David Goller hat mit der Facebook-Gruppe "Mei Staffelstaa - a mol a Bassauf, immer a Bassauf" eine Plattform geschaffen für Heimatliebende. Allein ein Kioskbesitzer sorgt für etwas Unmut.
Ernst Jegel steht zwischen dem Regal mit den Schokoriegeln und der Eistruhe in seinem kleinen Kiosk am Bad Staffelsteiner Bahnhof. Ja, sagt er, legt den Kopf leicht schief und zieht seine rote Bauchtasche zurecht, ja, es war vielleicht ein bisschen zu viel, was er da gemacht hat.
"Mei Staffelstaa - a mol a Bassauf, immer a Bassauf!", so heißt die Facebook-Gruppe, auf der Jegel, wenn es nach den Mitgliedern ging, ein wenig zu präsent war: von Fragen wie eine Registerkasse funktioniert über seinen gesamten Tagesablauf. Eigentlich, sagt er, wollte er nur auf seinen Kiosk aufmerksam machen, er lacht, irgenwie ist ihm das ja auch gelungen: "Ich bin jetzt bekannt in Bad Staffelstein". Das ist wahrscheinlich nicht genau das, was sich David Goller gewünscht hatte, als er die Gruppe vor gut einem Jahr
gründete, unzufrieden damit, wie sich die Gruppe entwickelt habe, ist er dennoch nicht.
David Goller ist 25 Jahre alt, in Bad Staffelstein zur Schule gegangen, seit 20 Jahren im Fußballverein, das Altstadtfest sind für ihn quasi Feiertage. Auch wenn er seit sechs Jahren in Siegen in Nordrhein-Westfalen lebt und studiert - Literatur- und Medienwissenschaften - mit dieser Gegend sei er eng verwurzelt.
Über 860 Mitglieder
Vor gut einem Jahr hat Goller dann die Gruppe gegründet, ein bisschen geklaut habe er die Idee - die Lichtenfelser hatten damals eine ganz ähnliche Gruppe ins Leben gerufen. Mittlerweile hat die Staffelstaa-Gruppe über 860 Mitglieder.
Egal ob alteingesessene Bürger sich über Anekdoten aus der Vergangenheit austauschen würden, oder neu zugezogene Bürger sich über die Stadt informieren wollen - eine solche Gruppe sei einfach praktisch, sagt Goller. "Und man hat das Gefühl, etwas näher zusammenzurücken". Einmal ein Bassauf, immer ein Bassauf eben. Die Bezeichnung Bassauf für Bad Staffelsteiner geht auf die Geschichte eines ehemaligen Bürgermeisters zurück. Dem flog eines Tages sein Papagei davon, daraufhin wurden die Stadttore geschlossen und die Staffelsteiner riefen sich zu: "bass auf!"
Ernst Jegel ist 67 Jahre alt, eigentlich Rentner. Er ist in Nürnberg geboren, aufgewachsen in Itzehohe in Schleswig-Holstein. Als Lastwagenfahrer hat er die halbe Welt gesehen - von Europa bis Asien. In Hongkong hat er seine zweite Ehefrau kennengelernt. Vor vier Jahren sind sie nach Bad Staffelstein gezogen.
Seine Frau wollte eine Massagepraxis eröffnen, er dachte, in einer Bad-Stadt wäre das wohl sinnvoll. Die familiäre Umgebung, sagt Jegel, die gefalle ihm hier. "Man bekommt hier so viel Hilfe", sagt er. Die meisten der Regale in seinem Kiosk habe er geschenkt bekommen. Die Fotos davon hat er gepostet.
Auch wenn David Goller ab und an für etwas Ruhe auf der Facebookseite sorgen muss, der durchweg freundliche Umgangston in der Gruppe freue ihn - in sozialen Netzwerken heute keine Selbstverständlichkeit.
Ernst Jegel hat jetzt seine eigene Facebook-Seite. Er wolle nur noch wichtige Dinge in der Gruppe posten, sagt er und grinst.
In Bad Staffelstein, sagt David Goller, habe er das Gefühl, fast jeden zu kennen und trotzdem werde es nicht richtig langweilig.
Vielleicht ja auch wegen Personen wie Ernst Jegel.