Der Krimiautor Helmut Vorndran installierte an der Oberen Mühle in Rattelsdorf, in der er wohnt, ein neues Schaufelrad, um Strom zu erzeugen. Die Anlage, die soeben ans Netz ging, ist eine der modernsten in ganz Deutschland.
Mühlen sind der Inbegriff für cleveres Energiemanagement. Seit Jahrtausenden nutzen Menschen die Kraft des Wassers. Einst klapperten die Mühlräder, um Mahlsteine zu bewegen. Heute besinnt man sich auf die alte Technik, um mit Wasserkraft Strom zu erzeugen.
Helmut Vorndran, der eine Hälfte der Oberen Mühle bewohnt, sowie Gudrun Büttner und Werner Schmitt, die in der anderen Mühlhälfte leben, haben dies erkannt. Dreieinhalb Jahre planten sie den Einbau eines computergesteuerten Mühlrades. Ein halbes Jahr dauerte die Vorbereitung der Wehranlage und die Installation des sechs Meter hohen Schaufelrades. Nun erzeugt die Anlage Strom, die "Oberen Müller" sind technologisch gesehen deutschlandweit vorn dran, denn sie haben eine der modernsten Anlagen im ganzen Land.
"Ich bin autark, ich brauch' kein Öl mehr", sagt Helmut Vorndran und grinst. Auch den Strom für den Eigenbedarf erzeugt er selbst. Natürlich war der Einbau der innovativen Technik nicht ganz billig: rund 250 000 Euro kostete die komplette Anlage - inklusive des etwa einen Kilometer langen Fischpasses, der er ab 2015 für alle derartigen Anlagen gesetzlich vorgeschrieben ist.
"Wir wollten den neuesten Stand der Technik", sagt Helmut Vorndran, "denn wir wollen, dass das 20 Jahre lang problemlos läuft". Auslöser für den Einbau war das EEG, das Erneuerbare-Energie-Gesetz. Aufgrund dieser Basis wird die Einspeisevergütung geregelt, und die Erzeuger des Ökostroms erhalten 12,5 Cent pro Kilowattstunde als garantierte Vergütung.
Doch kein Preis ohne Schweiß. Beim Bau, erzählt Helmut Vorndran, sei es zu mancherlei Kalamitäten gekommen. Absperrungen seien gebrochen, man habe weit mehr Beton gebraucht als veranschlagt - nämlich 40 Kubikmeter -, der notwendige Einsatz eines Autokrans habe einige Scheinchen verschlungen und der Neubau des Stegs sei so auch nicht vorhersehbar gewesen. "Die Baustelle hat uns alle ziemlich viel Nerven gekostet, denn wenn es nicht geklappt hätte, wären wir pleite gewesen", sagt er.
Mitte September 2013 begannen die Vorarbeiten, am 15. Dezember wurde erstmals Strom ins Netz eingespeist - und inzwischen läuft die Anlage störungsfrei.
Der Autokran, der die zweieinhalb Tonnen schwere Welle des Mühlrades über die Dächer hievte, hat Helmut Vorndran so sehr beeindruckt, dass er diese Maschine gleich in seinen neuen Krimi "Das fünfte Glas" einbaute, der im Juni erscheint.
Nun ist der Rattelsdorfer Kraftwerksbetreiber erleichtert und kann scherzen: "Ich habe mein Leben lang Depressionen gekriegt, wenn's geregnet hat - jetzt freue ich mich, denn da fällt Kohle vom Himmel."
Das High-Tech-Mühlrad, lobt er, habe einen sensorengesteuerte Horizontalrechen und eine elektronische Sofort abschaltung, falls eine Störung eintritt oder jemand ins Wasser fällt. Ob im neuen Krimi wohl ein Mühlenmord geschieht?