Nach der Umbenennung folgt die Neuschöpfung: Der Albrecht Dürer Airport hat dem berühmten Meister im Pelzrock einen Papierflieger in die Hand gedrückt.
Sie können es offensichtlich nicht lassen: Schon wieder hat der Flughafen Nürnberg aus einem "echten" einen "falschen" Dürer gemacht. Diesmal hat der Airport dem Meister einen Papierflieger in die Hand gedrückt. "Das haben wir gemacht", sagt Stefanie Schmidts, die neue Sprecherin der Flughafens, stolz.
Einige Kommentatoren im Internet finden den "Flieger-Dürer" dagegen nicht so toll. Dürer mit Papierflieger? "Finde ich jetzt nicht ganz so gelungen. Mal ehrlich: Hätte man hier nicht etwas anderes finden können, als eine Nürnberger Ikone zu verunstalten?", fragt sich zum Beispiel der User Günther F. auf der Facebook-Seite des Flughafens.
Dr. Thomas Schauerte, Dürer-Experte und Leiter des Nürnberger Dürer-Hauses, findet den "Flieger-Dürer" dagegen ganz in Ordnung. "Wenn man dem Dürer einen Papierflieger in die Hand gibt, vergewaltigt man das Bild zumindest nicht", sagt Schauerte. Sieben Meter hoch und fast sechs Meter breit ist das überdimensionale Dürer-Selbstbildnis mit Papierflieger an der Fassade von Tor1 am Flughafen. Diesmal hat man beim Airport aufgepasst wie ein Luchs, das sich der Fauxpas mit dem "falschen" Dürer nicht noch einmal wiederholt. Bei der offiziellen Umbenennung des Flughafens in Albrecht Dürer Airport im Dezember letzten Jahres musste ausgerechnet Finanzminister Markus Söder (CSU) vor einem unechten Selbstporträt des Meisters im Pelzrock in die Kameras lächeln.
Die Gazetten machten sich lustig über Söder`s Posen vor dem falschen Dürer. Der Flughafen ist sich bis heute keiner Schuld bewusst und verweist auf die zuständige Werbeagentur, die für den peinlichen Fehler verantwortlich gewesen sei.
Thomas Schauerte fragt sich noch immer, wer dem echten Söder den falschen Dürer untergejubelt haben könnte. "Diese Geschichte war schön äußerst merkwürdig. Wer hat sich die Mühe gemacht, dem Finanzminister den falschen Dürer in die Hand zu drücken?", fragt sich Schauerte bis heute. Schließlich könne man an das berühmte Original mit drei Mausklicks gelangen. Um dagegen die Fälschung im Netz aufzutreiben, müsse man schon aufwändig im Internet recherchieren. "Um an diese Flöte zu kommen, da braucht man schon kriminelle Energie", sagt der Dürer-Experte. Mit "Flöte" meint Schauerte freilich die billige Fälschung des Kopisten, der sich an dem berühmten Selbstbildnis im Pelzrock mit mäßigem Erfolg versucht hatte und das plötzlich bei der Taufe des neuen Dürer Airports im Großformat auftauchte.
"Das ist wirklich eine merkwürdige Geschichte. Als ob jemand dem Söder einen Fälschung absichtlich ins Netz legen wollte", sagt Schauerte. Beim Flughafen versucht man dagegen die Posse um den falschen Dürer langsam zu vergessen. "Wir haben noch viel geplant, wie Dürer am Flughafen stattfinden kann", kündigt Flughafen-Sprecherin Stefanie Schmidts an. "Wir haben noch viel Dürer in petto. Aber wir wollen unsere Flughafengäste damit gerne überraschen."
Genaues verraten will man also noch nichts. Vielleicht bastelt man beim nächsten Mal dem Dürer ein Flugzeug ins Bild? Solange die Werbemaßnahmen der Kunst dienen, findet Thomas Schauerte die Sache mit Dürer-Flughafen gut. "Ich erwarte mir dadurch schonen positiven Effekt für die Dürer-Rezeption in Nürnberg." Unter dem Strich könne sich das - trotz aller Malheurs - nur positiv für Dürer und Nürnberg auswirken, ist sich Schauerte sicher.
Kommentar von Matthias Litzlfelder: Porträt mit Papierflieger Er wirkt so, als wüsste er nicht, ob er lachen oder weinen soll. Seit einigen Tagen wirbt der Nürnberger Flughafen an einem Bürogebäude am Tor 1 mit dem berühmten "Selbstbildnis im Pelzrock" seines neuen Werbeträgers Albrecht Dürer. Anders als zum Start der Werbekampagne im vergangenen Jahr mit Bayerns Finanzminister Markus Söder haben die Verantwortlichen diesmal sogar das Original als Vorlage verwendet - mit einer kleinen Änderung: Im Gegensatz zum Ölgemälde aus dem Jahr 1500 greift sich Dürer hier nicht an seinen Pelzkragen, sondern hält einen Papierflieger in der Hand.
Dürer und Papierflieger? Zugegeben, geflogen ist der 1471 in Nürnberg geborene große Künstler der Renaissance nie. Und auch mit seinem Zeitgenossen Leonardo da Vinci konnte er in Sachen Flugversuche nicht mithalten. Dürer aber auf Feldhasen oder Nashörner zu reduzieren, wäre naiv. Sein Verständnis für Geometrie war sensationell, an Mathematik war der Nürnberger ähnlich interessiert wie da Vinci. Der Italiener ist schon länger Werbeträger eines Flughafens: in Rom, einem Ort, wo da Vinci nur wenige Jahre verweilte und sich nicht gerade wohl fühlte. Dürer und Nürnbergs Flughafen passen da besser zusammen. Und gegen den Papierflieger hätte der Meister sicher nichts einzuwenden.