Offene Diskussion führen

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Nach dem schlechten Abschneiden der CSU bei der Bundestagswahl wird auch über die Zukunft von Hosrt Seehofer spekuliert. Foto: dpa
Nach dem schlechten Abschneiden der CSU bei der Bundestagswahl wird auch über die Zukunft von Hosrt Seehofer spekuliert. Foto: dpa
Christian Meißner
Christian Meißner
 
Jürgen Baumgärtner
Jürgen Baumgärtner
 
Holger Then
Holger Then
 

Das schlechte Abschneiden der CSU wird auch im Landkreis thematisiert. Rücktrittsforderungen an Seehofer gibt es nicht.

"Wir haben ja am Sonntag drei Wahlergebnisse bekommen", sagt Holger Then, Vorsitzender der Jungen Union im Landkreis Lichtenfels. Christian Meißner wurde mit rund zwei Dritteln der Stimmen als Landrat bestätigt. Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner avancierte zur Erststimmenkönigin im Freistaat. Für die CSU selber lief es nicht gut. Der Rückgang bei den Zweitstimmen fiel zwar etwas geringer aus als im bayerischen Schnitt, doch das ist alles andere als ein Trost. Waren es Stimmen gegen Horst Seehofer? Steht er nun als Ministerpräsident und CSU-Parteichef zur Disposition?
Der CSU-Landtagsabgeordnete Alexander König aus Hof, der Chef des Kreisverbandes Nürnberg-West, Jochen Kohler, meldete sich auf Facebook zu Wort und Thomas Zehmeister, Vorsitzender des Ortsverbands Großhabersdorf in Mittelfranken, veröffentlichte ebenfalls auf Facebook im Namen des Ortsverbandes eine entsprechende Erklärung.
Brodelt es in der Partei und sind das erste Eruptionen oder eher Einzelstimmen? Im Landkreis Lichtenfels ist nichts von Rücktrittsforderungen zu hören. Weder gab es bisher entsprechende Aussagen von CSU-Mitgliedern oder Stimmen in sozialen Netzwerken. Christian Meißner, der auch Kreisvorsitzender der CSU ist, Holger Then und auch der Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner haben bislang auch nichts davon in Gesprächen mit der Basis vor Ort vernommen. Alle drei haben eine klare Position: Erst einmal soll das schlechte Abschneiden genau betrachtet werden. Und in der Folge davon dürfe es keine Denkverbote geben. "Abends um 18 Uhr die erste Prognose hören und am nächsten Tag um 10 Uhr eine Lösung vorlegen - so schnell geht das nicht", sagt Meißner.
Die oberfränkischen JU-Kreisvorsitzenden haben am Dienstag eine Telefonkonferenz abgehalten, in der durchaus kontrovers diskutiert worden sei, sagt Then. Aber man sei sich einig gewesen, erst einmal Ruhe zu bewahren. Am Donnerstag kommt die Kreisvorstandschaft der JU zusammen, um über das Wahlergebnis zu sprechen. Im Landkreis sei unter den jüngeren Mitgliedern der Partei keine Rücktrittsdiskussion entstanden: "Eher im Gegenteil, es gibt Rückhalt für ihn."
Auch Christian Meißner hat entsprechende Rückmeldungen bekommen: "Auch die CSU-Basis schätzt Horst Seehofer, aber es gibt natürlich Zweifel und Verunsicherung."
"Es gibt einen tiefen Wunsch nach Diskussion", sagt Jürgen Baumgärtner. Die Ursachen für das schlechte Abschneiden seien vielschichtig. "Die Kanzlerin hat es uns in den vergangenen Monaten nicht leicht gemacht." Flüchtlinge,Wirtschaftspolitik, Ärztemangel, innere Sicherheit - man sei in vielen Punkten doch erheblich unterschiedlicher Ansicht. Und was ihm im Wahlkampf auch immer wieder entgegen geschlagen sei: "Die Leute betonen, wir sagen zwar das Richtige, aber wenn nicht wir, die in der Regierungsverantwortung stehen, es auch umsetzen: Wen soll ich da noch wählen?"
Also vorerst keine Diskussion ums Personal? Holger Then weist auf eine besondere Situation im Landkreis hin: Mit Emmi Zeulner und Christian Meißner seien hier junge Politiker in der Verantwortung - und das Wahlergebnis habe gezeigt, dass die Bevölkerung ihnen auch vertraue. Jürgen Baumgärtner bringt einen weiteren Aspekt ein: Könnte man nicht die Amtszeit in bestimmen politischen Ämtern begrenzen? "So kommt von ganz alleine Bewegung hinein und damit würden einige Probleme wohl erst gar nicht entstehen."