110 Traktoren tuckerten am Samstag nach Vierzehnheiligen. Ihre Besitzer feierten dort gemeinsam Gottesdienst und ließen die historischen Fahrzeuge segnen.
"Vierzehnheiligen mit dem Traktor erleben, ist Gott die Hand kurz geben." So stand es auf dem knallroten Hanomag aus dem Jahre 1961 bei der Traktoren-Wallfahrt nach Bad Staffelstein. Mit Demut und Diesel bewegte sich am Samstag ein rollender Pilgerzug nach Vierzehnheiligen. Hoch zu Ross auch die Thermenkönigin Katharina I. und Bürgermeister Jürgen Kohmann. 110 knatternde und schnaubende Ackerrösser erklommen mit ihren stolzen Besitzern den Berg, um vor der Basilika christliche Weihen zu empfangen. Die Schlepper kamen aus Ober- und Unterfranken, aus dem Rheinland oder dem Ostallgäu, die meisten "auf Achse", das bedeutet, sie fahren selbst.
Reiner Derra und Walter Mackert von den Oldtimer-Freunden Bad Staffelstein hatten wie in den Jahren zuvor das Spektakel veranstaltet. Für Mackert ist eine Traktoren-Wallfahrt ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer: "Dafür, dass man das ganze Jahr mit dem Traktor unterwegs war, in Hobby oder Beruf, und dass nichts passiert ist - verbunden mit der Bitte, dass auch im nächsten Jahr nichts passieren wird."
Mindestens 30 Jahre alt mussten die Fahrzeuge sein
"Es ist keine Spaßveranstaltung, der Kirchgang gehört dazu", unterstrich Ernst Rösch aus Reichmannshausen bei Schweinfurt. Er war mit einem 42-er Lanz Bulldog Typ 8506 den Berg herauf getuckert. Als Schrotthaufen hatte er den Traktor einmal erworben und ihn in wochenlanger Arbeit liebevoll restauriert. So groß wie ein Wassereimer ist der Einzylinder-Motor und leistet bei 10338 Kubikzentimetern Hubraum stolze 42 PS.
Aus Thüringen war ein halbes Dutzend Oldtimer gemeinsam aufgebrochen. Drei Stunden waren sie unterwegs, der Langsamste gab mit seiner Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h das Tempo vor. Doch er war immer noch einer der Schnelleren der Wallfahrt. Für manchen Lanz-Bulldog sind 20 Stundenkilometer das Höchste. In den Zug reihten sich auch jüngere Schlepper aus den 50er- und 60er-Jahren ein, nicht nur perfekt restaurierte, sondern auch viele "Arbeitstiere", von denen die Kleineren vor allem zur Waldarbeit taugen. 30 Jahre mussten sie mindestens alt sein. Dann standen sie alle oben in Reih' und Glied, die Allgaier, Lanz, Eicher, Deutz, Fendt, Güldner, Bautz, Mc Cormick, Schlüter, Hanomag, Massey-Ferguson und verschiedene Ausführungen russischer oder tschechischer Fabrikate. Der Guardian des Klosters und Rektor der Basilika, Pater Heribert Arens, begrüßte die Wallfahrer. Er begleitete mit Kirchenschweizer Holger Schwind den Ein- und Auszug der Pilger mit der Leuchsentaler Blasmusik und war von den herausgeputzten Schleppern und den gut gelaunten Fahrern angetan.
Der Franziskaner erinnerte daran, dass der Traktor oder Schlepper den Menschen helfe, Lasten zu schleppen. Er hob Glück und Unglück hervor, sagte, dass auch ein gesegnetes Fahrzeug nicht vor jedem Unfall gefeit sei. Der Geistliche wählte den Traum vom Frieden für seine kurze Andacht. Im Anschluss segnete er gemeinsam mit Pater Stanislaus Wentkowski die Fahrzeuge. Nach der Segnung trafen sich die Teilnehmer in der Brauerei Trunk zum Ausklang und Fachsimpeln.