Der mittelfränkische Bezirkschef der Alternative für Deutschland, Wolfgang Dörner, streitet sich mit der Spitze seiner eigenen Partei. Verjagen lassen will er sich aber nicht.
Wolfgang Dörner ist seit April 2013 der Bezirksvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD) in Mittelfranken. Mit dem Landesvorstand liegt er seit einiger Zeit im Clinch. Sogar vor Gericht hat sich der Unternehmer aus Nürnberg schon mit dem Landesverband der AfD gestritten, weil er nach Querelen nicht freiwillig von seinem Posten zurücktreten wollte. Mittlerweile läuft ein Amtsenthebungsverfahren gegen den 53-Jährigen vor dem Bundesschiedsgericht. Im April nächsten Jahres endet seine reguläre Amtszeit. Im Interview spricht er über sein Festhalten an dem Posten, lobt den Kreisvorsitzenden der AfD in Nürnberg, der wegen rechtsradikaler Äußerungen in die Kritik geraten war und präsentiert sich als Vorkämpfer für parteiinterne Demokratie innerhalb der jungen Partei.
Sind Sie noch ein Fan von Bernd Lucke? Dörner: Teilweise.
Er hat Wichtiges geleistet mit anderen Mitbegründern der Partei. Man sollte von ihm nicht Menschenunmögliches verlangen. Zur Zeit hat er sehr viele Aufgaben in Europa und Berlin. Man kann verstehen, dass es ihm langsam zu viel werden könnte.
Halten Sie aus Treue zu ihm noch an Ihrem Posten fest? Der Landesvorstand der AfD in Bayern will Sie ja seit einiger Zeit aus dem Amt drängen?Nein, mit Lucke hat das nichts zu tun. Erstens wurde ich gewählt. Und ich will diesen Auftrag mindestens bis zum Ende der Amtszeit im April nächsten Jahres ausüben. Zweitens wurde ich mittlerweile durch zwei Mitgliederversammlungen im Bezirk Mittelfranken nach dem Amtsenthebungsversuch bestätigt.
Tun Sie sich persönlich und der Partei damit einen Gefallen?Mir selber vielleicht nicht.
Aber der Partei auf jeden Fall, denn zumindest einigen Mitgliedern erscheint das Vorgehen des Landesvorstandes gegen unliebsame Mitglieder mindestens fragwürdig. Das berührt auch die Grenzen der Demokratie und des Rechtsstaates.
Apropos Demokratie: Es gab Vorwürfe von Gewerkschaften gegen den Kreisvorsitzenden der AfD in Nürnberg, Martin Sichert sei rechtsradikal. Hat die AfD in Franken ein Problem mit rechtsextremen Mitgliedern?Die Causa Sichert muss man trennen von der Frage nach einzelnen Mitgliedern mit rechtslastigen Tendenzen. Beim Fall Sichert waren dies Äußerungen auf Facebook. Im Oktober letzten Jahres hat er einen unüberlegten Beitrag im Netz hinterlassen, der nach wenigen Stunden durch ihn selber gelöscht worden ist. Beispielsweise hat der ehemalige Nürnberger-Kreisvorsitzende dies benutzt, um mit der Nazikeule einen parteiinternen Konkurrenten mundtot zu machen und loszuwerden.
Der Fall Sichert ist eigentlich eine parteiinterne Streitigkeit.
Einmal hat sich Martin Sichert lobend über Rommel geäußert, ein anderes Mal wollte er Ausländer, die Frauen vergewaltigen, mit sehr harten Bandagen bestrafen lassen. Das war emotional und politisch unüberlegt. Das hat er auch sofort selber eingesehen und korrigiert. Ich kenne ihn gut. Er ist kein Nazi. Echte Rechtsradikale in meinem Bezirk habe ich persönlich höflich aus der Partei hinauskomplementiert. Das waren in den letzten eineinhalb Jahren genau zwei Personen. Die Causa Sichert war ein glasklarer Fall von parteiinterner Feindschaft. Er leistet sehr viel für die Partei. Sichert hat bei den Europawahlen in Nürnberg bundesweit eines der besten Ergebnisse in Großstädten erreicht.
Wir wollen facettenreiche Mitglieder mit Kante, die sich nicht wie in den großen Volksparteien politisch weichspülen lassen und der "political correctness" hingeben.
Warum werfen Sie die Brocken nicht hin? Was sind Ihre politische Ziele? Ich möchte verhindern, dass die AfD so endet wie die Piratenpartei, sondern erreichen, dass die AfD noch erfolgreicher wird. Wir müssen aufpassen, dass nicht nur einer bestimmt, wo es langgeht. Wir brauchen auch parteiinterne Vielfalt. Ich mache weiter, damit innerhalb der Partei nicht die gleichen Dinge geschehen, die wir selber außerhalb beklagen. Zum Beispiel das Abnicken ohne Diskussionen zu Sachfragen. Was mich antreibt? Mich regt diese Schuldenmacherei auf. Die Ungerechtigkeiten im Allgemeinen. Besonders die Alimentierung der Beamtenschaft und deren Pensionen sind ungerecht im Vergleich zu anderen Alterssicherungssystem wie der Rente.
Auf europäischer Ebene bin ich gegen die dauerhafte Haftungsübernahme der Euro-Risiken durch Deutschland. Das klingt vielleicht national. Aber schließlich haben die Sozialdemokraten auch ein dickes "D" für Deutschland in ihrem Namen stehen.
Das Gespräch führte
Nikolas Pelke.