Michelauer Dauer-Kerwa: Anwohner laufen dagegen Sturm

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Auf dem Anger soll nach dem Kirchweihwochenende noch eine weitere Veranstaltung stattfinden. Dagegen regt sich Widerstand. Foto: Gerda Völk
Auf dem Anger soll nach dem Kirchweihwochenende noch eine weitere Veranstaltung stattfinden. Dagegen regt sich Widerstand.  Foto: Gerda Völk

Der Veranstalter wünscht sich neun Veranstaltungstage, etliche Bürger argumentieren sehr emotional dagegen. Auch ein Tiger-BH spielt dabei eine Rolle.

Jetzt, Ende Januar, liegt über den Platz, auf dem im kommenden August die Michelauer Kirchweih stattfinden soll, so etwas wie himmlischer Frieden. Anders dagegen in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend in Rathaus. Im renovierten Sitzungssaal des Altbaus waren die Zuhörerreihen bis auf dem letzten Platz besetzt. Der Tagesordnungspunkt "Michelauer Kirchweih 2016" erhitzte nicht nur die Gemüter im Gremium, auch bei den Anwohnern regt sich Widerstand.
Wie Bürgermeister Helmut Fischer (CSU) bereits in der Dezembersitzung erläutert hatte, möchte der Veranstalter das Fest über einem Zeitraum von knapp zwei Wochen durchführen. Konkret sind neun Veranstaltungstage geplant, davon acht mit Musik. Mittlerweile liegen der Gemeinde eine Eingabe der Nachbarschaft mit Unterschriftenliste vor und eine Eingabe von Anwohnern der Freiherr- von-Stein-Straße. Darin wird sich gegen eine Ausweitung der Kirchweih ausgesprochen und gegen die Art der Veranstaltung. Diese habe wenig mit einer fränkischen Kirchweih gemein.
Von langen Wartezeiten am Bratwurststand (zehn Minuten) ist die Rede, von Personal im "Tiger-BH ohne Schürze", von zitronenfarbigen Lottolastern auf dem Kirchweihgelände und von nicht kirchweihgerechter Musik (unqualifiziertes Gegröle). Bürgermeister Fischer spricht von zum Teil emotionalen Einwänden.
"Wir können keinen Veranstalter verpflichten, dass die Bratwürste innerhalb von zwei Minuten fertig sind, oder dass die Fahrzeuge eine bestimmte Farbe haben." Weiter machte Fischer darauf aufmerksam, dass während der Veranstaltung der Anger für den Verkehr gesperrt werden müsse. Da Anfang August ohnehin Urlaubszeit ist, werde der Anger als Parkplatz nicht unbedingt gebraucht. Grundsätzlich bestehe für den Veranstalter ein Rechtsanspruch auf Durchführung von Veranstaltungen. Eine pauschale Ablehnung oder Untersagung sei rechtlich nicht möglich.
"Sechs Tage Kirchweih reicht. Die Leute (gemeint waren die Anwohner) sind schon genug belastet, da muss nicht noch verlängert werden", argumentierte Gemeinderat Paul Habich (SPD). Im Verlauf der emotional geführten Diskussion betonte Habich mehrmals, dass ein Gemeinderat für die Bürger da sein müsse und nicht für die Verwaltung, das Landratsamt oder die Polizei. Bürgermeister Fischer machte ihn darauf aufmerksam, dass Habich als Schwürbitzer ohnehin wenig von der Kirchweih in Michelau mitbekomme. In seiner Fürsprache für die Anliegen der Bürger meinte Habich die Gesamtgemeinde und nicht einen einzelnen Ortsteil, sonst könnte man "für Schwürbitz wieder einen Bürgermeister einsetzen".
Laut Gemeinderat Hubert Robisch (SPD) seien die Anwohner nicht gegen die Kirchweih, sondern gegen die Verlängerung, da diese eine erhebliche Lärmbelästigung befürchten. Für seinen Fraktionskollegen Roland Braun stellte der Antrag des Veranstalters einen Sonderfall dar, bei dem der Gemeinderat mit entscheiden sollte. Clemens Weisser (CSU) führte ins Feld, dass sich für einen Veranstalter der ganze Aufwand auch wirtschaftlich rechnen müsse. Deshalb seien vier Tage Kirchweih und in der darauffolgenden Woche ein Musikwochenende geplant. Auch in Coburg werde eine große Bühne gleich für mehrere Veranstaltungen genutzt. Michelau werde nach und nach mausetot, befürchtete Weisser. "Alle möchten, dass etwas los ist, aber nicht vor der eigenen Haustür."
Abschließend machte der geschäftsleitende Beamte, Norbert Eiser, deutlich, dass die Gemeinde die Bedenken der Anlieger berücksichtigen werde. Bevor jedoch eine Veranstaltung untersagt werde, müssen schon erhebliche Gründe vorliegen.
Bei der bestehenden 110-kV-Bahnstromleitung Ebensfeld-Steinbach am Wald beträgt der nicht bebaubare Bereich 21 Meter. Für den geplanten Neubau der Trasse ist jedoch ein 30 Meter breiter Streifen vorgesehen. Da die Gemeinde in ihren Festsetzungen die 21 Meter festgeschrieben hat, möchte sie auch weiterhin auf diese bestehen, da sonst ein Baugebiet davon betroffen ist.
Die Gemeinde Weidhausen plant ein bereits bestehendes Wohnbaugebiet im Süden von Weidhausen (Richtung Lettenreuth) zu erweitern. Da Weidhausen dafür eine ökologische Ausgleichsfläche von 3300 Quadratmeter benötigt, möchte die Gemeinde verhindern, dass dies auf Michelauer Gebiet erfolgt.
Aus der letzten nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats gab Bürgermeister Fischer die Vergabe eines Auftrags zur Sanierung von Abscheideranlagen im Bauhof und in den Feuerwehrgerätehäuser in Michelau und Lettenreuth an die Firma Tankschutz Bott GmbH & Co. KG Bad Brückenau in Höhe von 25 500 Euro mit.