Markus Söder kritisiert in Mistelfeld die "Charakterdelle" von Landrat Meißner

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Mädchen in Tracht führten Markus Söder in das Festzelt. Foto: Andreas Welz
Mädchen in Tracht führten Markus Söder in das Festzelt. Foto: Andreas Welz
Markus Söder hatte wieder markige Sprüche parat.
Markus Söder hatte wieder markige Sprüche parat.
 

Finanzminister Markus Söder ist besonders für seine markigen Sprüche berüchtigt, die manchmal auch unter die Gürtellinie gehen.

Selbst vor eigenen Parteifreunden macht er dabei nicht Halt. Erwartungsvoll hatten sich am Montag rund 1500 Besucher im Festzelt der Leuchsentaler Blasmusik versammelt, um ihn zu hören - und sie wurden nicht enttäuscht.
Die ersten Lacher erntete Söder als er die Begrüßung des Kreisvorsitzenden Landrat Christian Meißner kommentierte: "Die lobenden Worte waren angemessen." Dem nicht genug. "Euer Landrat hat eine Charakterschwäche, seine unsägliche Leidenschaft für den FC Bayern München", stellte der FCN-Fan fest. Flugs verbesserte er sich dann: "Es ist wohl nur eine Charakterdelle." Er sei jetzt 20 Jahre erfolgreich als Landrat, lobte Söder und der drei Jahre ältere konnte sich nicht verkneifen anzumerken: "Bei Dir sieht man es."
Nicht gerade bescheiden stellte er die Situation in Europa aus seiner Sicht dar. "Uns ist es noch nie so gut gegangen wie heute. Europa ist stabil, weil es Deutschland hat, Deutschland ist stabil, weil es Bayern hat und Bayern ist stabil, weil es Franken hat." Auch seine eigene Person stellte der Lautsprecher der CSU nicht unter den Scheffel: "Wir haben den besten Ministerpräsidenten, die beste Staatsregierung und den besten ( Pause) Finanzminister." Das wollte die CSU-Gemeinde hören, erste Bravorufe erfüllten das Festzelt.


Eine Nacht mit Baumgärtner

Warum er bei politischen Talkshows auftrete, zum Beispiel bei Maischberger, werde er oft gefragt. Da machte Söder keinen Hehl daraus, "dass es auch Leute geben muss, die etwas Vernünftiges sagen." Das gefiel auch den "Schwarzwählern" aus Roth in ihren neuen T-Shirts. Parteifreund MdL Jürgen Baumgärtner bezeichnete er als Mensch, der im Inneren schüchtern sei, aber sich in München durchsetzen könne. "Mit ihm habe ich eine ganze Nacht verbracht", eröffnete Söder den verblüfften Zuhörern, "aber nicht, was sie denken", fügte er hinzu. Es ginge nämlich um die Asylantenfrage. Er unterschied zwischen Freunden und Parteifreunden, oft seien beide nicht identisch. Es gebe aber auch Abgeordnete, die in ihrem Wahlkreis sagen: "Denen will ich es zeigen in München." Je näher sie der Landeshauptstadt kämen, würden sie immer ruhiger und im Plenarsaal seien sie still. Bei ihrer Rückkehr im Wahlkreis tönten sie dann lautstark: "Denen habe ich es aber gezeigt." In München sei es für einen Politiker ziemlich einfach. In Berlin dagegen sagten viele, was den Journalisten gefällt.
Auch Kanzlerkandidat Martin Schulze geriet ins verbale Fadenkreuz des Franken. Dessen Pläne, das Euro-Finanzsystem zu ändern, seien unrealistisch. Der Staat dürfe den Bürgern nicht in Tasche fassen. Wenn genug Geld in der Kasse ist, müsse der Staat über Steuersenkungen entscheiden und nicht staatsferne Gremien. Als Söder behauptete: "Sie zahlen Steuern wie noch nie und gerne", waren viele amüsiert, andere schauten zu Boden. Beim Länderfinanzausgleich, gegen den die Geberländer Bayern und Hessen klagen, merkte Söder an: "Wir zahlen jährlich sechs Milliarden Euro und kein Nehmerland hat bisher danke gesagt." In Sachen Steuererleichterungen, bei der die CSU den Soli für alle abschaffen will, rief der Finanzminister die Sektsteuer in Erinnerung. Die hab Kaiser Wilhelm II. zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt. "Die Flotte und das Kaiserreich ist untergegangen, aber die Sektsteuer ist geblieben."
Bei der Aufnahme von Flüchtlingen spiele Bayern eine herausragende Rolle, denn durch die Nordsee sei bisher keiner geschwommen. In Berlin habe man versagt, kritisierte Söder. "Dass sie in Berlin keinen Flughafen bauen können, ist bekannt, dass sie aber humanitär versagen, ist unbekannt", sagte er und hob pünktlich um 20 Uhr den Maßkrug zu einem "Prost". Flüchtlinge sollten in erster Line Deutsch lernen. "Wenn sie dann auch verbal bayerisch können, sind sie gut und ganz besonders intelligent wenn sie fränkisch verstehen", war der Heimatminister überzeugt.
Anton Hofreiter, neben Katrin Göring-Eckardt Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion, wünschte sich Söder als Botschafter in Washington. Seine Einschätzung: "Er ist der einzige, der mit Trump zurechtkommt." Die Zuhörer von der SPD im Zelt seien eigentlich ganz nette Leute, bekannte Söder. Bei den Freien Wählern wollte er festgestellt haben, dass sie viele Mails nach Berlin schicken, die aber keiner aufmache. Zum Schluss gab er noch einen "guten" Rat zur Wahl am 24. September. Wenn einer vorher fragt: "Wählst du CSU?" sei das in Ordnung. Demjenigen, der nicht CSU wählen wird, müsse man sagen: "Die Wahl findet erst nächste Woche statt."
Statements gaben die CSU-Bundestagskandidatin Emmi Zeulner und Landratskandidat Christian Meißner ab. Alle drei Lichtenfelser Bürgermeister nahmen an der Wahlveranstaltung teil, die von der Leuchsentaler Blasmusik umrahmt wurde. awe