Das Ensemble "Tosca" bot seinem Publikum in Redwitz Musik auf hohem Niveau.
Wer die Augen schloss, sah sich als Besucher in einem der großen Opernhäuser Europas: im Royal Opera House in London, in der Mailänder Scala, in der Wiener Staatsoper oder in der Staatsoper "Unter den Linden" in Berlin. "Tosca", das berühmte Arienensemble, gastierte am Freitag in der Kirche St. Michael in Redwitz. Vor dem Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches, dem Erzengel Michael im Altarraum, präsentierten die bulgarischen Künstler die schönsten Titel weltbekannter Opern. "Fühlen Sie die besondere Faszination dieses Abends in Ihren Herzen und Seelen", lud der Gründer des Ensembles die Besucher ein. Die Nähe zum Publikum inspirierte das bulgarische Sextett zu Musik auf hohem Niveau.
Eine Rose geworfen Als Mezzosopran Stanislava Marcheva die "Habanera" aus der Oper "Carmen" sang, schienen die Strohsterne am Weihnachtsbaum zu tanzen.
Mit ihrer weichen Stimme und einer Rose versuchte sie in dieser Rolle, die männlichen Zuhörer zu becircen. Schließlich hatte sie ihren Auserwählten gefunden und warf ihm die Blume der Liebe zu, während seine Begleiterin die Szene tapfer lachend ertrug.
Beim "Santa Lucia" kündigte Dilian Kushevs Bariton im Duett mit Tenor Yuriy Nikolov in neapolitanischer Mundart die Rückkehr des Lichts an und beendete gleichzeitig die Weihnachtszeit. Verdienten Applaus erntete der Tenor für die Puccini-Arie "Nessun dorma". Ob als Mimi aus "La Bohème" oder als Giulietta aus "Hoffmanns Erzählungen": Evelina Elizarova (Sopran) verkörperte die Bühnenfiguren mit Wärme und Charisma.
Bass Emil Dimtrov drückte nach der Pause überzeugend die Gefühle des Renatos aus, als Liebe und Verrat die Oper "Un ballo in maschera", der Maskenball von Verdi, seinen blutigen Höhepunkt findet.
Bezaubernd klang das Duett
von Elizarova und Marcheva in "Hofmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach. Die Barcarole "Belle nuit, ô nuit d'amour" entführte in die Lagunenstadt Venedig. Bariton und Tenor begeisterten mit lyrischen Partien der "Donna Anna" aus Mozarts Don Giovanni.
Kleiner Chor mit großen Stimmen Pianist Manol Paskalev gebührt ein großes Kompliment. Der junge, hochdekorierte Absolvent der National Music Academy in Sofia schien als virtuoser Begleiter seine Musik zu leben. Wenn die Finger nicht die Tastatur seines Keyboard Kawai ES 7 berührten, schien er mit großen Gesten die Stimmgewalt der Künstler zu unterstreichen. Er verneigte sich stets artig mit der Hand auf dem Herzen, wies aber bescheiden zu den Sängerinnen und Sängern hin, um ihnen nicht den Applaus zu schmälern.
Das bekannte "Va, pensiero", der "Gefangenenchor" aus der Oper "Nabucco" von Giuseppe Verdi, rundete den Konzertabend ab. Allerdings war es kein Chor im klassischen Sinne, der das bekannte Gesangsstück anstimmte, sondern es waren die fünf gemeinsam agierenden Gesangssolisten. Und das hörte man: Deutlich waren der prägende Bariton, die tiefe Bass-Stimme und der Tenor zu erkennen. Dazwischen erklangen die beiden Frauenstimmen begleitet von Klavierklängen, für die der Pianist meisterhaft sorgte. Die fünf Sänger, allesamt mit wunderbaren Einzelstimmen ausgestattet, vereinten diese im Chorgesang zu einem dichten Klanggefüge, das mühelos den Raum des Gotteshauses ausfüllte.
Mit "O sole mio" erfüllte das Ensemble einen Zugabewunsch. Der Gassenhauer entsprach zwar nicht dem Genre der Künstler, aber "Meine Sonne" war schließlich der Lieblingshit von Papst Johannes Paul II.
und dem venezuelischen Präsidenten Hugo Chávez. Auch Michail Gorbatschow liebt das Lied, das 1898 von dem neapolitanischen Musiker und Komponisten Eduardo Di Capua komponiert wurde. Die Melodie summte auch der erste Kosmonaut im Weltall, Juri Gagarin, während seiner ersten Erdumrundung.