Mit 17 Jahren ist Cédric Dourin aus Isling bereits emsiger Unternehmer. Mit einem Hundetrainer für die Hosentasche möchte er im Herbst durchstarten.
Sommer, Sonne, Meer und einfach nur die Füße baumeln lassen: ein Plan, den wohl viele Lichtenfelser Gymnasiasten in den nächsten fünf Ferienwochen verfolgen. Bevor der 17-jährige Cédric Dourin aus
Isling im September in sein Abi-Jahr startet, hätte sicher auch ihm etwas Urlaub gut zu Gesicht gestanden. Die Möglichkeit dazu hatte er. Bekannte hatten ihn ins Fürstentum Monaco eingeladen. Zwei Wochen Côte d'Azur in den Sommerferien, Cédric musste nicht lange überlegen - und sagte ab.
Für die nächsten Wochen hat der ehrgeizige 17-Jährige bereits andere Pläne. Cédric steckt mitten in der Planung und Entwicklung einer eigenen App. ",My DogCoach' ist ein Hundetrainer für die Hosentasche", erklärt er. Mit der App soll es Hundebesitzern ermöglicht werden, sich intensiver mit ihren Hunden zu beschäftigen, sie zu erziehen und ihnen Tricks beizubringen. Erscheinen soll die App im Herbst für die Betriebssysteme Android (voraussichtlich September) und IOS (Oktober). Bis es soweit ist, ist für den Gymnasiasten allerdings noch einiges zu tun. "Die Nächte im August werden sehr kurz werden", sagt Cédric. 16 bis 18 Stunden will er sich die nächsten Wochen pro Tag mit seinem Projekt beschäftigen. Die Inhalte sind aufwendig, alleine 250 Erklärvideos soll die fertige App enthalten. Cédric dreht nicht nur alle Filme selbst, sondern bearbeitet und schneidet diese auch im Nachgang. Sogar die Synchrontexte für die Videos spricht er selbst ein.
Die Leidenschaft für das Filmen flammte bei ihm mit der Zeit immer mehr auf. Bis vor kurzem lag sein größtes Talent noch in einem komplett anderen Bereich, nämlich beim Jonglieren. Zu der Bewegungskunst kam er mit zehn Jahren durch seinen Vater Thierry, der als Magier durch die Welt tourte und bis zu 100 Auftritte jährlich bei Firmenveranstaltungen, in Freizeitparks oder bei privaten Feiern hatte. Auch beim Russischen Staatszirkus war der gebürtige Franzose als Moderator tätig. In jeden Schulferien war Cédric bei seinem Vater und lernte dort das Jonglieren. "Es war semiprofessionell, mein größter Auftritt war in Nürnberg vor 1500 Leuten", sagt Cédric.
Interessen haben sich geändert
Auch den Schritt hinter die Kulissen wagte er und organisierte in Forchheim im Alter von 14 Jahren eine Jonglier-Convention mit über 100 Teilnehmern aus aller Welt. Heute jongliert Cédric nicht mehr. "Meine ganzen Sachen stehen noch in der Scheune, da kommen schon immer Erinnerungen hoch", erzählt er. "Aber über die Jahre haben sich meine Interessen in Richtung Film verschoben." Eine Kamera hatte Cédric lange Zeit gar nicht in der Hand, seinen ersten Film drehte er erst im vergangenen Jahr. "Ich hatte keine Erfahrung, aber ich hatte es einfach im Gefühl, dass ich es kann", sagt er.
Erster Film kommt gut an
Sein Erstlingswerk war schließlich ein Image-Film über das Beach-Soccer-Turnier in Isling. "Die Resonanz war super gut, das war ein geiles Gefühl." Er freute sich über die Bestätigung. Auf eine positive Resonanz hofft der 17-Jährige auch für ein eigenes 90-seitiges Drehbuch für einen Film über Artisten, das er vor einigen Monaten bei einem großen Filmverleih einreichte. "Ich möchte, dass die ganze Welt sieht, was Jongleure alles können", sagt er.
Was Hunde alles so können, wird ab September in seiner Hundetrainer-App demonstriert. Auch für die 250 Erklärvideos schreibt er penibel die einzelnen Drehschritte auf. Die fachliche Durchführung der Übungen obliegt dabei seinem Vater Thierry, der im November seine Qualifikation als Hundeerzieher- und Verhaltensberater bei der IHK abschließt. Viele Übungen absolvieren die zwei Familienhunde Hook und Saga. Neben den beiden vierjährigen belgischen Schäferhunden dürfen aber auch andere Hunde wie ein Jack Russell ihr Können vor der Kamera beweisen. Im November eröffnet Thierry Dourin in Lichtenfels seine eigene Hundeschule. Von Anfang an unterstützt er das Projekt seines Sohnes. "Aber die Begeisterung ging natürlich klar von Cédric aus", sagt Dourin.
Doch welche Hunde sind für die App überhaupt geeignet? "Die App ist kein Ersatz für eine professionelle Hundeschule, also nicht für Problemhunde oder aggressive Hunde gedacht", erklärt Cédric. Ansonsten gebe es keine Einschränkungen, da die insgesamt 40 Übungen (in Planung sind bis zu 80) sehr breit gefächert seien - von den Standard-Kommandos wie "Sitz" oder "Platz" bis hin zu komplexeren Übungen für geübte Hunde. Mit der Beantwortung eines Fragebogens zu Beginn kann die App durch eine künstliche Intelligenz einen individuellen Trainingsplan für jeden Nutzer anfertigen.
Die 40 digitalen Hundekurse bestehen wiederum aus durchschnittlich sechs Einzelschritten. Alle Schritte werden langsam in einem eigenen Video gezeigt und mit Texteinblendungen und dem gesprochenen Text zusätzlich erklärt. Erst wenn eine Übung mehrmals erfolgreich durchgeführt wurde, darf zur nächsten Übung übergegangen werden.
Viele Hundekurse kostenlos
Die aufwendige technische Umsetzung der App übernimmt Cédrics Schulkollege Niklas Raczek. Der hat sein Know-how schon durch Programmierungen für Firmen wie Siemens unter Beweis gestellt. Die App wird als sogenanntes "Freemium"-Modell angeboten. Einen Großteil der Übungen gibt es gratis, für die Premium-Variante mit allen Inhalten werden 14,99 Euro pro Monat fällig. Mit der Anmeldung für den Newsletter auf
www.my-dogcoach.com gibt es Premium einen Monat kostenlos.
In einem Businessplan hat Cédric seine Ziele klar definiert - verraten möchte er diese allerdings nicht. "Aktuell ist der absolute Höhepunkt der App-Start", macht sich Cédric Hoffnung auf wirtschaftlichen Erfolg. Gleichzeitig betont er aber, dass die Prioritäten woanders liegen. "Mit unserer App wollen wir unser Wissen weitergeben und Hundetraining für jedermann zugänglich machen - und zwar so, dass sowohl Hund als auch Hundehalter Spaß am Training haben." Um das zu erreichen, wird er für seinen Traum in den nächsten Wochen alles geben. "Am Tag der Veröffentlichung werde ich einfach nur erleichtert sein", so der 17-Jährige.