Autofahrer in Nürnberg müssen sich noch etwas gedulden. Der Umbau des Bahnhofsplatzes soll bald fertig sein. Mit dem Ergebnis sind nicht alle zufrieden.
Stau vor dem Hauptbahnhof Nürnberg: Rund um den Verkehrsknotenpunkt haben die Autofahrer im vergangenen halben Jahr viel Geduld aufbringen müssen. Durch die aufwendigen Umbauarbeiten ist der Bahnhofvorplatz zur Rushhour häufig zum Nadelöhr mutiert. Nun verkündet die Stadt, dass die Frischzellenkur termingerecht fertig werden soll. Am 21. November soll der Verkehr auf dem zentralen Platz wieder rollen - rechtzeitig vor der Eröffnung des Christkindlesmarktes.
Pendler müssen sich mit dem Jubeln allerdings noch etwas gedulden. Wegen der ausstehenden Restarbeiten kommt es wohl schon ab dem Montagmorgen zu neuerlichen Verkehrsbehinderungen rund um das Einfallstor zur City. Der Grund sind Arbeiten an der Fahrbahnmarkierung. Laut Angaben der Stadt werden die gelben Baustellenmarkierungen durch weiße Fahrbahnbegrenzungen ersetzt. In der westlichen Bahnhofstraße sollen ebenfalls noch Markierungsarbeiten stattfinden. Vor den Ampelanlagen werden Induktionsschleifen in den Straßen verlegt. Auf dem gesamten Bahnhofsplatz sollen zur Verbesserung der Sicherheit zusätzlich Pfosten gesetzt werden, die die Gehwege von den Fahrbahnen trennen.
Apropos Fußgänger: Die dürften sich am meisten über die rund 5,5 Millionen Euro teure Umbaumaßnahme freuen. Auf einem oberirdischen Weg können Fußgänger vom Bahnhof die Altstadt erreichen, ohne die ungeliebte Königstorpassage benutzen zu müssen. Lustwandeln werden die meisten Passanten auf dem neuen Fußweg allerdings wohl nicht werden. Dafür ist der neue Bahnhofsplatz in den Augen vieler Nürnberger einfach nicht schön genug geworden. "Sieht auf den ersten Blick aus wie eine flache Version vom Friedrich-Ebert-Platz", hat ein User beispielsweise im Internet die Umbaumaßnahmen kommentiert und den neuen Bahnhofsplatz mit dem ästhetisch gründlich verhunzten Ebert-Platz im Norden der Stadt verglichen.
Kritisiert wird häufig außerdem die mangelnde Begrünung. Wie der benachbarte Plärrer erinnert auch der neue Bahnhofsplatz an eine Betonwüste, die vor allen Dingen das hohe Verkehrsaufkommen bewältigen soll. Rund 45.000 fahren täglich über den Bahnhofsplatz.
Viele Nürnberger finden den Platz häßlich
Die Stadt hat freilich im Vorfeld der Renovierungsmaßnahmen vor übertriebenen Erwartungen gewarnt. Der zuständige Bürgermeister Christian Vogel (SPD) hatte betont, dass man "sicher nicht den schönsten Platz in Europa" bauen werde. Dieses Versprechen hat Vogel eindeutig gehalten.
Während sich die Mitglieder des Stadtrates bei privaten Großprojekten wie beispielsweise beim Ikea-Neubau an der Regensburger Straße gerne mit Forderungen nach mehr Dachbegrünung und weniger Flächenverbrauch zu überbieten scheinen, halten sich die gleichen Ratsmitglieder bei städtischen Baumaßnahmen augenscheinlich vornehm zurück. Entlang des schicken neuen Radweges mit der leuchtenden roten Fahrbahn sollen zumindest Hecken auf dem südwestlichen Bahnhofsplatz gepflanzt werden. In den ursprünglichen Plänen waren ebenfalls vier Bäume vor dem Portal des Hauptbahnhofes zu sehen.
Von denen fehlt bislang noch jede Spur. Die Stadt hatte sich im Jahr 2016 relativ kurzfristig für den Umbau des Bahnhofsplatzes entschieden, weil Fördergelder für den barrierefreien Ausbau in Aussicht standen. Von den Gesamtkosten in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro muss die Stadt nur rund zwei Millionen Euro aus eigener Tasche bezahlen. Für etwas mehr Schönheit hat Nürnberg wohl das Geld gefehlt.
Der neue Bahnhofsplatz in Nürnberg
Renovierung Im April 2017 haben die Bauarbeiten vor dem Hauptbahnhof in Nürnberg begonnen. Bis zum 21. November 2017 will die Stadt die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes pünktlich beendet haben.
Verbesserung Wichtigste Neuerung ist ein oberirdischer Fußweg vom Bahnhof via Handwerkerhof in die Altstadt. Außerdem gibt es fortan barrierefreie Bahnsteige für Straßenbahn und Busse. Obendrein ist ein neues Café mit Außenbestuhlung auf dem neuen Bahnhofsplatz vorgesehen.
Kritik Wesentlich grüner ist der neue Bahnhofsplatz nicht geworden. Die Stadt hat freilich von Anfang an die Erwartungen an die Schönheit des Platzes nach unten geschraubt.
Kosten Die Stadt beziffert die Kosten für die Baumaßnahme auf rund 5,5 Millionen Euro. Drei Millionen Euro sollen aus Fördertöpfen für den barrierefreien Ausbau kommen. Die Stadt muss "nur" zwei Millionen bezahlen.
Internet Die Stadt präsentiert die Baustelle vor den Hauptbahnhof ganz groß im Internet. Neben einer interaktiven Baustellenkarte gibt es eine Webcam. Tipp: Dort kann man sich den Umbau auch im Zeitraffer ansehen. Die Baustelle im Netz