Warum am Bahnhof künftig US-Militärpolizei patrouilliert

Mehr Kontrolle, mehr Präsenz, mehr Sauberkeit: Durch gleich mehrere Maßnahmen soll die Sicherheit im Nürnberger Hauptbahnhof und im Umfeld noch gesteigert werden. Darauf haben sich Oberbürgermeister Marcus König (CSU) sowie Vertreterinnen und Vertreter von Landes- und Bundespolizei, der Deutschen Bahn (DB), der Stadtreklame und der Stadt bei einem Spitzengespräch im Rathaus verständigt.
„Die Zahlen für 2022 aus der Kriminalitätsstatistik der Bundespolizei, die mit der Deutschen Bahn für die Sicherheit im Nürnberger Hauptbahnhof zuständig ist, haben mich bewogen, alle an einen Tisch zu holen“, zitiert die Stadt Nürnberg den Oberbürgermeister in einer Pressemitteilung. Deshalb lud der OB alle Beteiligten zu einem Spitzengespräch ins Nürnberger Rathaus ein. Das Ziel war es, verschiedene Maßnahmen zu identifizieren, wie die Zahl der Delikte möglichst gesenkt werden kann. Dass solche Maßnahmen fruchten, zeigen bereits existierende Regelungen. So hat sich aus Sicht aller Beteiligten das Alkoholverbot im Hauptbahnhof und dem Umfeld bewährt. Trotzdem stellt die Polizei fest, dass fast die Hälfte aller Gewaltdelikte unter Alkoholeinfluss stattfinden.
Erhöhte Präsenz sollen für mehr Sicherheit sorgen
Laut des Bahnhof-Managements der Deutschen Bahn sei deshalb mehr Präsenzvon Sicherheitskräften ein wesentlicher Baustein, um das Sicherheitsgefühl im Bahnhof zu verbessern. Ein Gedanke, der auch beim Spitzengespräch aufgegriffen wurde. „An oberster Stelle steht mehr Präsenz im Hauptbahnhof“, betonte Oberbürgermeister Marcus König.
Dabei handelt es sich um einen Vorschlag, der auch von Gernot Rochholz, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Mittelfranken, und dem Leiter der Bundespolizeiinspektion Nürnberg, Albert Blersch, und der US-Militärpolizei, die ebenfalls durch den Bahnhof patrouillieren will, unterstützt wird. Rochholz verspricht sich eine weitere Erhöhung der Präsenz auch durch regelmäßige Schwerpunkteinsätze. Eine Taktik, welche auch die Bundespolizei anwenden möchte. "Den positiven Effekt dieser Sichtbarkeit werden wir durch externe Unterstützung, gemeinsame Streifen mit der Landespolizei sowie durch eine intensivierte Abstimmung mit der Deutschen Bahn und allen anderen Partnern im und rund um den Nürnberger Hauptbahnhof potenzieren“, kündigte Blersch an.
So gibt es im Hauptbahnhof vorübergehend wieder mehr gemeinsame Streifen von Landes- und Bundespolizei. Auch die Deutsche Bahn stockt das Personal der Sicherheits-Zentrale auf und setzt mehr Sicherheitskräfte im Gebäude und auf den Bahnsteigen ein. An Wochenenden ist vorgesehen, dass immer wieder auch die Militärpolizei der amerikanischen Streitkräfte mit Personal im Hauptbahnhof vertreten ist.
Nürnberger Hauptbahnhof: Hohe Delikt-Zahlen haben verschiedenen Gründe
In dem Spitzengespräch mit dem Oberbürgermeister wurde deutlich, dass es für die hohen Delikt-Zahlen im Nürnberger Hauptbahnhof zahlreiche Ursachen gibt, die so auf andere Bahnhöfe nicht zutreffen. Der Nürnberger Hauptbahnhof mit den Verbindungen zum Öffentlichen Personennahverkehr ist für Nordbayern die zentrale Mobilitätsdrehscheibe, auch für den Nightlinerverkehr der Stadt. Daher ist er Ausgangs- und Endpunkt für viele junge Menschen aus der Metropolregion für Disko-Besuche, vor allem am Wochenende. Sogar im Bahnhof gibt es eine große Diskothek, die gerade an Wochenenden sehr stark frequentiert wird. Im Bahnhof besteht außerdem die Möglichkeit, sich rund um die Uhr zu verpflegen. Ein Angebot, das besonders von vielen Nachtschwärmern intensiv genutzt wird und ist oft die einzige Gelegenheit in der Stadt ist, sich zu später Stunde noch zu versorgen.
Auch aus Sicht der Stadtreklame, Mieterin der Königstorpassage mit ihren Geschäften, spielt die Sauberkeit in den Zwischengeschossen eine wichtige Rolle für das subjektive und objektive Sicherheitsgefühl. Katja Strohhacker, Geschäftsführerin der Stadtreklame, ergänzte: „In der Verteilerebene haben wir durch verschiedene Maßnahmen die Aufenthalts- und Standortqualität für Ladenbetreiber und Besucher verbessern können. Gerade jetzt, nach der Pandemie gilt es für alle handelnden Akteure, die in die Jahre gekommene Infrastruktur in der Ladenpassage weiter zu ertüchtigen, um der hohen Passantenfrequenz gerecht zu werden." Dafür bedarf es ihrer Auffassung nach vor allem regelmäßige Reinigungszyklen und ausreichend helle Beleuchtung, die neben der laufenden Instandhaltung fester Bestandteil des städtischen Aktionsplans sein müssen.
Zur Steigerung der Sicherheit in der unmittelbaren Umgebung des Hauptbahnhofs sollen des Weiteren zu den 27 Kameras bereits vorhandenen noch zwei weitere hinzukommen. „Wir beabsichtigen, die bestehende Videoüberwachung gezielt zu erweitern, um die Möglichkeiten zur Verbrechensbekämpfung weiter zu optimieren und es potenziellen Tätern so schwer wie möglich zu machen“, erklärt Polizei-Vizepräsident Gernot Rochholz. Im Hauptbahnhof selbst sind laut Bundespolizei 193 Überwachungskameras im Einsatz.
Sauberkeit spielt wichtige Rolle für Sicherheitsgefühl
„Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Zahl der Delikte zu senken“, sagt Oberbürgermeister Marcus König; wissend, dass es sich dabei um kein einfaches Unterfangen handelt. „Doch wir wollen, dass sich die Menschen im und um den Hauptbahnhof sicher fühlen und sie sicher sind.“