Charly Schorr aus Bad Staffelstein möchte die Fernstraßen mit Induktionsschleifen versehen. Das ist seiner Meinung nach der richtige Schritt, um dem Elektroauto möglichst bald zum Durchbruch zu verhelfen.
Seit einigen Jahren trommelt Charly Schorr für die Elektromobilität. Obwohl mächtige Kartelle verhindern, dass sich bei der induktiven Energieübertragung etwas bewegt, lässt der 67-Jährige nicht locker. Wie der unermüdliche Duracell-Hase aus der Werbung versucht er, dem Prinzip, das er als richtig und zukunftweisend erkannt hat, zum Durchbruch zu verhelfen. Mit zahlreichen Wissenschaftlern steht der Staffelsteiner in Kontakt, und auch mit der Bundeskanzlerin sprach er darüber. In Bad Staffelstein möchte er eine Versuchsstecke errichten. Bürgermeister Jürgen Kohmann (CSU) steht diesen Plänen positiv gegenüber.
"Seit der Zielvorgabe der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Elektroautos auf unseren Straßen zu haben, sind drei Jahre vergangen", sagt Charly Schorr, "rechnet man aber mit den seither erreichten Zulassungszahlen, wird es 166 Jahre dauern, bis die Million Elektroautos erreicht sind". Viele Menschen spüren, fährt er fort, dass akkubetriebene Autos ein technischer Irrtum sind. Mit seiner Firma "Schorr Power Net" treibt der Staffelsteiner Daniel Düsentrieb deshalb ein revolutionäres Konzept der Elektromobilität voran. Dieses Konzept steht in Konkurrenz zu des bisher betriebenen Elektroautos mit Akkus.
Es gebe viele Beispiele dafür, dass man eine Sache nicht zu Ende gedacht hat. Die heute gebräuchlichen Technologien seien technisch und wirtschaftlich gescheitert. Ein Beispiel für einen solchen Irrtum sei das Elektroauto mit Akku. Einen Sprittank könne man so oft befüllen wie man will. Es werde höchstens Kratzspuren am Einfüllstutzen geben. Ein Lithium-Ionenakku habe aber nach 300 Ladezyklen nur noch 70 Prozent seiner Ladekapazität. Die Lebensdauer von Akkus sei abhängig von der Ladegeschwindigkeit. Je schneller geladen werde, desto rascher verringert sich die Aufnahmekapazität.
An Lösungen orientiert Seit seiner Kindheit interessiert sich Charly Schorr für physikalisch-technische Zusammenhänge, und er sucht nach Lösungen. Dabei sind es vor allem kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Überlegungen, die ihn umtreiben, denn ein Techniker ist er eigentlich nicht. Der Akku an Bord eines Pkw, sagt er, verdopple den Anschaffungspreis eines Autos, denn Akkus seien sehr teuer und bleiben es auch. Lithium sei schon heute ein sehr knapper und kostspieliger Rohstoff. Kurzum: Strom sei der am schnellsten zu transportierende Energieträger.
Es sei aber faktisch unmöglich, jetzt und in Zukunft Akkus zu bauen, die genügend aus Strom gewandeltes chemisches Energiepotential in sich tragen, um Elektroautos eine vernünftige Reichweite pro Akkuladung zu ermöglichen. Charly Schorr möchte dieses Energieversorgungsproblem lösen, indem er in Induktionsschleifen in Straßen einsetzt. Diese isolierten, feinadrigen Kabel würden in die oberste Straßenbelagsschicht eingeritzt und wieder vergossen.
Es entwickle sich ein Magnetfeld. Über einen Luftspalt von etwa 20 Zentimeter werde Strom mit einem Wirkungsgrad von ca. 93 Prozent auf das darüberfahrenden Auto übertragen. Das Fahrzeug werde dadurch direkt aus dem allgemeinen Stromnetz heraus versorgt.
"Betrachten wir die Praxis am Beispiel eines Opel Ampera", sagt Charly Schorr: Dieses Hybridfahrzeug habe als Standard einen 200 Kilogramm schweren Akku, der dem Pkw rund 40 Kilometer Reichweite oder 30 Minuten Fahrzeit verschafft. "Lassen wir diesen Akku weg, ersparen wir dem Auto damit 200 Kilogramm Gewicht und sparen vor allem ca. 26.000 Euro, denn so viel kostet der Akku." Als Standard habe ein Ampera einen Benzinmotor, der einen Generator antreibt. Damit werde der Strom für die elektrischen Radantriebe, Klimatisierung und Beleuchtung erzeugt, wenn das Auto die Straßen mit Induktionsschleifen verlässt oder wenn noch gar kein Power-Net vorhanden sei.
Dabei habe doch die Bundeskanzlerin im Mai mit ihrer Initiative einen Anstoß geben wollen, sie wollte die Elektromobilität anschieben. Weg vom Öl, weg von den Schadstoffen, lautet die Devise, sagt Charly Schorr, und das sei mit der direkten Versorgung von Straßenfahrzeugen aus dem Stromnetz möglich. Die Akkus in einer Million Elektroautos würden ca. 20 Milliarden Euro kosten, hat er errechnet. Hinzu kämen die Kosten für Stromladesäulen und deren Anschluss ans Netz. Für 20 Milliarden Euro könnte man aber schon viele Tausend Kilometer Straßenstromnetz verlegen.
Um überhaupt einmal anzufangen, möchte Charly Schorr im Staffelsteiner Stadtgebiet eine Versuchsstrecke bauen. Er denkt an einen etwa 1000 Meter langen Rundkurs. "Ich bin mir sicher, dass das der einzige Weg zur Elektromobilität ist", sagt Charly Schorr, "das ist die perfekte Just-in-time-Lieferung". Angela Merkels Initiative zur Steigerung der Elektromobilität ziele genau in diese Richtung. Doch leider hätten die Entwickler der Autoproduzenten das Erfolgskonzept der vergangenen 120 Jahre im Kopf - nämlich Energiepotenzial an Bord mitzuschleppen. "Dieses Problem in den Köpfen gilt es zu überwinden."
Damit die Innovation auch beim Kunden, bei den Autofahrern, ankommt, spiele vor allem dieser Gedanke eine Rolle: "Mein Auto muss das bringen, was die bisherigen Autos bringen - und noch einiges dazu."