Rettungskräfte im Kreis Lichtenfels genießen Respekt

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Einsatzkräfte an einer Unfallstelle: Im ländlich geprägten Kreis Lichtenfels werden sie von den Bürgern respektiert und in nur ganz wenigen Fällen bei ihrer Arbeit behindert. Archivbild: Matthias Einwag
Einsatzkräfte an einer Unfallstelle: Im ländlich geprägten Kreis Lichtenfels werden sie von den Bürgern respektiert und in nur ganz wenigen Fällen bei ihrer Arbeit behindert. Archivbild: Matthias Einwag
Stefan Liebl
Stefan Liebl
 
Tobias Eismann
Tobias Eismann
 
Ralf Fenderl
Ralf Fenderl
 
Johannes Stich
Johannes Stich
 

Genervte Autofahrer und notorische Stänkerer, die Rettungskräfte belästigen, sind im Kreis Lichtenfels kein Thema. Eine Umfrage.

Nervöse Autofahrer, die an einer abgesperrten Unfallstelle vorbei wollen, uneinsichtige Passanten, die unterm Trassierband durchschlüpfen, renitente Motzer, die auf Facebook über das vermeintlich zu späte Eintreffen der Rettungskräfte am Unfallort zetern - all dies ist ein gesellschaftliches Phänomen. Vor allem in größeren Städten werden Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst mit Menschen konfrontiert, die aus egoistischen Motiven nicht akzeptieren, dass eine Unfallstelle abgesperrt ist, weil gerade Verletzte geborgen werden oder ein Brand gelöscht wird.

Im Kreis Lichtenfels kennen die Angehörigen der "Blaulichtfamilie" diese Verhaltensweisen bisher fast nur vom Erzählen. Behindert wurde die Arbeit der Einsatzkräfte nur in ganz wenigen Ausnahmefällen. Holger Herold, der Kommandant der Feuerwehr Hochstadt, erinnert sich an einen solchen Fall: Ein Autofahrer hatte die Absperrung der Feuerwehr für eine Prozession nicht akzeptiert, war einem Feuerwehrmann ans Bein gefahren und hatte ihn verletzt.


Beruflich unter Zeitdruck

Man dürfe diese Fälle nicht pauschalieren, denn jeder sei anders, sagt Stefan Liebl, Kommandant der Feuerwehr Bad Staffelstein. Viele Menschen stünden beruflich und privat unter großem Zeitdruck. Aus eigenem Erleben sei ihm nur ein Fall bekannt, der sich in der Staffelsteiner Bahnhofstraße ereignete: Eine Paketzustellerin reagierte unwirsch, weil die Feuerwehr wegen einer lebensbedrohlichen Situation die Straße abgesperrt hatte, um die Drehleiter einsetzen zu können. Der Trend, dass Menschen beruflich unter großem Druck stehen, nehme aber wohl zu.


Rettungsgassen werden gebildet

Größtenteils problemlos verliefen bisher die Einsätze der Staffelsteiner Feuerwehr auf der Autobahn. Die meisten Autofahrer bildeten Rettungsgassen, nur vereinzelt stehe mal ein Fahrzeug im Weg.

Auch was das Motzen in sozialen Netzwerken angeht, habe die Staffelsteiner Feuerwehr bisher keine negativen Posts bekommen. Während andernorts notorische Nörgler und Besserwisser die Einsätze von Rettungskräften im Internet herabwürdigen, ohne Sachkenntnis zu haben, seien die Kommentare - etwa von der Facebook-Gruppe "Mei Staffelstaa" - nicht negativ, sondern wohlwollend. "Da ist das Interesse groß, die Arbeit der Feuerwehr wird wertgeschätzt. Im ländlichen Raum ist das Miteinander wichtiger", sagt Stefan Liebl.

Die allgemein dramatische Tendenz gestalte sich im Kreis Lichtenfels nicht so, sagt Tobias Eismann, der stellvertretende Rettungsdienstleiter im BRK-Kreisverband. Es sei zwar heute nicht mehr so wie vor 20 Jahren, aber auch nicht schlimm. Ausreißer gebe es immer wieder, was das Verhalten von Passanten an Unfallorten angehe. Geändert habe sich vor allem die Erwartungshaltung der Leute. Obwohl der Rettungsdienst wenige Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort eintreffe, sei hin und wieder in vorwurfsvollem Ton zu hören: "Jetzt kommt ihr erst?!" Tobias Eismann resümiert: "Ich kann nicht sagen, dass ich aktenkundige Fälle in den letzten vier Wochen kenne."

Die Polizei zeichnet ein ähnliches Bild. Der stellvertretende Lichtenfelser Inspektionsleiter, Ralf Fenderl, fragte extra bei seinen Kollegen in zwei Dienstgruppen nach - keinem war ein Einsatz in Erinnerung, bei dem es zu Problemen mit pöbelnden Passanten gekommen wäre. Unterm Strich fasst er zusammen: "Uneinsichtige sind die Ausnahme."


Diskussionen am Absperrband

"Bei uns ist es verhältnismäßig ruhig im Vergleich zu Großstädten", sagt Johannes Stich, Einsatzleiter beim Technischen Hilfswerk (THW) Bad Staffelstein. Lediglich an den Absperrbändern für Sportveranstaltungen wie dem Staffelsteiner Altstadt- oder dem Silvesterlauf komme es hin und wieder zu Unmutsäußerungen von Autofahrern und zu Diskussionen mit den eingesetzten Posten - "aber nicht bei Notfällen".