Manfred George aus Bad Staffelstein baute einen BMW 2002 tii neu auf. Rund zehn Jahre stand das Gerippe des Wagens in der Werkstatt - bis Walter Röhrl kam.
Obwohl sich Manfred George vorgenommen hatte, den BMW zu restaurieren, schob er das aus Zeitmangel immer wieder hinaus. Bis Walter Röhrl im April 2016 nach Bad Staffelstein kam. Der Rallye-Profi sah sich den BMW an und hörte Manfred Georges Geschichte. "Bau' das Auto endlich z'samm", lautete Röhrls resolutes Resümee. Manfred George nahm diese Ermutigung wörtlich. Der BMW 2002 tii aus dem Jahr 1971 steht nun restauriert in der Garage.
"Mein Herz schlug schon immer für BMW", sagt Manfred George, der in Bad Staffelstein eine Autowerkstatt und eine Tankstelle betreibt. "Selbst als ich Fiat-Händler war, habe ich einen BMW 2002 gefahren", ergänzt der Kraftfahrzeugmechaniker, der in einer Ford-Werkstatt gelernt hatte. Der BMW 2002 habe ihn immer gereizt, blickt der 63-Jährige zurück. 1974 erwarb er seinen ersten 2002, einen Unfallwagen, den er Teil für Teil neu aufbaute. Vom Motor über die Karosserie bis zum Lack - alles machte er selbst.
"Damals hatte ich schon die Tankstelle", fährt er fort, "ich musste also alles in Nachtarbeit machen". Mit seinem Werk war er dann aber höchst zufrieden. "Mit dem Auto war ich total verwachsen, des konntst' mitm Arsch lenken, das Auto hab' ich immer beherrscht", sagt er im Rallyefahrer-Slang. Denn Rallyes zu fahren, machte ihm zeitlebens Spaß. Selbstironisch sagte er gern zu Gleichgesinnten: "Ich bau' mir Scheibenwischer an die Seitenscheiben, weil ich so häufig quer fahre."
Manfred George wurde Fiat-Händler, brezelte die italienischen Autos auf, fuhr Rallyes mit seinem Ford Escort RS, hatte aber nebenbei immer den BMW. Mit dem 2002 drehte er etliche Runden auf dem Nürburg- und dem damaligen Salzburgring. Und er machte Fahrerlehrgänge bei BMW. Irgendwann verkaufte er den 2002 - und bereute es sofort, als der Wagen vom Hof fuhr.
Zwischendurch kaufte Manfred George einen Abarth Rallye Spider, baute ihn auf, kam aber aus Zeitgründen nicht mehr zum Rallyefahren. Nach vielen Jahren trennte er sich vom Abarth, um seinem Herzen zu folgen und sich wieder einen BMW 2002 zuzulegen. Es war ein normaler 2002, den er mit Original-Teilen zum 2002 tii - "die Perle unter den 2002" - aufbauen wollte.
Das Gerippe, Baujahr 1971, stand daraufhin gut zehn Jahre in der Werkstatt, das Restaurieren ging nur schleppend voran. In dieser Zeit suchte er Ersatzteile, die ihm fehlten. Denn der Wagen sollte zum Original-Alpina werden, mit bauchigen Kotflügeln, genannt "Schweinebacken". Zwar besaß Manfred George einige Motorblöcke, doch das Aggregat musste er komplett neu aufbauen.
Nach Walter Röhrls anspornenden Worten machte Manfred George sich enthusiastisch ans Werk. Viele Dinge erledigte er selbst, denn "die Arbeitsstunden könnte ja keiner bezahlen". Manches ließ er von Spezialisten fertigen. Motor mit Einspritzpumpe, Fahrwerk, Bremsanlage - all das wurde originalgetreu erneuert. "Eigentlich wollte ich mehr selbst machen, doch die Zeit hatte ich nicht", sagt er. Nach und nach wurde der Wagen fertig.
"Das ist kein Alltagsauto", das weiß Manfred George. Zunächst einmal macht er mit dem auf Gewichtsersparnis getrimmten Zweisitzer noch Sonntagsausfahrten. Bei diesen Touren merke er, wo etwas fehlt, was noch gemacht werden muss. Bisher ist er mit dem 2002 tii "vielleicht 500 Kilometer gefahren", denn den neuen Motor darf er nicht allzu sehr hochdrehen, der ist sozusagen noch in der Einfahrphase. Deshalb weiß Manfred George gar nicht so genau, wie schnell der 200-PS-Bolide die 920 Kilogramm Gewicht von Null auf Hundert beschleunigt - "um die siebenkommafünf bis acht Sekunden", schätzt er.
"Was mich wieder reizen würde: Eine Gleichmäßigkeitsprüfung am Ellerberg zu fahren", sagt er und grinst verschmitzt. Und wer weiß, vielleicht erfüllt er sich diesen Wunsch ja im nächsten Jahr. Aber nur, wenn der 2002 tii bis dahin eingefahren ist.