Seit in Hochstadt direkt an der B 289 eine Trinkwasserleitung erneuert werden muss, ist die Straße nur einspurig befahrbar - Autofahrer stehen schon mal 45 Minuten im Stau. Bürgermeister und Bauarbeiter müssen sich einiges anhören.
Ralf Ratzl schließt seinen Baucontainer auf, geht die drei Stufen nach oben und blickt auf den Kalender an der Wand des Containers. "In KW 21", sagt er, "sollten wir fertig sein". Das sind noch knapp zweieinhalb Wochen.
Ralf Ratzl ist Polier der Kronacher Baufirma, die derzeit die Kanalsanierung in Hochstadt ausführt. Direkt an der B 289. Eine Ampel beschränkt den Verkehr auf eine Spur, morgens und am späten Nachmittag können Autofahrer schon mal 45 Minuten im Stau stehen.
Als Ralf Ratzl beginnt aufzuzählen, ist "ihr Schnarchnasen!" noch der netteste Ausdruck, der öfter mal aus den Fenstern der Autos gerufen wird. "Die Bauarbeiter beschimpfen", sagt Bürgermeister Thomas Kneipp (CSU) - man meint, sein Kopfschütteln durchs Telefon zu hören - "die können ja nun wirklich gar nichts dafür".
Der erste Wasserrohrbruch geschah am Karfreitag, der zweite am Osterwochenende.
Kurzfristig habe man dann entschieden, die komplette Trinkwasserleitung auf rund 150 Metern zu erneuern, sagt Bürgermeister Thomas Kneipp.
Die Wasserleitung sei total marode gewesen, ergänzt Polier Ratzl. Die Erschütterungen durch den starken Verkehr hätten sicher dazu beigetragen, erklärt Kneipp. Die Kanaldeckel müssten auch öfter mal erneuert werden.
Ampel oder Umfahrung? 14 000 Autos fahren täglich durch Hochstadt, natürlich habe man gewusst, wie sich eine Sperrung der Straße auswirken würde, fährt Kneipp fort. Darum auch die Besprechungen im Vorfeld, mit allen, die nur ansatzweise von der Baustelle betroffen sein könnten. Ampelschaltung oder Umfahrung? - das war die Frage. Eine Umfahrung wäre wohl nicht gut angenommen worden, sagt Kneipp.
Zur Verkehrsampel kommt noch eine Fußgängerampel.
Die sorgt nicht nur für mehr Sicherheit, sondern notgedrungen auch für eine Verzögerung für die Autofahrer.
Ralf Ratzl steht vor seinem Baucontainer und zuckt mit den Schultern. "Was willst du da machen?", fragt er, als ihm der Kollege erzählt, dass gerade zwei Lastwagen bei Rot durchgefahren seien und dann erstmal alles blockiert hätten. Sich aufzuregen, sagt er auf dem Weg zurück zur Baustelle, bringe auch nichts. Er und seine Kollegen würden ja schon länger arbeiten - jeden Tag von halb sieben bis fünf, teilweise sogar bis sieben. "Hexen kann kein Mensch", sagt Ratzl im Weggehen.
Bislang, laufe jedenfalls alles nach Plan, sagt Kneipp. 60 000 Euro werde die Sanierung schätzungsweise kosten - umgelegt werde es am Ende auf den Wasserpreis.
"Die Trinkwasserversorgung zu sichern, das war für uns das Wichtigste." Konkret ist die Versorgung der Bezirksklinik und einer Gaststätte gemeint, die voraussichtlich im Mai eröffnet.
Kneipp stand vor wenigen Tagen selbst 25 Minuten im Stau, als er von Bamberg zurückfuhr. Zeit zum Nachdenken, darüber zum Beispiel, dass eine Ortsumgehung eben doch wichtig wäre - der letzte Versuch, eine Umgehung zu bekommen, scheiterte am Vogelschutz.
Täglich, sagt Kneipp, bekommen er und seine Mitarbeiter seit Baubeginn Anrufe aus dem ganzen Landkreis. Er klingt schon beinahe amüsiert. Tags zuvor habe eine Frau angerufen und beklagt, dass ihr Mann stets auf dem Weg zur Arbeit nach Bamberg 45 Minuten im Stau stehe. Sie sollten doch gefälligst schneller arbeiten, habe die Frau noch gesagt. Jetzt muss Kneipp wirklich lachen.
Mit Tränen in den Augen nahm ich den Artikel zur Kenntnis. Die armen Autofahrer, die Wartezeit erdulden müssen und auch der Bürgermeister, der während seiner Arbeitszeit mal ein paar Anrufe mehr entgegen nehmen muss. Eine objektive Berichterstattung hätte auch mal die Anwohner der angrenzenden Woihnhäuser in dem Bericht mit erwähnt, vor deren Haustüre die Baustelle stattfindet. Oder die Anwohner, vor deren Fenstern sich die Autos vor den Ampeln aufstauen. Zu erwähnen wäre noch, dass man in der modernen Zeit den Motor hierbei nicht mehr abstellt, es sei denn das Auto macht es von selbst. Und sollte dann ein Verkehrsteilnehmer die grün gewordene Ampel nicht schnell genug erkennen - egal ob Tag oder Nachtzeit - kann man ihn ja schon mal durch lautes Hupen darauf aufmerksam machen. Alle diese Tatsachen werden in dem Bericht nicht erwähnt. Hier setzt sich ein Phänomen fort, dass schon viele Diskussionen geprägt hat. Bereits in der Planung einer Umgehung wurden die Anwohner in der Population hinter ein virtuell vorhandenes Blaukehlchen eingereiht. Natürlich sind die unmittelbar betroffenen Menschen an der Hauptstraße in der Minderheit. Aber kann man sie deshalb sogar in einem sachlichen Bericht gänzlich außer Acht lassen. Vielleicht wird die zukünftige Planung einer Ortsumgehung etwas mehr von Menschlichkeit als von Egoismus geprägt.
Respekt - für 60.000 Euro kaufen sich andere gerade einmal ein neues KFZ! Oder fehlen da noch Nullen? ;O)