022 über den Nürnberger Hauptbahnhof. Deutschlandweit ist er als einer der Bahnhöfe mit der bundesweit höchsten Kriminalitätsdichte bekannt. Ein Jahr später jedoch zeigt eine Statistik der Bundespolizei: Die Gewaltdelikte sind von 2022 (548) auf 608 im Jahr 2023 gestiegen. 2019 waren es noch 494.
Auch in der gesamten Stadt ist eine negative Entwicklung zu bemerken. Der Sicherheitsbericht 2023 des Polizeipräsidiums Mittelfranken ergab mit 8331 die höchste Anzahl an Kriminalitätsopfern in den vergangenen fünf Jahren. Der Hauptbahnhof sei einer der Schwerpunkte für Raub- und Körperverletzungsdelikte. Am 19. April 2024 kamen Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), Marcus König, der Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Mittelfranken Adolf Blöchl und Karl-Heinz Blümel von der Bundespolizeidirektion München zusammen, um über "umfangreiche Maßnahmen" zu informieren. So heißt es in einer Pressemitteilung des Bayerischen Innenministeriums vom 19. April 2024.
Kriminalität an Hauptbahnhof Nürnberg gestiegen - Innenminister setzt auf Polizeipräsenz: "wirkt abschreckend"
Der Nürnberger Hauptbahnhof ist ein Schauplatz der BR-Sendung "Report München" vom 30. April 2024. Die Reporter dokumentieren hier in Bild und Ton, wie ein Mann die Polizeibeamten in einer Samstagnacht auf Übelste beschimpft. Ruhig und routiniert stellen die Polizisten eine Strafanzeige, was den aggressiven Mann nicht im Geringsten beeindruckt. "Nichts völlig Ungewöhnliches", sagt ein Bundespolizist zu dem Einsatz.
Mehr Polizeipräsenz sah König bereits 2023 an oberster Stelle, um die Sicherheit am Bahnhof zu verbessern. Die US-Militärpolizei gab an, ebenfalls durch den Bahnhof patrouillieren zu wollen. Vom 30. Juni bis zum 3. Juli 2023 war zudem das Mitführen von Messern, Schusswaffen, Schreckschusswaffen, Hieb-, Stich- und Stoßwaffen zwischen 20 Uhr und 6 Uhr verboten. Hierbei stellte die Polizei mehrere Verstöße gegen das Waffengesetz fest.
Auch Herrmann setzt weiterhin auf Polizeipräsenz: "Die erhöhte Präsenz mit zusätzlichen Streifen gemeinsam mit der Bundespolizei wirkt abschreckend auf Kriminelle. Außerdem kann die Polizei dadurch noch schneller auf mögliche Vorfälle reagieren", wird er zitiert. Hierbei spiele auch das Stellenverteilungskonzept "Die Bayerische Polizei 2025" eine Rolle. In diesem Rahmen werde die Stellenzahl der mittelfränkischen Polizei schrittweise auf 4741 erhöht, ein Plus von 723 Stellen von 2010 bis 2025.
Kameras, Alkoholverbot, Prävention: Verschiedenste Maßnahmen sollen Delikte eindämmen
Wie inFranken.de bereits berichtete, setzte die Stadt Nürnberg auch auf die Ausweitung und Modernisierung der Videoüberwachung im Hauptbahnhof und dessen unmittelbaren Umfeld. "Auch eine gut beleuchtete Umgebung und eine klare Gestaltung der öffentlichen Plätze stärkt das Sicherheitsgefühl", fügt der Innenminister hinzu.
Ebenfalls als wichtig sehe er die von der Stadt Nürnberg erlassene Alkoholverbotsverordnung an, "um gegen exzessiven Alkoholkonsum am Hauptbahnhof vorzugehen und damit einhergehende Probleme einzudämmen", wie es weiter heißt. "Sie können sicher sein: Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Bundespolizei schauen wir am Hauptbahnhof ganz genau hin", so Mittelfrankens Polizeipräsident Adolf Blöchl.