Riesige Berge aus Sand: Diese Landschaft ist unerwartet, einzigartig in unserer Region. Die Dünen sind Höhepunkt der besonderen Wanderung im Nürnberger Land (mit GPX-Track und Karte).
- Wandern im Nürnberger Land: Die Dünenwanderung
- Streckenlänge: je nach Wahl bis zu 90 Kilometer
- Dauer: Tagestour
Der Sand fühlt sich weich an. Nicht wie das steinige Zeug, das zum Bauen verwendet wird. Sondern fein und leicht und gelb-leuchtend wie am Meer. Aber das hier ist keine Strandwanderung, und das Rauschen, das an dieser Strecke immer wieder zu hören ist, das ist nicht die Brandung. Sondern die A3. Die Dünen liegen nicht an der Ostsee, sondern in Mittelfranken. Verkehrstechnisch sind sie gut - ein bisschen zu gut - erreichbar.
Urlaubsstimmung beim Wandern: Ein Schlenkerer führt zu den offenen Sanddünen
Auf ihnen herumzuspazieren macht trotzdem Urlaubsstimmung: Es ist schön. Hier sieht's aus, wie's auf einer Düne eben auszusehen hat: Sand pur in spektakulärer Menge, ohne dass Bäume oder allzu viele Sträucher darauf wachsen. Andreas Schettler hat uns auf einen Sandberg geführt, der offen im Wald liegt. Das gibt es an ein paar Stellen Nürnberger Land - die offiziell ausgeschilderte Strecke des "Fränkischen Dünenwegs" führt zu Schettlers Ärgernis allerdings nicht hier entlang.
Wir haben den 64-Jährigen vor etwa eineinhalb Stunden am S-Bahnhof Altdorf getroffen und sind von dort aus durch Röthenbach und den Steggerlaswald zur Düne gelaufen. Schettler ist Wegereferent beim Fränkischen Albverein und hat den Dünenweg konzipiert. "Im Naturschutzgebiet wird Totholz liegen gelassen", hat er unterwegs erklärt. "Das bietet bestimmten Arten Lebensraum, ist aber auch mit gewissen Gefahren verbunden. Die Staatsforsten fürchten das Haftungsrisiko." Deshalb musste er den offiziellen Weg anders legen als wir heute laufen. Er führt nicht direkt auf die offenen Dünen. Das Betreten ist aber nicht verboten und Schettler zeigt uns, wo wir von der Strecke abzweigen müssen: Auf dem Abschnitt nördlich der A 6 bringt uns ein kleiner Pfad links in den Reichswald. Von hier sind es nur zwei Minuten bis zu den Dünen. "Wer weitergeht, kommt auf dem Reitweg raus", sagt Schettler. Er hofft, dass der Dünenweg irgendwann auf dieser Strecke verlaufen darf.
Wir stapfen den Pfad zurück zum offiziellen Weg und landen wieder in einer Natur, die in Franken fast so überraschend ist wie die steilen Sandberge: Heidekraut-Zwergstauden und wie schon so oft auf dieser Wanderung Heidelbeeren - das erinnert an die berühmten Kulturlandschaften der Lüneburger Heide. Zumindest auf der schmalen Schneise, die für die 220-kV-Hochspannungsleitung geschlagen wurde. "Viele Wanderer stört so etwas", sagt Schettler. "Aber Industrielandschaft ist auch Landschaft."
Tief im Gelände
Hier, mitten im Naturschutzgebiet, werden politische Debatten greifbar. Wir laufen, schauen, reden. Über Energieversorgung. Über Industrie. Über Mensch und Natur und Heimat, die in der Vorstellung der meisten Franken etwas anders ist als diese über Jahrtausende geformte seltsame Sandwelt, in der ein frühlingsfroher Fink lautstark gegen das hintergründige Summen der Autobahn anflirtet.
"Irgendein französischer Romancier hat mal geschrieben: Das Summen der Industrieanlagen wurde durchbrochen durchs Brüllen der Vöglein", sagt Andi und lacht heiser. Wir sind inzwischen ein paar Stunden zusammen gegangen, haben keinen anderen Menschen getroffen. Wanderer duzen sich. Ausrüstung für die perfekte Wanderung - hier gibt es alles, was Sie brauchen.