Korbmarkt Helena I. gab die Krone mit Wehmut an Carolin I. als neue Korbstadtkönigin weiter. Die Zeremonie war diesmal deutlich kürzer.
von unserem Mitarbeiter Roger Martin
Lichtenfels — Breit war die Palette der Gefühle und Stimmungen, die bei der offiziellen Eröffnung des 35. Korbmarktes am vergangenen Samstag im Herzen der Stadt zum Ausdruck kam. Da war der mit Wehmut durchsetzte Abschied der bisherigen Korbstadtkönigin Helena I. Da waren die naturgemäß seriös vorgetragenen Begrüßungsworte von Bürgermeister Andreas Hügerich und dem stellvertretenden Bundesinnungsmeister des deutschen Flechthandwerks, Thomas Backof. Und da waren natürlich die vielen Gags und Pointen der Schirmherren, Martin Rassau und Volker Heißmann, alias "Waltraud und Mariechen".
Es war einiges anders als bei den vorangegangenen offiziellen Eröffnungen der Korbmärkte. Die Festrede hielt dieses Mal kein hochrangiger Politiker.
Das Engagement der Komiker aus Fürth war ein bewusstes Wagnis, das zunächst mit einem riesigen Besucherandrang belohnt wurde. "Die Leute wollen nicht immer nur Politiker hören", habe Rathauschef Hügerich gesagt, als er das Künstler-Duo aus Fürth um die Schirmherrschaft gebeten habe. "Dann dürfen Sie ja heute auch keine Rede halten", meinte Schirmherr Martin Rassau, und hatte gleich viele Lacher auf seiner Seite.
Der Rathauschef sprach trotzdem. Schließlich hatte er auch die Aufgabe, den Schirmherren zum ersten Mal den von Barbara Crettaz entworfenen Flechtknoten als Gastgeschenk zu überreichen. "Lichtenfels ist ein Flechtknoten", sagte Andreas Hügerich. Auf der Bühne am Marktplatz drängten sich bei weitem nicht mehr so viele Ehrengäste wie noch in den Vorjahren, als die Korbmarkt-Eröffnungen der Politprominenz zum willkommenen Schaulaufen dienten.
Moderator Oswald Kremer lobte die "Verschlankung" der Korbmarkt-Eröffnungszeremonie.
Der scheidenden Korbstadt-Königin merkte man an, dass ihr der Abschied aus dem Amt sehr schwer fiel. Mit Wehmut und zum Teil unter Tränen betonte sie, wie gern sie dieses repräsentative Amt für Lichtenfels wahrgenommen habe. Die zweijährige Amtszeit habe sie "zu einem selbstbewussteren und offeneren Menschen gemacht", sagte sie. Ihrer Nachfolgerin, Carolin I., riet sie: "Genieß die Zeit".
Bevor sie von den Schirmherrn entkrönt wurde, gab Helena I. als letzte Amtshandlung den beiden Künstlern den kleinsten Korb der Welt als Geschenk. "Bei uns in Lichtenfels ist es so, dass die Königin einen Korb gibt", sagte sie. Thomas Backof verwies bei seiner Begrüßung darauf, dass das Korbmacherhandwerk eines der ältesten Handwerke der Welt sei. "Ein guter Korb ist ein Begleiter durchs Leben", sagte er.
Darstellungen der Schöpfungsgeschichte im Vatikan würden zeigen, wie der Schöpfer der Erde auf einem geflochtenen Thron sitzt und aus Adams Rippe Eva formt. Demzufolge müsse Adam den Thron geflochten haben und als erster Mensch auch der erste Flechter sein.
Die Lichtenfelser lobte der stellvertretende Bundesinnungsmeister dafür, dass sie das uralte Handwerk so sehr fördern und weiterentwickeln. "Ihr tragt das Feuer weiter und konserviert nicht die Asche."
Mit "Sweet Caroline" zur Krönung
Gegen 12.45 Uhr endete die Amtszeit von Helena I. Der Thorn war sozusagen verwaist. Aber nicht lange. Vom Rathaus her zog Carolin I., winkend und getragen von vier starken jungen Männern auf dem Flechtthron zur Bühne.
Die Hochstadter Blaskapelle spielte, passend zum Namen der neuen Korbstadtkönigin, das Lied "Sweet Caroline". Mit dem Verweis, dass sie in früheren Jahren bereits auf Korbmärkten Korbwaren verkauft habe, begann die neue Königin ihre Rede. Sie freue sich auf das Amt und danke der Stadt dafür, "diese Gelegenheit bekommen zu haben".
Für Heißmann und Rassau war es die erste Schirmherrschaft überhaupt. Es sei das insgesamt dritte Mal, dass sie sich in ein Goldenes Buch eintragen dürften, sagte Volker Heißmann, der auf der Bühne gleich einmal den ehrwürdigen Band zurückblätterte. Mit einem ihrer Leitsprüche verewigten sich die beiden Künstler dort: "Wer lacht, hat mehr vom Leben".
Als "Künstler, die mit Worten flechten", bezeichnete Martin Rassau sich und seinen Partner auf der Bühne. Lichtenfels sei so etwas wie ihre Wiege.
Die erste Sendung "Fastnacht aus Franken", die inzwischen aus Veitshöchheim komme, habe in der Korbstadt stattgefunden. Seit 18 Jahren treten die Beiden bei dieser Kultsendung auf.
Den beiden Schirmherren fiel sofort die Bühnendeko ins Auge. Die Bühne sei an der Front wohl deshalb mit einer "alten Tischdecke" umfasst, damit niemand auf die Idee komme, da etwas mitgehen zu lassen. "Dort gehört doch Flechtwerk hin", sagte Martin Rassau und erntete viel Zustimmung im Publikum. Bürgermeister Hügerich reagierte prompt und versprach, dass die Bühne nächstes Jahr dem Anlass entsprechend anders aussehen werde.