So wütete Orkan "Niklas" im Landkreis Lichtenfels

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Umgestürzte Bäume gab es einige im Landkreis. Hier hat es einen in der Viktor-von-Scheffel-Straße in Lichtenfels erwischt. Foto: Anja Greiner
Umgestürzte Bäume gab es einige im Landkreis. Hier hat es einen in der Viktor-von-Scheffel-Straße in Lichtenfels erwischt. Foto: Anja Greiner
Der THW-Ortsverband Bamberg verstärkt mit Spanngurten und Rundhölzern einen beschädigten Strommast in Poppendorf. Foto: Ronald Rinklef
Der THW-Ortsverband Bamberg verstärkt mit Spanngurten und Rundhölzern einen beschädigten Strommast in Poppendorf.  Foto: Ronald Rinklef
 
Bäume auf den Oberleitungen und den Schienen: Auch in Lichtenfels mussten einige Reisende länger am Bahnhof bleiben. Foto: Anja Greiner
Bäume auf den Oberleitungen und den Schienen: Auch in Lichtenfels mussten einige Reisende länger am Bahnhof bleiben.  Foto: Anja Greiner
 

Der Sturm "Niklas" wurde im Laufe des Dienstags zu einem Orkan hochgestuft. Der Deutsche Wetterdienst spricht vom schwersten Sturm seit Jahren. Im Landkreis haben Firmen den Betrieb eingestellt und die Bahn ließ auf sich warten.

"Ein paar Folien fliegen durch die Gegend", sagt Roland Gödel, vom Bauhof in Redwitz, ansonsten sei bislang nichts passiert. Es ist Dienstagmittag, kurz vor zwölf.

"Wir haben eben eine Unwetterwarnung erhalten", sagt Bürgermeister Thomas Kneipp aus Hochstadt. Die Warnung des Deutschen Wetterdiensts gelte für den ganzen Landkreis. Demnach ist den gesamten Dienstag mit Sturm- und Orkanböen von bis zu 105 Kilometern pro Stunde zu rechnen.

Bisher jedoch, sagt Kneipp, ist alles friedlich bei uns. Am Vorabend hätten Mitarbeiter des Bauhofs kleinere Äste weggeräumt, ansonsten wurden keine Vorkehrungen getroffen. Was solle man auch groß machen.

"Nichts Dramatisches"

In Weismain und Modschiedel waren bis kurz vor zwölf drei Bäume umgefallen, keine wirklich großen, vermutlich altersschwach, sagt Uwe Fuchs von der Integrierten Rettungsleitstelle in Coburg. Die betroffenen Straßen hätten kurzzeitig gesperrt werden müssen, aber die Feuerwehr habe innerhalb von zehn Minuten wieder alles aufgeräumt.

Nein, so besonders wäre das nicht, sagt Jutta Vogt. Vogts Mann leitet den gleichnamigen Landschaftsbaubetrieb in Burgkunstadt und am Dienstagvormittag war dann Schluss mit der Arbeit. Wenn der ganze Boden aufgeweicht ist und es zu sehr stürmt, sagt Vogt, mache man mehr kaputt in den Gärten. Man arbeite eben draußen, da komme es öfter mal vor, dass man die Arbeit unterbrechen müsse.

An der Stelle sei ein kleiner Lichtblick eingeschoben: Seit Ende Februar hatte es nicht mehr geregnet, der Boden war ausgetrocknet, die Natur im Stillstand. "Der Regen war wirklich notwendig", sagt Jupp Schröder, Gartenexperte aus Lichtenfels. So gerüstet, sagt er, können die Pflanzen nun auch den noch kommenden Frost überleben.

Während die Natur ihren Stillstand dank Sturm und Regen überwinden konnte, kehrte der Stillstand an anderer Stelle ein: Um kurz nach 13 Uhr meldet die Deutsche Bahn, dass der Zugverkehr für Nordostbayern vorübergehend eingestellt werde. Es sei keinem geholfen, wenn ein Zug in einen Baum fahre, sagt ein Sprecher der DB Regio Nordbayern. Da würden die Leute dann erst recht festsitzen.

Kurz darauf kollidiert tatsächlich ein Zug bei Pegnitz/Hainbronn mit einem auf dem Gleis liegenden Baum. Laut Medienberichten wurden drei Menschen bei dem Aufprall verletzt.

Am Bahnhof in Lichtenfels wartet derweil eine Hand voll Fahrgäste vor dem Bahnhofsgebäude auf den Schienenersatzverkehr nach Hof und Bayreuth. "Wir sehen das nicht so tragisch", sagt Frau Ballweg, sie ist Rentnerin und mit ihrem Mann auf dem Weg in die Sächsische Schweiz.

Jetzt führen sie erstmal mit dem Bus nach Hof und dann mal sehen, vielleicht habe sich die Lage bis dahin wieder beruhigt, sagt Ballweg.

M. Müller wartet seit gut 15 Minuten auf Gleis fünf. Eigentlich wollte Müller aus Untersiemau mit dem ICE um 14.07 Uhr nach Dresden fahren. Der Zug fiel aus. Jetzt nimmt Müller eben den um 130 Minuten verspäteten ICE nach Hamburg über Leipzig. Planmäßige Abfahrt um 12.11 Uhr. Mittlerweile ist es kurz vor halb drei. Von Leipzig hofft Müller, komme er dann auch gut nach Dresden. Und überhaupt, dann werde es eben ein paar Stunden später. "Entscheidend ist doch, dass man überhaupt ankommt."

Am Nachmittag waren dann bei der Integrierten Leitstelle für Coburg, Kronach und Lichtenfels insgesamt 20 Einsätze eingegangen. "Es ist immer so 20 Minuten ruhig, dann kommt die nächste Böe und der nächste altersschwache Baum fällt um", sagt Peter Kunzelmann.

So beispielsweise eine 17 Meter hohe Fichte, die sich auf Höhe des Fischweihers quer über die Kreisstraße zwischen Lichtenfels und Buch am Forst gelegt hatte. Eine Stunde war die Straße gesperrt.

Für das, was angekündigt war, sei es jedoch sehr human geblieben, sagt Kunzelmann von der Rettungsleitstelle.

In Weismain war noch ein Keller vollgelaufen und im Horsdorfer Ortsteil Eichelsee ein Leitungsmast umgeknickt. Der hing kurzzeitig über die Fahrbahn, bevor er von der Feuerwehr beseitigt wurde.