Wenn die siebenjährige Anna mit Papa in Görau zaubert

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Die siebenjährige Tochter Anna hat sich die überdimensionale Zauberbrille aufgesetzt . Fotos. Stephan Stöckel
Die siebenjährige Tochter Anna hat sich die überdimensionale Zauberbrille aufgesetzt . Fotos. Stephan Stöckel
Kinderzauberer Markus Sperber aus Görau
Kinderzauberer Markus Sperber aus Görau
 

Der Görauer Markus Sperber hat ein Händchen für Kinder und Zaubertricks. Beides verbindet er in seiner Freizeit. Junges Publikum empfindet er als spontan er als ein älteres. Mittlerweile hat er sich über Nordbayern hinaus einen Namen gemacht.

Markus Sperber schlägt ein ganz besonderes Buch auf, murmelt beschwörend einen Zauberspruch und wie von Geisterhand züngeln Flammen empor. In seiner Garage im Weismainer Ortsteil Görau ist der 40-Jährige in seinem Element. Sie ist die Eintrittspforte in sein Zauberreich. Hier kann der Justizangestellte seinem großen Hobby, der Magie, frönen.
Simsalabim - schon wartet der sympathische Familienvater mit dem nächsten Trick auf: "Man nehme einen Topf mit Zucker, Blütenblättern und Papierschnipseln, füge eine Prise Zaubersalz hinzu und zünde das Ganze an", hallt es durch die Garage. Der Zauberkoch stülpt einen Deckel darüber, wartet einen Moment, nimmt ihn ab und im Topf liegen - abrakadra! - wohlschmeckende Zauberbonbons.

Familienmitglieder als Kritiker

Ehe man sich's versieht, sind Sperbers Hände schon wieder in Aktion: Mit einer Handpumpe
bläst er einen Luftballon auf, verformt ihn mit viel Fingerspitzengefühl und fertig ist der rote Papagei. Da huscht seine siebenjährige Tochter Anna vorüber. Vor lauter Freude über Papas coole Tricks hat sie sich die überdimensionale Assistentenbrille auf die Nase gesetzt. "Meine Tochter, mein elfjähriger Sohn Jonas und meine Ehefrau Claudia sind meine schärfsten Kritiker, die nichts beschönigen. Ihnen zeige ich als allererstes meine Kunststücke."
Als nächstes kommen Buben und Mädchen in Kindertagesstätten oder auf Kindergeburtstagen an die Reihe. Sperber ist nämlich in seiner Freizeit Kinderzauberer und Luftballonmodellierer. Und demnächst vielleicht auch noch Bauchredner. Doch dazu später.
Sperbers Gedanken kreisen zunächst um die Frage "Wie alles begann?" "Meine Frau ist schuld daran, dass ich zaubere." Der Hobbymagier sagt das nicht mit vorwurfsvoller Miene, sondern mit einem Strahlen im Gesicht. "Sie hatte mir vor zwei Jahren zum Valentinstag eine Eintrittskarte für eine Veranstaltung mit dem bekannten Zauberer Rudolf Konthur aus Obersdorf bei Hochstadt geschenkt. Ich war so fasziniert, dass ich beschloss, selbst Zauberkünstler zu werden."
Da er ein gutes Händchen für die Jugendarbeit hat - gemeinsam mit seiner Frau betreut er die "Fröschla", die Jugendgruppe der Naturfreunde Görauer Anger - beschloss Sperber, nicht für Erwachsene, sondern für Kinder zu zaubern. "Kinderzauberer gibt es nicht wie Sand am Meer, weil nicht jeder einen Draht zu den Kleinen hat, so wie ich."

Im Magischen Zirkel Mitglied

Sein magisches Rüstzeug holte sich der Spätberufene bei den "Bamberger Zauberfreunden", die Mitglied im Magischen Zirkel von Deutschland sind. Alle 14 Tage trifft man sich in Oberhaid bei Bamberg zum Zauberstammtisch. "Natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit, denn schließlich sind unsere Tricks streng geheim."
"Wie funktioniert eigentlich dieses oder jenes Zauberkunststück?" Dieser Frage schiebt Sperber freundlich lächelnd, aber bestimmt, immer wieder einen Riegel vor. Stattdessen kommt er darauf zu sprechen, wie und wo er sich seine ersten Sporen als Kinderzauberer verdient hatte. Am 16. Juni 2013 bestand er beim großen Jubiläumsfest des Modschiedler Kindergartens, der sein 50-jähriges Bestehen gefeiert hatte, seine Feuertaufe. "Die Kinder waren begeistert von meinen Darbietungen."
Doch dabei blieb es nicht. "In diesem Jahr hatte ich mehr als 30 Auftritte", erzählt der Görauer, der sich in ganz Nordbayern und den angrenzenden neuen Bundesländern zum Liebling der Kinder entwickelt hat. Unterscheiden sich ein großes und ein kleines Zauberpublikum voneinander? "Sehr wohl", spricht aus Sperber die eineinhalbjährige Erfahrung als Zauberer. Der Redner beschreibt Kinder als viel reaktionsfreudiger und spontaner, weshalb er sie immer wieder in seine Aufführungen mit einbeziehe. Im Unterschied zu Erwachsenen würden sie nie aus Höflichkeit klatschen. "Wenn sie etwas schlecht finden, dann sagen sie es frei von der Leber weg", sagt der Hobbymagier, für den leuchtende Kinderaugen der größte Lohn sind.
4000 bis 5000 Euro hat er in den vergangen zwei Jahren schon für Zauberrequisiten ausgegeben: angefangen vom schwebenden Tisch über den springenden Stuhl bis hin zum Zauberstab, der zur Verblüffung der Kleinen immer länger, länger und länger wird. Und auch unzählige Luftballons nennt der Magier vom Jura sein Eigen.
Um seinen kleinen anspruchsvollen Fans im Alter von vier bis zehn Jahren noch mehr zu bieten, eignete sich Sperber das Modellieren von Luftballons an. Mit einer Handpumpe und viel Fingerspitzengefühl formt er flink und behände Giraffen, Papageien, Schmetterlinge und Armbänder, die aussehen wie ein niedlicher Marienkäfer. "Piratensäbel sind derzeit der Hit bei den Kindern, weil sie damit herrlich spielen können."
Sollte demnächst die Clownpuppe, die Sperber bei seinen Auftritten begleitet, zu sprechen beginnen, dann könnte es an dem bekannten Bauchredner Perry Paul aus Krumbach liegen. Bei ihm will der Görauer die Kunst zu reden, ohne dabei die Lippen zu bewegen, erlernen. Bei einem Wochenendseminar im März nächsten Jahres wird er sich Stimm- und Atemtechnik sowie Puppenführung aneignen. "Sollte es klappen, dann wären meine Aufführungen um eine weitere Facette reicher", hofft der 40-Jährige.

Zauberklingel am Haus

Sogar eine Zauberklingel gibt es im Hause Sperber, die an einem Nebengebäude angebracht ist. Was hat es damit auf sich? "An meinem Haus kommen immer wieder Wanderer mit Kindern auf dem Weg zum Görauer Anger vorbei. Die Kleinen können klingeln. Wenn sie Glück haben und ich da bin, dann modelliere ich ihnen kostenlos einen Luftballon, der ihnen den Spaziergang durch unsere wunderschöne Natur versüßen soll", erzählt Sperber.