Hier haben sich die Fans des 1. FC Nürnberg seit Jahrzehnten getroffen. Jetzt hat die Stadt Nürnberg den Kultbiergarten "s'Gärtla" plötzlich dicht gemacht.
Der 1. FC Nürnberg erhitzt auch in der Sommerpause der Fußball-Bundesliga die Gemüter in der Frankenmetropole. Weil die Stadt Nürnberg dem beliebten Fan-Biergarten "s'Gärtla" kürzlich die Nutzung untersagt hat, gehen die Anhänger des Kult-Treffpunkts in der Nähe des Frankenstadions nun auf die Barrikaden.
Auf Facebook echauffieren sich viele Clubs-Fans über die Entscheidung der städtischen Bauordnungsbehörde. "Das Gärtla muss bleiben um jeden Preis", schreibt ein erzürnter Fußballfreund. Ein anderer Fan findet: "Club ohne Gärtla? Geht net!" Eine Club-Anhängerin ist der Meinung, "s'Gärtla gehört zu Nürnberg". Im Internet haben schon über 2300 Fans eine Online-Petition mit dem Titel "s'Gärtla muss bleiben" unterzeichnet.
Wegen "fehlender Baugenehmigung" hat Gerard Steinmann, Leiter der Bauordnungsbehörde, die Nutzung des Biergartens untersagt. Seitdem ist der Biergarten geschlossen, in dem sich seit über 30 Jahren die Club-Anhänger vor und nach den Heimspielen trafen.
Unter neuer Regie
Seit einem halben Jahr hat Peter Henkelmann den Biergarten von der Erlanger Privatbrauerei Kitzmann gepachtet. Gehören tut die Fläche unter den Bäumen freilich der Stadt Nürnberg.
Die erließ 2013 einen Bebauungsplan für den Bereich, weil die Team-Bank AG dort zwischen Zeppelintribüne und Frankenstadion eine neue Firmenzentrale für rund 600 Mitarbeiter errichten wollte. Gleichzeitig wollte die Stadt mit der Aufstellung des Bebauungsplans den Fortbestand des direkt angrenzenden Biergartens "schützen" und "ein verträgliches Nebeneinander" finden.
Ende 2014 wurde das funkelnde "Easy-Credit"-Haus eingeweiht. Auf gute Nachbarschaft haben Bank und Biergarten seitdem wohl noch nicht angestoßen. Dafür sind beide Welten offensichtlich zu gegensätzlich.
Hier der schmucklose Fan-Biergarten, dort das pompöse Finanzgebäude. Genau dies scheint der Stadt auf einmal ein Dorn im Auge zu sein. Diese "Bretterbuden" passen nicht mehr dorthin, ist Gerhard Steinmann von der Bauordnungsbehörde überzeugt. Etwas "Ordentliches" solle jetzt dort nach Meinung der Stadt entstehen. "Wir gehen davon aus, dass dort ein Neubau entsteht", fasst Steinmann die Wunschvorstellungen der Stadt in Worte. Die hat freilich in den letzten 30 Jahren beide Augen beim "Gärtla" zugedrückt.
Genau das bringt Peter Henkelmann auf die Palme. Über 30 Jahre habe die Stadt das "Gärtla" nicht beachtet. Nun solle plötzlich alles anders werden.
Im Kern des Streits geht es selbstverständlich ums Geld. Die Stadt wünscht sich einen schicken Biergarten, die Betreiber ein florierendes "Gärtla". Die unterschiedlichen Vorstellungen dürfte viel Geld trennen. Dort ein teurer Neubau, hier eine günstige Verbesserung des Status quo. Henkelmann fragt sich, wie er einen teuren Neubau finanzieren soll? Den Biergarten habe er schließlich für maximal zehn Jahre gepachtet.
Außerdem kommen die Fan-Horden nur vor jedem Heimspiel. Das findet bekanntlich nur alle zwei Wochen statt. "Einen Neubau finanziert mir unter diesen Voraussetzungen keine Bank der Welt", ist sich Henkelmann sicher.
Schwarzer Peter für Brauerei
Die Stadt verweist dagegen auf die Brauerei, die sich ebenfalls an den Kosten beteiligen könne. Über solche Wunschvorstellungen kann Henkelmann nur lachen: Die Club-Fans wollen schließlich einen Kult-Biergarten als Treff und keinen Schickimicki-Garten für Bänker.
Am 6. Juli wollen sich alle Parteien an einen Tisch setzen. Fraglich ist, ob der Biergarten zum Start der neuen Zweitliga-Saison (5. bis 8. August) geöffnet ist.