Schlüsselblumen schmecken

2 Min
Gisela Bülling probiert die Blüten der Schlüsselblume. Hinter ihr wachsen Girsch (für Salate) und Waldmeister (nicht nur für Bowle). Rechts die Mannsgereuther Kräuterfee Erna Müller. Fotos: Tim Birkner
Gisela Bülling probiert die Blüten der Schlüsselblume. Hinter ihr wachsen Girsch (für Salate) und Waldmeister (nicht nur für Bowle). Rechts die Mannsgereuther Kräuterfee Erna Müller.  Fotos: Tim Birkner
Jeder findet sein Lieblingskraut: (von links) Gisela Bülling, Erna Müller, Werner Knoth, Liselotte Freitag, Christine Seemüller-Kohles.
Jeder findet sein Lieblingskraut: (von links) Gisela Bülling, Erna Müller, Werner Knoth, Liselotte Freitag, Christine Seemüller-Kohles.
 
Wie hier am "Echten Labkraut" steckt bei jedem Kraut auch ein Schild: Wie es heißt, wofür es gut und wie es anzuwenden ist, steht darauf.
Wie hier am "Echten Labkraut" steckt bei jedem Kraut auch ein Schild: Wie es heißt, wofür es gut und wie es anzuwenden ist, steht darauf.
 
Christine Seemüller-Kohles freut sich auf die essbaren Blüten, die der Flox bekommt.
Christine Seemüller-Kohles freut sich auf die essbaren Blüten, die der Flox bekommt.
 
Alles ist schön beschriftet im Mannsgereuther Kräutergarten.
Alles ist schön beschriftet im Mannsgereuther Kräutergarten.
 

Hacken, jäten, gießen: Die Gartenbauer in Mannsgereuth pflegen den Kräutergarten des Kreisverbands. Die Tür ist immer offen, pflücken und kosten ist jedem erlaubt.

Rosmarin und Dill fehlen noch. Dann ist der Kräutergarten wieder vollständig. Frische Erde liegt auf den Beeten, Hackschnitzel auf den Pfaden dazwischen. Liselotte Freitag, Erna Müller und Gisela Bülling betreuen den Kräutergarten in Mannsgereuth. Wie ein grünes Band ziehen sich Spielplatz, Kräutergarten und Friedhof den Berg hinauf bis zum Waldrand. Die drei Damen sind für den essbaren Teil dieses Bandes zuständig. In acht Beeten pflegen sie ganz normale Kräuter, die auch in jedem anderen Garten wachsen würden. Nichts besonderes. Besonders ist die Ordnung: Die Kräuter sind sortiert nach Kräutern für den Kräuterbüschel, der traditionell Mitte August an Maria Himmelfahrt gebunden wird. Zum Beispiel mit Rainfarn.

Blüten und Kräuter im Salat

Ein weiteres Beet ist voll mit essbaren Blüten.
Während die Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Mannsgereuth, Christine Seemüller-Kohles, am liebsten die gelben oder roten Blüten der Kapuzinerkresse (oder auch Brunnenkresse) isst, mag ihre Stellvertreterin, Liselotte Freitag lieber die süßlichen gelben Blüten der Taglilie, die im September blüht. Auch Borretsch, der blaue Blüten hat, wächst im Kräutergarten.
Dann kommen noch Küchenkräuter, Kräuter des Südens, Kräuter für Tees und Heilpflanzen und essbare Wildkräuter.

"Girsch zum Beispiel kommt bei mir gerne mit in den Salat", sagt Gisela Bülling. Bei den Heilkräutern blühen gerade die Schlüsselblumen. Sie pflückt eine Blüte und isst sie.
"Das schöne an unserem Kräutergarten ist doch, dass jeder vorbei kommen und sich Kräuter holen kann", sagt Freitag. Manchmal holt sie sich zum Kochen etwas Maggikraut (Liebstöckel). Doch der große Run auf die Kräuter bleibt aus. Im Ort haben viele ein eigenes Kräuterbeet, "oder einfach keine Zeit".

Ab und zu besuchen Jugendgruppen anderer Gartenbauvereine den Kräutergarten. Die Tür steht immer offen - und an jeder Pflanze steckt ein Schild. Nicht nur der Name, auch die Verwendung oder Heilkraft steht darauf. Zum Beispiel beim "echten Labkraut", die verwendung für Kräuterbuschen, Tees und für Saft zur äußeren Anwendung. Es ist schweiß- und harntreibend und hilft äußerlich bei chronischen Hautleiden.
"Die Schilder haben wir von der Umweltstation bekommen, Kreisfachberater Michael Stromer hat sie geschrieben", sagt Freitag.

So kann jeder sich seine eigene Führung durch den Garten gestalten. "Uns fehlt für Führungen einfach die Zeit", sagt Freitag. Schließlich müssen die drei Damen alle zwei Wochen einen Arbeitseinsatz organisieren, um die Beete zu pflegen. "Dabei dürfen wir unsere Männer nicht vergessen", sagt Müller. Auch da gibt es ein Trio als festen Kern: Horst Wagner, Max Treusch und Robert Müller packen kräftig mit an, ohne an Arbeiten erinnert werden zu müssen. "Die haben einen Blick dafür, wenn das Gras gemäht oder die Bänke gestrichen werden müssen", sagt Freitag.

An Himmelfahrt war zum ersten Mal ein Gottesdienst im Kräutergarten. Im Juli ist das "Currente Balsen" des Schmölzer Posaunenchors und am 7. September ist in diesem Jahr der "Kaffeeplausch im Kräutergarten". Dann gibt es Kaffee und Kuchen für alle, die vorbei schauen - und natürlich auch Kräuterproben, für die, die wollen. Möglich ist das, weil der Kräutergarten 2007 grundlegend neu gestaltet wurde. Von dem ehemaligen Klostergarten mit vier Vierteln sind nur zwei übrig geblieben. "Die Vielfalt ist geblieben, wir haben nur von jeder Sorte weniger", sagt Freitag. Dafür ist jetzt Platz für eine kleine Gartenhütte und eine Wiese.

Gemeinderat Werner Knoth sieht auch wie die Mitglieder des Gartenbauvereins zusätzlich die Obstbäume in der Flur schneiden. "Ich habe sie daher für den Umweltpreis der Gemeinde vorgeschlagen", sagt Knoth. In der Juni-Sitzung soll darüber entschieden werden.