Darum freut sich Franken so auf seinen Tatort

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Während der Dreharbeiten: Fabian Hinrichs als Hauptkommissar Felix Voss läuft an seinem ersten Arbeitstag gut gelaunt durch Nürnberg. Foto: BR/Olaf Tiedje
Während der Dreharbeiten: Fabian Hinrichs als Hauptkommissar Felix Voss läuft an seinem ersten Arbeitstag gut gelaunt durch Nürnberg. Foto: BR/Olaf Tiedje
Das Interesse an der Arbeit des Filmteams ist riesig. Beim Dreh mitten in Nürnberg ist das Team innerhalb kürzester Zeit von Tatort-Fans umgeben. Bild: BR/Olaf Tiedje.
Das Interesse an der Arbeit des Filmteams ist riesig. Beim Dreh mitten in Nürnberg ist das Team innerhalb kürzester Zeit von Tatort-Fans umgeben. Bild: BR/Olaf Tiedje.
 

Die Franken freuen sich riesig, dass die Region einen eigenen Tatort bekommt. Nürnberg-Korrespondent Nikolas Pelke geht auf Ursachenforschung. Woher kommt die Euphorie um den BR-Krimi aus Franken?

Wie eine Genugtuung haben die Franken die Nachricht aufgenommen, die BR-Intendant Ulrich Wilhelm 2012 in Nürnberg en passant verkündete: Franken bekommt einen Tatort. Wie eine Bombe war die Nachricht nördlich der Donau eingeschlagen. "Wir haben im Rundfunkrat immer wieder vergeblich gefordert, dass Franken auch einen Tatort bekommt", erinnert sich Wolfgang Stöckel aus dem mittelfränkischen Heroldsberg an das ewige Tauziehen zwischen Alt- und Neubayern im Verwaltungsgremium des Senders.

Die Franken haben hie und da das Gefühl, in München nicht ganz für voll genommen zu werden. Das geht im Prinzip schon seit 1806 so, als die freien Franken annektiert und unter die bayerische Krone gezwungen wurden. Logisch, dass man sich in Franken nun über den eigenen Krimi freut und klar, dass sich alle Städte um den Franken-Tatort gerissen haben.


Jede fränkische Stadt wollte Tatort-Stadt werden

Jede Stadt wollte Tatort-Stadt werden. Würzburg wegen des Weines, Bamberg wegen des Bieres und Nürnberg wegen der Nürnberger. Irgendwie auch logisch, dass alle Franken gewinnen sollten. "Ich gratuliere dem Bayerischen Rundfunk zu seiner guten Wahl und zu der salomonischen Entscheidung, weitere fränkische Kommunen als Spielorte einzubeziehen", rief der Nürnberger Oberbürgermeister den Münchnern konziliant zu. Da wusste Ulrich Maly freilich bereits, dass die Tatort-Ermittler in Nürnberg daheim seien werden. Gemordet werden soll aber überall in Ober-, Mittel- und Unterfranken. Damit sich keiner streitet. Tatort sind also alle Franken. Die Euphorie ist seitdem gigantisch.

Da gab es kaum Murren, als die Fernsehleute ausgerechnet zwei Preußen anheuerten. Immerhin dürfen drei waschechte Franken den zugereisten Hauptkommissaren assistieren.

Die Nürnberger nölten auch nicht, als die erste Bluttat in der fränkischen Fernsehgeschichte ausgerechnet an einem Erlanger begangen werden sollte. Sie beschwerten sich auch dann nicht, als die Filmleute die Ankunft des neuen Hauptkommissars in Nürnberg filmten. Wieso waren die Punks vor dem Hauptbahnhof verschwunden? Wieso läuft Hauptkommissar Felix Voss in Schlangenlinien vom Bahnhof zum Präsidium? Fränkische Menschenaufläufe sind dabei, als Fabian Hinrichs alias Felix Voss aus dem Bahnhof kommt, als Hinrichs an der Glasfassade des Neuen Museums vorbeihuscht und als Hinrichs endlich ins Präsidium marschiert.

Natürlich fragen sich einige: Wie werden die unser Franken zeigen? Viel spielt sich freilich im Verborgenen ab. Zum ersten Drehtag haben sich die Filmleute im Reichswald versteckt. Hier wird die Leiche des Professors aus Erlangen entdeckt. Beim Liebesspiel im Auto ermordet. Später haben sie in Erlangen ermittelt und die schicke Villa des Opfers unter die Lupe genommen. Nun sind sie alle gespannt, wie die Geschichte ausgeht. Die Freikarten für die Premiere im größten Kino der Stadt waren nach drei Minuten vergriffen.

Wie der Fall gelöst wird, ist den Franken freilich fast "aweng wurst". Wichtiger dürfte den Menschen in den nordbayerischen Provinzen sein, wie sich ihr Landstrich so macht vor dem Millionenpublikum auf der großen Fernsehbühne. Überall werden sie zusammensitzen.

Sogar in Hof haben sie ein Public Viewing geplant, weil Andreas Leopold Schadt, der den Kommissar Sebastian Fleischer spielt, aus der Stadt in Fränkisch-Sibirien kommt. So viel ist sicher: Für die meisten steht fest: Den Himmel auf Erden findet der Mensch und das Fernsehen nur in Franken. Egal wie die Geschichte ausgeht.