Was die Altbürgermeister aus dem Kreis Lichtenfels heute machen

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Eigentlich gibt es immer was zu tun für Heinz Petterich, den Altbürgermeister von Burgkunstadt. Und wenn nur im Garten die Sträucher - hier eine Kreuzung aus Stachel- und Johannisbeere - geschnitten werden. Foto: Anja Greiner
Eigentlich gibt es immer was zu tun für Heinz Petterich, den Altbürgermeister von Burgkunstadt. Und wenn nur im Garten die Sträucher - hier eine Kreuzung aus Stachel- und Johannisbeere - geschnitten werden.  Foto: Anja Greiner
Langsam hat sich Georg Vonbrunn, Altbürgermeister von Altenkunstadt, daran gewöhnt, ein bisschen mehr Ruhe im Leben zu haben. Er plant jetzt eine Tour mit seinem Roller von Österreich nach Italien. Fotos: Anja Greiner
Langsam hat sich Georg Vonbrunn, Altbürgermeister von Altenkunstadt, daran gewöhnt, ein bisschen mehr Ruhe im Leben zu haben. Er plant jetzt eine Tour mit seinem Roller von Österreich nach Italien.  Fotos: Anja Greiner
 

Georg Vonbrunn und Heinz Petterich haben bei der Kommunalwahl vor gut einem Jahr in der Stichwahl verloren - der eine in Altenkunstadt, der andere in Burgkunstadt. Und was ist danach passiert? Zu Besuch bei zwei Altbürgermeistern.

Wenn Heinz Petterich auf seiner Terrasse sitzt, mit gestreiftem T-Shirt und Khaki-Weste, und von seinen Aufgaben im Garten erzählt, dann macht er das, als würde er dem Stadtrat seinen neuesten Vorschlag zur Straßenausbausatzung unterbreiten. Er redet ohne Pause, betont bestimmte Worte und gestikuliert an den richtigen Stellen mit den Händen. Allein die Hände sind voller Erde; er sei gerade dabei gewesen, seinen Kultivierer zu reparieren. Das Hochbeet müsse umgegraben werden.

Die erste Zeit ist hart
14 Jahre war Petterich Bürgermeister von Burgkunstadt, vorher 13 Jahre in der Verwaltung. Sicher, es fehle was, die Kollegen, und dass man bei Entscheidungen nicht mehr dabei sein kann. Manchmal ärgert er sich über den neuen Stadtrat, manchmal schneidet er seine Büsche im Garten zurecht oder löst ein Sudoku.


Kreisvorsitzender der Freien Wähler ist der 64-Jährige immer noch. Das brauche er dann doch noch.

Ein, zwei Tage habe es gedauert, sich umzugewöhnen nach der Abwahl, sagt Petterich. Man nimmt es ihm nicht ganz ab, mit verschränkten Armen sitzt er da, als er das sagt, fast ein wenig trotzig. "Man darf sich nicht festbeißen", sagt er dann noch, das mache einen kaputt. Man müsse es akzeptieren wie es ist, schon lehnt er sich lockerer im Gartenstuhl zurück.

Im Juni reist er für acht Tage nach Skandinavien, der erste Urlaub seit der Abwahl. "In der Woche kann ich nicht weg, da hab ich zu viel zu tun." Petterich wird immer noch von einigen Leuten im Ort mit Bürgermeister angesprochen, auch wenn er sagt, sie sollen das lassen, ein bisschen stolz macht es ihn schon.

Auf dem Weg zur Auffahrt durch den Garten zeigt er noch schnell seinen Fuhrpark: Sitzrasenmäher, Rasenmäher, Fräsmaschine, Jeep mit Anhäger. Er lächelt zufrieden, als er die Tür zum Holzschuppen schließt.

Georg Vonbrunn hat den Roller schon mal in den Hof gestellt. Im Sommer will er über Österreich, Ungarn und Kroatien nach Italien fahren. Allein. "Da schätze ich die Unabhängigkeit", sagt er. Vonbrunns Frau sitzt neben ihm am Küchentisch, sie lacht als er vom Rollerfahren spricht: "Wenn er den Helm aufzieht, freut er sich wie ein Kind", sagt sie.

Wäsche waschen ist auch keine Lösung
Es war, sagt Georg Vonbrunn, eine Riesenumstellung, sich nach 18 Jahren als Bürgermeister von Altenkunstadt nun andere Aufgaben zu suchen. Vonbrunn ist gelernter Banker, seit über 20 Jahren raus aus dem Beruf. "Ich hätte schon gern noch was gemacht, aber was?", sagt er. Es war kein gutes Gefühl nach der Abwahl.

Etwas Neues zu finden, etwas, das gut genug war, das war nur schwer möglich - der Garten, das Kochen, Einkaufen und Wäschemachen, ein angemessener Ersatz war das nicht.

Auch wenn er die Sortierung der Wäsche und die Dosierung des Waschmittels beinahe schon akribisch betreibt, wie er sagt. Agnieszka Vonbrunn nickt, sieht ihren Mann an und sagt: "Das stimmt, er verfärbt weniger als ich." Immerhin. Jetzt zählen auch kleine Erfolge.

Vonbrunn ist noch Kreisvorsitzender der Jungen Wähler Union. Man bleibt trotzdem noch am Ball, sagt der 60-Jährige. So ganz ohne Politik, das könne sie sich bei ihrem Mann auch nicht vorstellen, sagt Agnieszka Vonbrunn und schüttelt den Kopf.

Er nickt nur, vielleicht denkt er wieder an seine Zeit im Rathaus. Oder an die anderen im Rathaus: Über Entscheidungen des neuen Gemeinderats, die er für falsch hält, ärgert er sich immer noch.

Ändern kann er nichts mehr, das ist vielleicht das Schlimmste. Dafür entdeckt er neue Fähigkeiten: Er entwickle sich zum Gärtner, sagt seine Frau.
Vonbrunns Frau ist Heilerziehungspflegerin, wenn sie früher am Wochenende Dienst hatte und ihr Mann einmal keinen Termin, hatte sie immer Angst um die Sträucher im Garten. Den Holunder hat Vonbrunn einmal so gestutzt, dass er zwei Jahre nicht mehr gewachsen ist.

Er liest jetzt mehr, er spürt, dass so langsam die Ruhe kommt, er sagt: "Ich genieße zunehmend die Situation."