Landrat Christian Meißner hat seine Motivation für die Politik aus der Schulzeit. Dort schilderte sein Sozialkundelehrer Manfred Brösamle-Lambrecht den Einsatz für die Demokratie in den schillerndsten Farben.
Im Kreistag gibt es 50 Plätze. Jede Partei und Gruppierung, die zur Wahl antritt, kann auf ihrer Liste 50 Kandidaten aufstellen. "Das ist die politische Königsdisziplin", sagt Christian Meißner, Landrat und CSU-Kreisvorsitzender. "Wir sind jetzt schon in der Phase, in der das Gerangel um die Plätze entsteht", sagt er. Einerseits versprechen sich Menschen, die sich in der Partei engagieren, auch aussichtsreiche Plätze. Andererseits möchte jede Partei auch Akzente setzen und ihre Listen ausgewogen gestalten.
"In den Parteien sind einfach mehr Männer", sagt Meißner, der auch gerne mehr Frauen auf den Listen und in den Gremien sähe. "Jeder sucht heute Frauen. Das ist heute ein Makel, den man nicht akzeptieren kann oder will", beobachtet der Landrat. Eine Hemmschwelle für Frauen sei, dass sie sich in ein immer noch von Männern dominiertes Feld begeben.
Meißner hofft nun, dass beispielsweise mit Emmi Zeulner, die als Kandidatin für den Bundestag die Delegierten überzeugte, ein weiteres Vorbild da ist, dem andere folgen werden. Nachdem der Wähler sich seine Kandidatinnen oder Kandidaten aus den Listen heraussuchen könne, gibt es auf kommunaler Ebene auch keine Quote. "Und herbeibeten kann ich die Frauen auch nicht", sagt Meißner.
Für die Königsdisziplin "Listenaufstellung" bleiben aber auch so noch genügend andere Parameter. Gibt es auf der Liste genügend Senioren? Junge? Selbstständige? Bauern? Handwerker? Unternehmer? "Und dann bleibt noch die Frage, ob man als Partei seine Liste öffnen sollte für Leute, die zwar kandidieren möchten, allerdings ohne Parteibuch. Dafür muss man Luft schaffen. Im Idealfall nicht auf den Plätzen 47 bis 50", sagt der Landrat, der schon viele Listen aufgestellt hat und auf vielen Listen selbst stand.
Der Lehrer gab den Ausschlag
"Bei mir hat - wie bei vielen - ein guter Sozialkundelehrer den Ausschlag gegeben, dass ich mich entschieden habe, in dem demokratischen Räderwerk mitmachen zu wollen", erzählt er von Manfred Brösamle-Lambrecht, der am Meranier-Gymnasium in Lichtenfels unterrichtet. "Er hat damals demokratisches Engagement in den leuchtendsten Farben dargestellt. Für mich war damals klar, ich will nicht am Spielfeldrand stehen, sondern mitmachen. Bei meinen Eltern hat das wenig Begeisterung ausgelöst."
Heute ist Meißner in der Situation, leuchtende Farben zu verwenden, um Menschen zum Mitmachen zu bewegen. Die Themen für den Landkreis im Jahr bis zu Wahl am 16. März 2014 sind dafür schon da. Wenn das Parkhaus am Klinikum fertig ist, geht der Neubau des Krankenhauses erst richtig los. Das Projekt kostet nach derzeitigen Schätzungen 114 Millionen Euro und wird weit in die kommende Wahlperiode hineinreichen.
Der Landkreis Lichtenfels wird zum 1. Januar 2014 in den VGN, den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg, eintreten. Als dritten Schwerpunkt für die Zeit bis zur Wahl nennt Meißner die Senioren. "Ich habe seniorenpolitische Konzepte aus vielen Landkreisen mitgebracht. Wir wollen jetzt bei uns sammeln, was wir schon haben und dann gemeinsam mit allen Beteiligten entwickeln, wo wir hin möchten", sagt der Landrat. Der Trend gehe weg von vollstationärer Pflege und hin zu ambulanten Diensten. "Das heißt, wir haben viele mobile Senioren, die am Leben teilhaben möchten. Also konzentrieren wir uns dafür auf die Ortskerne. Wie sind wir da aufgestellt?" Wenn Barrieren abgebaut werden, helfe das ganz nebenbei auch dem Tourismus, findet Meißner. All die kleinen Schritte sollen hinführen zu großen Zielen, die er in einem Handlungskonzept festhalten möchte.
Kleine Schritte werden auch den Wahlkampf prägen - und mancher Fehltritt auch. "Ich möchte das nicht gesund beten", sagt Meißner. "Natürlich werden da auch mal die Hörner gesenkt. Das ist nicht aufzuhalten und allzu menschlich." Schließlich gehe es um Mandate und Lebensentwürfe. "Selbstverständlich wird da auch über das Ziel hinaus geschossen." Doch als Kreisvorsitzendem ist ihm wichtig, dass für eine Sache und Person geworben wird. "Gewählt werde ich für meine Ideen für die Zukunft - und nicht für die Kreativität, mit der ich den politisch Andersdenkenden beschimpfe", sagt er. Doch die Protagonisten werden jetzt schon nervöser. "Wer bestehen will, muss seine Ideen plakativ an den Mann bringen", sagt Meißner. Und fügt hinzu: "und an die Frau."
Bei mir hat - wie bei vielen - ein guter Sozialkundelehrer den Ausschlag gegeben, dass ich mich entschieden habe, in dem demokratischen Räderwerk mitmachen zu wollen.
Christian Meißner (CSU)
Landrat